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1414

1414

Titel: 1414 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schläpfer
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Nebel. Der TCS pickt einige Rosinen aus dem Kuchen – er bietet sinngemäss die Intercity-Linie Zürich–Bern an. Sein Angebot ist schlicht überflüssig. Kurzfristig ist die Rega sicher nicht gefährdet. Mittel- und langfristig untergräbt der TCS die Finanzierung der Schweizer Luftrettung. Ob TCS und AAA günstiger fliegen können, ohne bei der Qualität oder Verfügbarkeit grosse Abstriche zu machen, bleibt abzuwarten.
    Repatriierungen im Auftrag des TCS gingen seit 2009 um 75 Prozent zurück. Ist der Touring Club, einst ein bester Kunde der Rega, verbunden sogar mit einem Kooperationsvertrag, nicht zufrieden? Ist die Rega zu teuer? Oder will sich der TCS angesichts sinkender Mitgliederzahlen selber profilieren?
    Letzteres trifft wohl eher zu. Das neue Angebot des TCS ist aus meiner Sicht vor allem aus Marketing-Perspektive zu erklären. Viele Versicherer und Auftraggeber sind mehr als zufrieden mit uns: mit den Preisen, der Verfügbarkeit der Flugzeuge, der Qualität.
    Überall in der Wirtschaft dienen Wettbewerb und Konkurrenz den Kunden. Ist das im Rettungsbusiness anders?
    In einem freien Markt senkt der Wettbewerb die Preise – sofern er nicht zum Zusammenbruch des Marktes führt. Im Rettungswesen, meine ich, gibt es keinen freien Markt, weil man kein Geld verdienen kann. Eine Feuerwehr, die 24 Stunden am Tag bereitsteht, wird nie Geld verdienen. Gibt es für diese Feuerwehr einen freien Markt? Rettungswesen und Feuerwehr sind ein Service public, den jemand leisten muss. Im Fall der Luftrettung ist dieser jemand die Rega. Fliegen nun andere die angenehmen, planbaren Einsätze am Tag und überlassen der Rega die unbequemen, teuren, anspruchsvollen Missionen, wird die Rega für diese Einsätze mehr Geld verlangen müssen – letztlich zulasten des Service public. Das will niemand, weder die Bevölkerung noch die Politik, am wenigsten der Patient. Wir wehren uns gegen eine Kommerzialisierung der Luftrettung in der Schweiz.
    Seit Juni 2008 muss die Rega jährlich 5,5 Millionen Franken Mehrwertsteuer auf Gönnerbeiträge bezahlen. Was war der Auslöser?
    Die Steuerbehörde stellte fest, dass die Rettungskarten der Air-Glaciers mehrwertsteuerpflichtig sind. Die Walliser zogen den Entscheid vor Bundesgericht – und verloren. Die Eidgenössische Steuerverwaltung machte sich ihren Reim: «Das trifft doch auch auf die Rega zu» – und änderte ihre Praxis.
    Sie gingen ebenfalls erfolglos vor Bundesgericht. Was passiert jetzt?
    Wir versuchen, auf politischem Weg Einfluss zu nehmen und das Gesetz so zu ändern, dass unsere Gönnerbeiträge von der Mehrwertsteuer befreit sind.
    Wie stehen die Chancen?
    Gut. Ich hoffe, in einigen Jahren wird es so weit sein, und appelliere an die Vernunft der Politiker, der Gemeinnützigkeit nicht Mittel zu entziehen für eine Aufgabe, die sonst der Staat leisten müsste.
    Und sollte es nicht klappen?
    Dann würden wir als letzte Möglichkeit vielleicht eine Volksinitiative lancieren. Mit guten Chancen bei 2,4 Millionen Gönnern und Gönnerinnen.
    Die Mehrwertsteuer-Millionen könnten Sie bestens gebrauchen für die enormen Anstrengungen, sogenannte GPS-Anflüge und -Abflüge für Helikopter einzuführen. Wem nützen diese? Sind Aufwand und Ertrag gerechtfertigt?
    Die Anstrengungen kommen den Patienten zugute, die wir dank Flug nach Instrumenten auch bei schlechtem Wetter in ein Zentrumsspital transportieren können – ohne zeitraubende Umwege. Der Aufwand ist jedoch gigantisch. Zu viele Vorschriften, zu hohe Hürden. Es ist fast unmöglich, auch nur einen kleinen Schritt voranzukommen. Mittlerweile ist immerhin der GPS-Anflug auf das Inselspital Bern bewilligt.
    Sie wollen aber mehr.
    Es gibt zwei Zentren für Verbrennungsopfer: Zürich und Lausanne. Es muss doch möglich sein, bei jedem Wetter einen Patienten von Interlaken in ein Verbrennungszentrum zu fliegen, statt zweieinhalb Stunden mit der Ambulanz über den Brünig zu fahren. Die Technik ist da, wir brauchen nur noch die Bewilligungen.
    Wollen Sie das Schicksal austricksen?
    In einem gewissen Mass sicher. Will der Mensch nicht auch Unmögliches möglich machen? Ich bin überzeugt, in zehn Jahren ist es technisch machbar, jeden Punkt in der Schweiz im Nebel anzufliegen. Erinnern Sie sich an die Lawinenschnur, die Skitourenfahrer und Bergsteiger früher um den Bauch trugen und bei Gefahr hinter sich herzogen? Die Retter sind einfach der 25 Meter langen roten Schnur gefolgt…
    Hänsel und Gretel mit den Brotbröcklein.
    Genau.

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