1414
1955 im familiären Bankhaus Julius Bär, 1960 bis 1979 als Mitglied in der Geschäftsleitung, ab 1980 im Verwaltungsratsausschuss. Thomas Bär würdigte seinen Cousin als unkomplizierte, farbige Persönlichkeit, die «wohltuende Farbflecken in das vielfach monotone Grau der Wirtschafts- und Bankenwelt» setzte. Ein Individualist, Nonkonformist. Ein Abenteurer von «ungeheurer Anziehungskraft» auf Kunden und Mitarbeiter. «Die eigene Mischung von Gentleman, Sportsman und Banker war sein Schlüssel zum Erfolg. Seine Kunden wurden Freunde, seine Freunde wurden Kunden.»
Ein Geniesser. Zusammen mit Gattin Ray Bär-Salisbury erkundete er die entlegensten Winkel der Erde in seiner zweimotorigen Golden Eagle. Sein Ferienhaus in Irland stand inmitten lachsreicher Gewässer; seinen Fang räucherte er selber.
In der Nacht des 11. November 1998 versagte sein Herz. «Wenige Stunden zuvor hat mir Peter seine Pläne vom Heliskifahren im kommenden Winter vorgestellt.» Sogar ein Trekking im Mount-Everest-Gebiet wurde besprochen. Sepp Inderkum, Bergführer, Hotelier, Rega-Stiftungsrat, erinnert sich, erzählt von Pulverschneeabfahrten im Hochwinter, steilen Sulzschneehängen im Frühjahr, vom Fischen in Norwegen und Irland. Von seinem Freund, «der immer in die Zukunft blickte».
Peter J. Bär, Ansprachen der Abdankung vom 18. November 1998
Fliegender Hotelier
Fredy Wissel (1905–1994)
Er pilotierte Heinz Rühmann, Herbert von Karajan, den griechischen Reeder Niarchos, Schah Reza Pahlavi. Der Bündner Fredy Wissel war der erste zivile Gletscherpilot der Schweiz. Der erste Pilot der Rettungsflugwacht. Ab 1950 erprobte er systematisch Gebirgslandeplätze mit seinem Dänischen Storch, ausgestattet mit fixen Skiern, das heisst, er konnte nur starten, wenn in Samedan eine ausreichende Schneedecke lag. Als die Bestimmungen noch weitmaschiger waren, «hüpfte» er mit Touristen gern von einem Gletscher zum andern, überzeugt, die Skilifts und Seilbahnen störten den Frieden der Berge mehr als die gelegentliche Landung eines Kleinflugzeugs.
Fliegen wollte er schon als Bub. Doch erst musste er das Hotel seiner Eltern übernehmen; für den Traum blieb weder Zeit noch Geld. 37-jährig sass er in einem Segelflieger, vier Jahre später erwarb er das Motorflugbrevet – und landete mit einer 65 PS schwachen Piper L4 im Februar 1948 erstmals auf der Corviglia, drei Jahre später auf dem Piz Corvatsch.
Befreundet mit Hermann Geiger, leiteten sie auch gemeinsam Gletscherlandekurse. «Wir waren sehr verschieden. Er war draufgängerischer als ich. Musste es sein, er machte das Fliegen ja zum Beruf, während ich stets der ‹fliegende Hotelier› und ‹Gentleman-Pilot› blieb.» Sein denkwürdigstes Abenteuer? Ein Motorenschaden zwang ihn zur Notlandung am Piz Palü. Hermann Geiger schleppte ihn mit einer Turbo Pilatus ab, ein Manöver, das noch niemand gewagt hatte und viele Experten für aussichtslos hielten. Beim Fliegen sei immer «ein bisschen Glück» dabei. Selbstdisziplin sei allerdings wichtig. Wissel rauchte nie mehr als drei, vier Zigaretten pro Tag, hielt Mass auch bei Tisch.
Rudolf Bucher: «Seine ungezählten Gletscherlandungen, Verproviantierungs-, Evakuations- und Rettungsflüge mit dem damals zwar geeignetsten, aber dennoch zu gewagten Flugzeug waren kühn und mutig im schönsten Sinne des Wortes. – Immer eilte er hin zum Hangar von Samedan, fort von seinem Hotelbetrieb, um mit der Gewandtheit eines fliegerischen Meisters zu Hilfe zu fliegen.» 1982 wurde er Ehrenmitglied der Rettungsflugwacht. 1987 schloss der 82-Jährige seine Flugkarriere ab – nach 15 000 Starts und Landungen, davon etwa 10 000 auf Schnee.
Rudolf Bucher: Fliegen, Retten, Helfen. Werden, Aufbau und Bewährung der Schweizerischen Rettungs-Flugwacht von den Pionieren des Alpenflugs bis ins Jahr 1959, Verlag Lüdin, Liestal 1961
Der «Adler von Sion»
Hermann Geiger (1914–1966)
Der Wunsch, «durch die Luft dahinzuschweben», ist so alt wie seine Erinnerung. Als kleiner Bub lag er im Gras der Bergwiesen und beobachtete den Flug der Dohlen und Adler. Jagte sie mit einem Pfiff auf, weil er stets neu beobachten wollte, «wie sanft sie auf den Felsspitzen überm Abgrund landeten». Schnell kapierte er, dass die Vögel sich von einem unveränderlichen Naturgesetz leiten liessen: «Sie starteten und landeten immer gegen den Wind.» Er war zwölf, als er aus dünnen, verleimten Tannenbrettchen ein Flugzeug bastelte, auf den Lutton kletterte, eine
Weitere Kostenlose Bücher