1415 - Letzte Station Hölle
öffnete sich ein Schacht oder Tunnel.
Marlene und Marek schauten sich an.
»Das habe ich nicht gewusst«, flüsterte sie.
»Ich auch nicht.«
»Ist das ein Fluchtweg?«
Frantisek wollte sich da nicht festlegen und probierte das Gleiche am anderen Rahmen. Auch hier kippte der Ausschnitt weg, als er genügend Kraft eingesetzt hatte.
»Das Haus scheint untertunnelt zu sein«, sagte der Pfähler. »Oder es gibt auch Gänge zwischen den Stockwerken, die sie miteinander verbinden. Ich weiß es nicht.«
»Für uns Fluchtwege?«
Darüber hatte Marek bereits nachgedacht. Es gab ansonsten nur die Treppe. Auf der anderen Seite aber wollte er sich nicht in einem Wirrwarr von Gängen oder Tunneln verlaufen, und deshalb sagte er nur: »Zur Not schon.«
»Aber in einer Notlage befinden wir uns jetzt noch nicht – oder?«
»Genau.«
»Willst du denn hier raus?«, fragte Marlene direkt.
»Und ob ich das will. Aber wir werden die Treppe nehmen. Die Löcher hier sind mir zu risikoreich.«
»Kann ich verstehen.«
Der Pfähler spürte, dass es nicht gut war, wenn sie sich länger hier unten aufhielten. Da hatten ihre Feinde alles Chancen auf ihrer Seite.
Deshalb war es besser, wenn sie so schnell wie möglich verschwanden. Vampire riechen Menschen, sie können ihnen immer auf der Spur bleiben, und in dieser Welt liefen verdammt viele von den verdammten Blutsaugern herum.
»Du wartest einen Moment«, flüsterte Marek. »Ich möchte nur nachschauen, ob die Luft rein ist.«
»Gut.«
Sie hatten stets leise gesprochen, und ebenso leise ging Marek auf die Treppe zu. Er hatte die Anzahl der Stufen beim Herabgehen nicht gezählt. Sehr viele allerdings waren es nicht gewesen.
Auf der zweiten von unten blieb er stehen. Einige Sekunden verharrte er in dieser lauschenden Haltung, und er wollte schon aufatmen, als seine Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzte.
Die Stille verschwand. Es waren Laute zu hören, die durch den engen Schacht nach unten schallten. Keine menschlichen Stimmen, die Marek bekannt vorgekommen wären, sondern andere Laute.
Ein Hecheln, ein Schnappen nach Atem. Heisere Laute, aber auch ein Knurren.
Frantisek brauchte nicht eine Sekunde länger zu lauschen. Er wusste Bescheid.
Die Wölfe kamen…
***
»Wo steckt Saladin?«
Mit dieser Frage hatte Justine Cavallo den Supervampir überrascht. Will Mallmann stand plötzlich da und schien zu Eis geworden zu sein. Er drehte auch seinen Kopf nicht, sondern schaute nur in eine Richtung. Doch nicht gegen das Haus, sondern in die Leere der Landschaft hinein.
»Ich sehe ihn nicht mehr«, sprach er zu sich selbst und schüttelte den Kopf.
»Er hat uns also verlassen.«
Mallmann fuhr herum. »Und?«, flüsterte er scharf. »Ist das so schlimm für dich?«
»Nein, auf keinen Fall. Ich frage mich nur, warum er verschwunden ist.«
»Keine Sorge. Er wird schon seine Gründe gehabt haben.« Scharf winkte er ab. »Vampire interessieren ihn nicht. Saladin ist jemand, der dafür sorgt, dass das Umfeld frei bleibt. Wenn er unterwegs ist, können wir davon ausgehe, dass es keine großen Störungen geben wird.«
»Und wer sollte uns stören?«
Der Mund des Vampirs zog sich in die Breite. »Weißt du es?« Er funkelte Justine an.
Die gab sich gelassen. »Ich habe keine Ahnung.«
Mallmann glaubte ihr nicht. Das scharfe Lachen zeugte davon, aber er fügte auch nichts mehr hinzu, sondern nickte nur und meinte damit die Häuser.
»Dort ist er, Justine. Da bin ich mir sicher. Und wir werden ihn finden.«
»Das hoffe ich doch.«
Den Doppelsinn der Worte verstand Mallmann nicht…
***
Die Wölfe gehörten in diese Welt ebenso wie die Ratten. Mallmann hatte diese Welt so menschenfeindlich wie möglich gestaltet, und auch wenn Marek ein Tier umgebracht hatte, bedeutete das nicht, dass er auch weitere schaffen würde. Hinzu kam der recht enge Raum, in dem man kaum ausweichen konnte. Die Flucht über die Treppe würden ihnen auch nicht gelingen, da liefen sie den Bestien vor die Mäuler.
Marek ging wieder zurück. »Los, es gibt keine andere Chance mehr. Wir müssen in die Tunnel.«
»Was hast du denn gesehen?«
»Wölfe.« Er packte Marlene mit beiden Händen und schob sie auf die Wand zu. Sie würde keine Probleme haben, in den Rahmen mit der Öffnung dahinter zu klettern. Er drückte sie noch in die Höhe, dann konnte sie sich vorbeugen.
Mir einem Klimmzug, der ihn schon Kraft kostete, drückte auch Marek sich hoch. Er fluchte dabei, und Marlene merkte, dass ihr
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