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mir Persönlichkeiten, die den Wert unserer Stiftung kennen, die wissen, wie man die Rega strategisch führen muss. Das Fachwissen hat die operationelle Führung; und die Überwachung dieses Fachwissens ist umfangreich, angefangen beim Bundesamt für Zivilluftfahrt über Stiftungsaufsicht, Finanzkontrolle, Interverband für Rettungswesen, die Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 und so weiter.
Seit Januar 2011 sind Sie CEO der Rega, vorher «nur» Vorsitzender der Geschäftsleitung. Haben Sie das langjährige Primus-inter-Pares-System beendet?
Der Stiftungsrat, auf Antrag der gesamten Geschäftsleitung. Das alte System kostete zu viel Energie, forderte zu viele Kompromisse. Die operative Leitung ist jetzt breiter abgestützt, die Geschäftsleitung wurde erweitert, wichtige Bereiche sind ebenfalls vertreten. Einerseits sind wir klarer, fassbarer organisiert, andererseits sind mehr Kompetenzen und jüngere Gesichter in der Geschäftsleitung vertreten.
Die Kohlers sind eine Bergführer-, eine Retterdynastie.
Die Geschichte der Luftrettung begann eigentlich im November 1946, nach dem Absturz einer amerikanischen Douglas C 53 Dakota auf dem Gauligletscher. Die Rettungskolonne erreichte nach dreizehn Stunden Aufstieg die Unfallstelle. Ernst Kohler, Jahrgang 1915, war dabei, mein Grossvater. Dann gibt es Ernst Kohler, Jahrgang 1940, auch Bergführer, mein Vater. Schliesslich mich. Als ich 25-jährig stellvertretender Rettungschef von Meiringen wurde, herrschte in der Familie nicht nur Freude. 1975 stürzte mein Onkel, Bruno Kohler, Ausbildungschef der Schweizer Bergführer, 33-jährig bei einer Helikopterrettung ab. Flog nachts ein Heli Richtung Grimsel, Susten, Engelhörner über Grossmutters Haus, fragte sie sich, ob wohl der Aschi drin sei, ihr Enkel. Sie verbarg ihre Angst, telefonierte vielleicht anderntags in der Hoffnung, ich nehme das Telefon ab.
Klettert der Aschi Kohler noch?
In meiner Freizeit. Leichte und mittlere Bergtouren, das schon. Letzten Samstag war ich mit den Söhnen auf dem Mönch.
Ernst Kohler, 1963 in Meiringen (BE) geboren, gelernter Elektromonteur, Bergführer, stellvertretender Rettungschef der Rettungsstation der Alpinen Rettung in Meiringen. 1987 trat er ins damalige Bundesamt für Militärflugplätze ein, war zuletzt im Range eines Obersten der Luftwaffe Betriebsleiter und Kommandant des Militärflugplatzes Meiringen. Karriere bei der Rega: 1999 bis 2005 Stiftungsrat, seit 2006 Vorsitzender der Geschäftsleitung, seit 2011 CEO.
Die Chronik
60 Jahre Rega
Vorgeschichten
Retten aus dem Wasser. Am 9. April 1933 gründet Fred Jent, Sportredaktor der «Basler Nationalzeitung», mit Gleichgesinnten die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) im «Kaufleuten» (Zürich). Sie will zu Wasser, zu Land und aus der Luft retten. Ein Anspruch, der erst mal ins Wasser fällt wegen interner Machtkämpfe, fehlender Anerkennung, knapper Mittel. Man konzentriert sich aufs Retten aus dem Wasser. An der dritten Delegiertenversammlung im Mai 1937 diskutieren die fünf Delegierten bereits die Auflösung. Mit der Wahl von Rudolf Bucher zum Zentralpräsidenten wendet sich das Blatt.
Retten aus der Luft. Zwölf Sekunden dauert der erste Motorflug, ein Hüpfer über 60 Meter der US-amerikanischen Brüder Wright am 17. Dezember 1903. Er löst ein Flugfieber aus, auch in der Schweiz. Der Genfer Armand Dufaux bleibt am 12. Juli 1910 mit dem selbst gebauten Doppeldecker 31 Minuten in der Luft. René Grandjean aus Avenches rüstet seinen Eindecker mit Skikufen aus und fliegt 1911/12 Passagiere auf den gefrorenen Davosersee – die Geburtsstunde des alpinen Schnee- und Gletscherlandeflugs.
Am 19. März 1922 setzt der deutsche Franz Hailer mit einer Rumpler C-I auf Skiern zwei Passagiere auf der Zugspitze ab. Laut Rudolf Bucher war dieser erste Gletscherflieger «der Zeit zu weit voraus». Ein Pionier ist in den 1940er-Jahren auch der Schweizer Fliegeroberst Fritz Gerber; mit seinen Leuten bringt er mithilfe eines Fallschirms Medikamente und Verpflegung in abgeschnittene Bergdörfer. 1942–1945 entwickeln Othmar Bloetzer und André Bridel (Obersten der Fliegertruppe) den ersten Gebirgs-Flugbetrieb und retten 45 Menschen. Diese Hilfe baut die Direktion der Eidgenössischen Militärflugplätze ab 1951 systematisch auf.
Pioniere der Luftrettung sind vor allem Piloten der Schweizer Armee. Am 19. November 1946 kracht eine Douglas C 53 Dakota der US Air Force auf dem Flug von Wien nach Marseille im Schneesturm mit
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