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1414

1414

Titel: 1414 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schläpfer
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Last aus. Nichts passierte. Wir waren ratlos, versuchten einen zweiten ‹go around›, bevor wir – mit einem Gefühl der Ohnmacht – zu Boden gingen. Ohne Schaden. Das Ganze ging sehr schnell. Die Angst kam erst im Nachhinein. Der Grund war ein technischer Defekt, ein Ermüdungsbruch zweier Bolzen, Teile der Steuerung des Hauptrotors. Das sind Ereignisse, auf die man nicht vorbereitet ist. Ursache der meisten Pannen oder Unfälle sind Pilotenfehler. Der Mensch bleibt das schwächste Glied in der Kette.»
    Es gibt Bilder, die er nicht vergisst. Doch nach belastenden Rettungseinsätzen relativiert er: «Verglichen mit dem, was hätte sein können, ist das jetzt nicht so schlimm. Das Leben ist manchmal brutal. Der Arzt hat die schwierigere Mission; er weiss oft nicht, was ihn erwartet. Ich kann wenigstens die fliegerischen Bedingungen, Wind und Wetter einschätzen. Natürlich setze ich mich mit dem Tod auseinander – und bin als Rega-Pilot wahrscheinlich besser vorbereitet als andere.»
    Jacques-André Dévaud, 1970 in Visp (VS) geboren, in Naters aufgewachsen, 1993 bis 1996 Berufsmilitärpilotenschule (BMPS) in Dübendorf. 1996 bis 2003 Berufsmilitärpilot im Ressort Lufttransport des Überwachungsgeschwaders Alpnach Dorf. 1995 bis heute regelmässige Tätigkeit als Freelance-Pilot bei Air Zermatt. Rega: 2003 bis 2009 Pilot auf der Basis Berner Oberland (Gsteigwiler), seit 2009 Basis Romandie (Lausanne). Seit 2004 Fluglehrer für Helikopter in der Rega-internen Flugschule. Seit 2009 führt er im Auftrag des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) Fähigkeitsprüfungen («skill tests») sowie Befähigungsüberprüfungen («proficiency checks») durch.

Von Höhlen, Hunden
und vorübergehendem Tod
Eveline Winterberger, Ärztin



Eveline Winterberger baute die medizinische Ausbildung der SAC-Retter auf
    Wir treffen uns an einem Morgen in Luzern. Um zwölf Uhr beginnt ihr Notfalldienst im Kantonsspital: Open End – oft Hand in Hand mit der Rega.
    Eveline Winterbergers spannendster Einsatz liegt fast zehn Jahre zurück. Eine Höhlenrettung. So selten wie schwierig. Manchmal spektakulär. Solche Bergungen können tagelang dauern und Dutzende von speziell ausgebildeten Rettern beanspruchen – Ärzte, Taucher, Sprengfachleute.
    Der Alarm auf der Berner-Oberland-Basis Gsteigwiler kam am frühen Nachmittag. «Ich hatte für die Crew gekocht, wie meist, weil ich lieber koche als den Heli putze. An diesem Tag fand ich mich zu dick – und hatte aufs Essen verzichtet. Bei Höhlenrettungen muss man sich die ersten 24 Stunden selber verpflegen. Verflixt, ich hab Hunger, das war mein erster Gedanke.»
    Um 14 Uhr flog der Heli die Ärztin zum Einstieg am Hohgant im hinteren Emmental. In der Tasche hatte sie einen Apfel und ein Mars. Ein Heli aus Bern brachte Höhlenretter, wasserdichtes Material – «Höhlen sind dreckig» –, Helme mit Karbidlampen. Sie seilten Eveline Winterberger vierzig Meter ab in eine Grotte, dann durch eine Engstelle, dann nochmals fünfzig Meter tiefer. Um 15 Uhr war sie beim schwer verletzten Patienten, verarztete ihn, ihr Magen knurrte. «Iss mein Sandwich», sagte er. Als sie ihn dann transportieren wollten, zeigte sich: Die Engstelle war zu eng für einen Verletzten. Was nun? Es braucht Sprengspezialisten. «Eine kurze Sache», meinten die Helfer.
    Die Ärztin kehrte zurück zum Eingang, orderte mehr Medikamente und Infusionen und stieg um 20 Uhr wieder hinunter. Die Spezialisten hatten inzwischen eine Telefonleitung gelegt, Löcher gebohrt und mit Munition gefüllt. «Wir sprengen gleich.» Es blieb still. «Ich sass da, dachte, ich bin im falschen Film. Hinauf konnte ich nicht mehr, die Telefonleitung war gekappt, weder Funk noch Natel ging. Es begann zu regnen, überall drang Wasser ein. Wir waren zu viert, stellten ein Biwak auf, kochten mit den Karbidlampen Tee und Suppe. Der Patient jammerte nie. Höhlenforscher, sogenannte Speleos, sind eine besondere Spezies. Zeit spielt keine Rolle, anders als bei der Rega, im Spital.»
    Um 22.30 Uhr endlich die Sprengung, erst die Druckwelle, dann der Steinschlag. «Alles war berechnet. Vertrauen braucht es dennoch. Wir brachten den Patienten nach oben, hofften, der Heli könne fliegen. Er konnte nicht. Nebel und Nacht. Es war ein Uhr. Die modernen Tragbahren, sarkophagähnlich, sind genial. Der Patient wird in einen Daunenschlafsack gepackt, mit Spezialschaum fixiert und mit einem ‹Gstältli› im Sarkophag angeseilt. Darüber kommt ein Deckel mit

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