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zur Bergung aus Seen. Wagemutig lotete er die Leistungsgrenzen der schwach motorisierten Fluggeräte aus und brachte später Hermann Geiger das Helikopterfliegen bei. Rudolf Bucher: «Er hat als gewandter und mutiger Pionier die Helikopterfliegerei, insbesondere unsere Rettungsflugwacht, ein gewaltiges Stück vorangetrieben.»
Sepp Bauer liebte die Herausforderung. 1918 im thurgauischen Steckborn geboren, begann seine Laufbahn 1942 mit der Ausbildung zum Militärpiloten auf Flächenflugzeugen. Nach dem Krieg arbeitete er als Fluglehrer und Airtaxi-Pilot. Unruhig und ohne neue Projekte, wurde ihm die Schweiz zu eng. Für Air Lloyd Deutsche Pflanzenschutz-Fluggesellschaft GmbH baute er einen Hubschrauberdienst auf – Geschäftsführer, Chefpilot, Fluglehrer und Mechaniker. Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Entwicklungshilfe zog er mit einer Equipe nach Afrika zur Bekämpfung der Tsetsefliege und anderer Schädlinge.
Rudolf Bucher: Fliegen, Retten, Helfen. Werden, Aufbau und Bewährung der Schweizerischen Rettungs-Flugwacht von den Pionieren des Alpenflugs bis ins Jahr 1959, Verlag Lüdin, Liestal 1961
Die Frau im Cockpit
Ursula Bühler Hedinger (1943–2009)
«Ich bin immer meinen Weg gegangen, nie stehen geblieben.» Noch nicht achtzehn, brannte Ursula Bühler nach Amerika durch. Heuerte in Rotterdam auf einem Frachtschiff als Putzkraft an. Man liess sie auf die Kommandobrücke, Navigation und Technik faszinierten sie. Die Reise legte den Grundstein für ihre Fliegerei. Gegen den Willen ihres Vaters Fritz Bühler machte sie als erste Frau in der Schweiz den Berufspiloten, den Blindflugpiloten, den Linienpiloten, den Gletscherflugpiloten, den Fluglehrer. 1971 leuchteten vier goldene Streifen auf ihrer Kapitänsuniform.
Sie war auch die erste Pilotin der Rettungsflugwacht. Nicht immer einfach, sich in Nordafrika oder im Nahen Osten Respekt zu verschaffen. Einmal habe sie nach der Landung kurzerhand den Pilotensitz mit dem Arzt getauscht, damit die Hierarchie in Ordnung war. Sie war dabei, als 1972 der erste Learjet in den Rega-Hangar rollte, und prägte an der Seite ihres Vaters die Repatriierungsfliegerei wesentlich mit. Die Mutter starb, als Ursula dreizehn war. «Mit ihr verlor ich meine Wurzeln.» Das Mädchen schwänzte die Schule, trampte nach England. Der Vater stöberte sie auf, «er hat nie geschimpft». Er habe ihre Abenteuerlust wohl geschätzt, erzählt sie in einem Gespräch mit «NZZ Folio», es aber nicht zugeben dürfen. Er steckte sie in eine Lehre als Laborantin. Während dieser Zeit bestand sie auch die Auto- und Motorradprüfung, die Dampfwalzenprüfung. «Ich habe die Europabrücke in Zürich gedampfwalzt.»
Eine Chrampferin. Vier, fünf Stunden Schlaf reichten ihr. Sie arbeitete am Tropeninstitut in Basel und steckte jeden Franken in die Flugausbildung. Heiratete 1970 ihren ersten Flugschüler, Swissair-Bordingenieur Hans Hedinger. Nach der Geburt des ersten Kindes flog sie weiter, «gegen den Willen des Luftamtes». Beim zweiten wollte man ihr das Sorgerecht entziehen. Sie bildete sich zur Montessori-Kindergärtnerin aus – und flog weiter. Eine «spannende Kindheit» für ihre Sprösslinge, fand sie: «Wir musizierten, reisten mit dem ‹Rössli Hü› um die Welt und mit dem Globi durch Paris. Und bei Vollmond vergruben wir Schätze im Garten.»
Sie ist bis zwei Monate vor ihrem Tod geflogen, hatte 2000 Flugschüler ausgebildet und unfallfrei 15000 Flugstunden absolviert. Am 3. Januar 2009 starb sie an Krebs.
«Wer wohnt da?» Heimelige Höhenflüge, aufgezeichnet von Gudrun Sachse, NZZ-Folio 09/08
Ruedi Baumann, Die erste Jetpilotin der Schweiz fuhr sogar Dampfwalze, Tages-Anzeiger, Januar 2009
«Wir wollen den Pioniergeist wachhalten»
Ernst Kohler im Interview
Der CEO über die Rega – heute, morgen
Franziska Schläpfer: Die Rega steht glänzend da – das modernste Luftrettungssystem der Welt, auf dem neuesten Stand der Technik, einzigartig in den Lüften. Im Inland verehrt, geliebt und bewundert, im Ausland als Organisation und Partnerin respektiert. Ihre Abteilungen arbeiten famos, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind hoch motiviert – und die Gönner spenden. Sie könnten sich zurücklehnen, den Sonnenplatz geniessen – und wir könnten das Gespräch kurzfassen. Ich beglückwünsche Sie – und will Sie nur noch fragen: Wozu braucht die Rega einen CEO?
Ernst Kohler: Sechzig Piloten, dreissig Ärzte, Rettungssanitäter, Mechaniker, über
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