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mir lieb ist. Es stimmt schon, im Vergleich zur Mainaustrasse sind wir hier draussen ein bisschen gefangen, aber ich bin ja zum Arbeiten da, nicht zum ‹Lädele›.»
Gibt es ein prägendes Rega-Erlebnis? «Wie man mir den Helikopter zum ersten Mal präsentierte. Die Kollegin von der EDV nahm mich mit zur Zürcher Basis. Damals stand der Heli auf dem Dach des Kinderspitals, die Crew logierte in einer Mietwohnung vis-à-vis. Der Pilot, ein charmanter Tessiner, nahm sich viel Zeit, beantwortete meine Fragen, stellte mir die Maschine vor wie eine Geliebte, erklärte Cockpit und Spezialausrüstung, schilderte in gebrochenem Deutsch die Winzlinge in der Transportisolette, Frühgeborene oder kranke Säuglinge. Rührend. Fortan sah ich den Helikopter mit andern Augen. Auf dem Dach des Kinderspitals wurde mir klar: Die Kombination aus Helfen und Fliegen – das ist die Faszination.»
Beatrice Hinder , 1957 geboren, aufgewachsen in Zürich. KV-Lehre, kaufmännische Angestellte im Bereich Warentechnik. Einkauf und Verkauf von elektronischen Bauelementen. LKW-Disposition In- und Ausland, Verzollungen. Disposition und Planung, AVOR, seit 1989 Assistentin Chefpilot Helikopter.
«Wir sind keine Helden!»
Jacques-André Dévaud,
Helikopterpilot und Fluglehrer
Jacques-André Dévaud, Einsatzbasis Lausanne,
auch Prüfungsexperte
Er hat kaum geschlafen: medizinisch anspruchsvolle Einsätze, 48 Stunden Pikettdienst, siebenmal ausgerückt. Wir treffen uns in Zürich. Seit 2009 ist der Walliser Helipilot Jacques-André Dévaud in Lausanne stationiert, über der Stadt, Aussicht auf den See und auf den Mont Blanc. «Eine der schönsten Einsatzbasen», 2009 bezogen, nach fast dreissigjährigem Provisorium. Von den vier Mannschaften ist stets eine rund um die Uhr einsatzbereit: je ein Pilot, Rettungssanitäter und Arzt. Das Universitätsspital Lausanne stellt im Rahmen einer Kooperation die Ärztinnen und Ärzte. Die Einsätze sind vielfältig: Verkehrs-, Arbeits- und Sportunfälle, Suchflüge, Isolettenflüge für Neugeborene und andere Verlegungen von Spital zu Spital, Organtransporte. Vielfältig sind auch die Orte: städtisch und ländlich, Gebirge, Gewässer. Die Basis Lausanne fliegt jährlich gegen tausend Einsätze, rund ein Drittel davon nachts.
Und wenn nichts zu retten ist? Schaggi (unter Freunden) schmunzelt: zahlreiche Weisungen verarbeiten, Anfragen beantworten, Gäste betreuen. Neue Luftfahrthindernisse von Hochspannungsleitungen bis Transportbahnen auf den Landeskarten und im Navigationsgerät des Helikopters eintragen: «Um die neunzig jeden Monat!» Abwechslungsweise kochen für die Wohngemeinschaft auf Zeit. Dann die Putzerei nach Tages- und Wochenplan: Heli aussen, Heli innen, Hangarboden, Schränke, Scheiben. «Einzig am Sonntag haben wir ausser der täglichen Heli-Kontrolle keine Pflichten. Es gibt hektische Tage, von einem Sekundäreinsatz (Verlegung von Spital zu Spital) zum andern, vom schlimmen Verkehrsunfall (Primäreinsatz) zum noch schlimmeren. Und im Grenzgebiet zum Wallis helfen wir uns natürlich aus: Rega, Air-Glaciers und Air Zermatt. Tagsüber ist der Heli in fünf Minuten nach der Alarmierung in der Luft – ist das Wetter gut, erreicht die Rega jeden Punkt der Schweiz innerhalb einer Viertelstunde.»
Seit April 2003 ist ein Eurocopter EC 145 im Einsatz. «Ein geniales Arbeitsgerät, leistungsfähig – und sehr gutmütig. Geräumig, mit Platz für Patient, Arzt, Rettungssanitäter, sogar für eine Begleitperson. Klarer Aufbau des Cockpits – nicht zu viel, nicht zu wenig Informationen. Grosse Scheiben, also gute Sicht. Hoher Haupt- und Heckrotor, das heisst zum Beispiel, beim Landen auf einer Skipiste ist die Gefahr rund um den Heli geringer. Nicht zu vergessen die Rettungswinde mit neunzig Meter Seillänge.»
Minutengenau landete der EC 145 am Abend eines früheren Treffens im Mai 2011 auf der Zürcher Einsatzbasis in Dübendorf. Anderthalb Stunden hat der letzte Checkflug des Tages gedauert, gespickt mit Schräglandungen, Autorotationen und weiteren fliegerischen «Spezialitäten». Auf dem Tisch das Checkformular in englischer Sprache: Punkte zum Ankreuzen. «Ob einer das berühmte fliegerische Gefühl hat, wird daraus nicht ersichtlich. Doch bei jedem Check kann ich etwas lernen, und besprechen wir den Test ernsthaft, profitiert auch der Geprüfte.»
Am Vortag hatte Dévaud mit dem Super Puma Löschwasser über letzte Wurzelbrände im verkohlten Schutzwald zwischen Visp und Eyholz
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