1415 - Letzte Station Hölle
man sich in dieser sonnenlosen Düsternis nur wohlfühlen konnte. Aber ich war kein Vampir und konnte es deshalb auch nicht nachvollziehen.
Es war nur gut, dass wir ein Ziel hatten. Das waren die beiden seltsamen Türme, in denen ich nach wie vor so etwas wie ein Zentrum sah.
Schnell gingen wir nicht. Auch wenn die Landschaft trotz allem recht übersichtlicht war, wir mussten hier auf der Hut sein. Mallmann hatte Zeit genug gehabt, sich die Welt hier neu einzurichten, auch wenn sie kaum etwas von ihrem alten Aussehen verloren hatte.
Glenda hielt mit mir Schritt, aber auch sie war sehr angespannt. In der grauen Dunkelheit wirkte nicht nur ihr Gesicht bleich, bei uns war das ebenso.
Ich hatte des Öfteren den Eindruck, die Luft auf dem Gesicht zu spüren. Sie kam mir klebrig vor, möglicherweise auch fettig. Freiwillig hätte mich hier nichts gehalten.
Es war wichtig, dass wir uns auf die beiden Türme und deren unmittelbare Umgebung konzentrierten. Wir wollen so schnell wie möglich merken, wenn es dort zu einer Veränderung kam, aber noch blieb alles ruhig. Es konnte auch sein, dass wir zu weit entfernt waren. Da legte ich meine Hand besser nicht ins Feuer.
Suko, der sich von Glenda und mir gelöst hatte, lief einige Meter vor und blieb dann stehen. Seine Haltung sagte alles. Er hatte den rechten Arm ausgestreckt und wies mit der ebenfalls gestreckten Hand gegen das Abbild der Türme.
»Was siehst du?«, fragte ich ihn.
»Ich denke, dass sich etwas bewegt hat.«
»Vampire?«
»Das weiß ich nicht so genau. Ich kann es mir fast nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin.«
»Warum nicht?«
»Sie waren nicht so groß.«
»Okay, dann hat er noch andere Helfer.«
»Könnten es Tiere sein?«, fragte Glenda.
Sie erhielt von keinem von uns eine Antwort. Dafür setzten wir unseren Weg fort. Das harte Gestein war geblieben. Manchmal mussten wir auch Risse überspringen. Dann gab es flache Hänge, die in Rinnen endeten. Sie wirkten wie schmale Canyons. Auch sie hatte ich bei meinen bisherigen Besuchen schon erlebt.
Man hatte wohl nur einen Blutsauger als Wächtern an der Hütte zurückgelassen, weitere kamen uns nämlich nicht entgegen. Trotzdem gelang es uns nicht, den Weg normal fortzusetzen. Das lag an Glenda Perkins, die plötzlich stehen blieb.
Selbstverständlich hielt auch wir an.
Beide drehten wir uns unserer Assistentin zu.
»Was ist los mir dir?«, flüsterte ich.
Sie ließ ihre Blicke wandern und sagte mit leiser Stimme: »Ich weiß es auch nicht genau, aber irgendetwas stört mich.«
»Ist es zu sehen?«
»Nein.« Sie zog ihre Schultern in die Höhe. »Eigentlich nur zu fühlen, wenn du verstehst. Hier liegt etwas in der Luft, das wohl nur ich spüre.«
»Wo denn?«
Glenda dachte kurz nach. Dabei deutete sie auf ihren Kopf. »Dort, im Innern.«
»Kannst du das genauer erklären?«, fragte ich sie.
Wieder musste sie nachdenken. Sie legte dabei ihren Kopf schief, runzelte die Stirn und lachte freundlos auf. »Es gibt eigentlich nur eine Person, die das schafft.«
»Saladin?«
Sie schaute mir in die Augen. »Ja, er und kein anderer. In ihm fließt das gleiche Serum wie in mir. Es hat uns auf eine gewisse Art und Weise verseucht. Zwar bin ich kein Anhängsel von ihm, aber da gibt es schon eine Wellenlänge, die uns leider verbindet.« Sie schüttelte den Kopf. »Soll ich jetzt sagen, dass wir verraten sind?«
»Das weiß ich nicht, Glenda, aber du weißt auch, dass wir mit allem rechnen müssen. Mallmann hat Zeit genug gehabt, sich die Welt nach seinem Denken einzurichten, und er hat Saladin an seiner Seite, was wir leider nicht ändern können.«
»Das trifft zu!«, flüsterte Glenda. Sie stöhnte leise. Dabei verzog sie das Gesicht.
»Was hast du?«
»Ich… ich … spüre ihn, John. Ich spüre, dass er nicht mehr weit ist.«
Schnell umfasste ich ihre Schultern. »Hat er Kontakt mit dir aufgenommen? Treibt er sich vielleicht hier in der Nähe herum?«
»Nahe ist er«, flüsterte sie.
»Kannst du sagen, wo?«
»Nein!«
»Ich schaue mich trotzdem mal um!«, erklärte Suko. »Er liebt ja Überraschungen.«
»Aber bleib in der Nähe.«
»Sicher.«
***
Marek blieb stehen, als er die Frau sah. Er war durcheinander. Im ersten Moment wusste er nicht, was er mit dieser Person anfangen sollte. Natürlich dachte er auch an eine schlafende Blutsaugerin.
Oder an eine, die noch im Werden war.
Je näher er kam, um so besser konnte er sie erkennen, und er schüttelte den Kopf, als er den fast
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