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1415 - Die Spur des Propheten

Titel: 1415 - Die Spur des Propheten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Blick zu und sah auf die Schirme. „Glaubst du, daß sie in Gefahr geraten, Perry?"
    „Nein, Lalla. Bestimmt nicht. Jedenfalls noch nicht jetzt.
     
    3. Der Weg nach Magellan
     
    Salaam Siin brauchte eine halbe Stunde, bis sein Membrankranz wieder Töne hervorzubringen vermochte.
    Er stand noch immer unbeweglich vor Merylls Kabine. Die Frau hatte sich umgezogen, die Kerzen gelöscht und ihn dann hinausgedrängt. Ihre Schicht begann jetzt; Salaam Siin wußte das, weil Tifflor es ihm verraten hatte. Wie konnte sie an so profane Dinge wie ihren Arbeitsbeginn denken? Jetzt, da er Merylls Unterstützung so nötig gehabt hätte!
    Du wirst nie wieder singen.
    So lautete ihre Prophezeiung oder besser die Vorhersage der Karten.
    Bald ist es soweit.
    Wie bald? Und was würde geschehen?
    Er, der Meistersänger, der einstige Führer aller Sänger von Mardakaan, sollte nie wieder singen.
    Vielleicht ein Unfall, dachte er, oder ich werde sterben ... Nein, vom Tod war keine Rede gewesen, nur davon, daß ihm Schmerz zugefügt werde. Die Zukunft sei unvermeidlich, hatte Meryll in ihrer überzeugenden Weise behauptet, und in den Karten liege eine Möglichkeit, ein paar Geheimnisse vorzeitig aufzudecken.
    Wahrheit oder geschickte Lüge? Salaam Siin wußte es nicht, er wußte überhaupt nichts mehr mit Gewißheit in diesen Sekunden.
    Dabei hätte er als Mitglied eines seit langer Zeit raumfahrenden Volkes ihre Worte von vornherein als Unsinn abtun müssen - so wie Julian Tifflor oder alle anderen an Bord der PERSEUS.
    Wie betäubt tappte Salaam Siin zum nächsten Antigravlift. Ein sanfter Zug ließ ihn im Schacht abwärts gleiten, und dabei stieß er willentlich konzentriert erstmals wieder ein paar Akkorde aus. Der erbärmliche Klang versetzte ihm einen zweiten Schock. Schweigend legte er den Weg zur unteren Polschleuse zurück und wechselte von dort aus in die HARMONIE über.
    Er wies die Syntronik an, ein wenig auf Abstand zur PERSEUS zu gehen. Weit oben verschleierte der Akustikschirm den Blick auf jene fernen Sterne, die von außerhalb der Milchstraße sichtbar waren.
    Der Meistersänger pfiff kurz und unglücklich. Nur mit halber Aufmerksamkeit verfolgte er, wie der Ton sich am eiförmig gewölbten Schirm und der blanken Metalloberfläche der Schüssel brach und schließlich den ganzen künstlich umschlossenen Raum erfüllte.
    Der Meistersänger stimmte eine traurige Melodie an. Seine ganze Verzweiflung lag darin, und er schämte sich ein wenig, daß eine Frau mit einem Kartentrick ihn so sehr aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen hatte. Denn so sah er die Dinge inzwischen: ein simpler Trick und eine Gemeinheit obendrein.
    Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken. „Ah, Salaam Siin. In so schlimmem Zustand habe ich dich selten gehört." Es war Dao-Lin-H'ay, die Kartanin. „Du hättest dir meine Worte nicht so sehr zu Herzen nehmen sollen. Ich war aufgebracht, weil niemand sich des letzten NARGA SANT-Fünftels annimmt.
    Verstehst du das? Ich wollte dir keinen Vorwurf machen."
    Salaam Siin schwieg eine Weile, und endlich ließ er die zerbrechliche Melodie versiegen. „Das ist es nicht, Dao-Lin. Etwas anderes ..."
    „Willst du es mir sagen?"
    „Nein."
    Die Kartanin trat nahe an ihn heran und legte mitfühlend eine Hand auf seinen Körper. Salaam Siin spürte ihre Nähe, und er war froh darum. Ohne sie hätte er vielleicht seinem inneren Drängen nachgegeben und wäre sofort in Richtung ESTARTU aufgebrochen. Natürlich lag keine Lösung in einer solchen Handlungsweise, aber er hätte es trotzdem getan.
    Eine neue Melodie entstand wie von allein in den Kammern seines Membrankranzes. Etwas neue Hoffnung kam darin zum Ausdruck, ein erwachendes Lebensgefühl. Salaam Siin hob fünf seiner sechs Armpaare und schlang sie um Dao-Lins Rumpf, als wolle er Schutz suchen.
    Und in der Tat war es so: Gleichzeitig stieß der Meistersänger ein paar Signaltöne aus.
    Ringsum entstand eine Illusion der Großen Arena von Mardakka. Hunderttausend Ophaler erfüllten die Luft mit dem typischen Klangteppich, wenige Minuten vor Beginn eines sängerischen Wettstreits. Eine Woge aus roter Borkenhaut und farbenfroher Kleidung, keines der Gesichter nahe genug, kein einziger Ton präzise deutbar.
    So fühlte sich Salaam Siin wohl. Und er war froh, daß Dao-Lin seine Arme nicht abschüttelte. Ein paar Minuten später ließ die Syntronik die Umgebung verblassen, aus Illusion entstand das Schwarz der Milchstraßenrandzone. „Ich muß nach meinen Leuten

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