1415 - Letzte Station Hölle
zurück. Er hörte noch die Tritte des Vampirs, der sich von ihm entfernte.
Allerdings kehrte er schnell wieder zurück. Er trat Marek in die Seite. »Genug ausgeruht! Komm hoch!«
Der Pfähler wusste, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab als zu gehorchen. Es fiel ihm schon nicht leicht, sich zur Seite zu rollen, und so war er froh, sich an der Wand abstützen zu können. Er kämpfte sich auf die Beine, aber Zeit zum Ausruhen ließ Mallmann ihm nicht. Er packte ihn und zerrte ihn herum.
»Los, in das Zimmer!«
Die Tür stand schon offen. Marek erhielt einen Stoß in den Rücken. Dann taumelte er über die Schwelle in den leeren Raum und stolperte auf das offene Fenster zu.
Es war nur ein Loch in der Wand. Nicht mehr. Er hätte sich noch rechtzeitig abstützen können, aber Mallmann wollte auf Nummer sicher gehen und hielt ihn fest.
Danach wurde der Pfähler an die Öffnung herangeschoben und auch hier festgehalten.
Er schaute nach unten.
In welcher Etage sie sich aufhielten, war für ihn nicht zu erkennen.
Es konnte die fünfte oder sechste sein. Jedenfalls gönnte ihm der Vampir einen ungewöhnlichen Blick über seine Welt.
»Stürz mich aus dem Fenster, dann habe ich es hinter mir!«, keuchte Marek.
Als Antwort vernahm er zuerst ein Lachen. »Das möchtest du wohl gern, wie? Aber da hast du dich geschnitten, das kann ich dir schwören. So einfach mache ich es dir nicht. Wie du stirbst und wie du danach weiterexistierst, das bestimme immer noch ich!«
Marek wollte etwas erwidern, aber Dracula II riss ihn zurück. Eine Wand stoppte den stolpernden Vampirjäger.
»Wir werden von hier verschwinden«, flüsterte Mallmann ihm zu.
»Aber es wird auf meine Art und Weise geschehen.«
»Und wie?«
Mallmann fing an zu kichern. »Das musst du mir schon überlassen. Ich habe da meine eigenen Möglichkeiten.«
»Verstehe.«
Der Pfähler ahnte schon, was kommen würde. Mallmann hatte die für ihn perfekte Eigenschaft, sich in eine riesige Fledermaus verwandeln zu können. Das passierte innerhalb einer kurzen Zeitspanne, und das war auch jetzt der Fall.
Der Blutsauger trug nicht grundlos die dunkle Kleidung. Er sackte in die Knie, riss aber beide Arme hoch und drückte sie dann zur Seite. Etwas passierte mit seinem Körper. Mallmann kam es vor, als würden Schatten darüber hinweghuschen, die allerdings nicht lange amorph blieben, denn sie festigten sich.
Plötzlich waren aus irgendwelchen Körperteilen Schwingen geworden. Es gab keine Beine mehr bei Mallmann, nur eines war geblieben: der Kopf mit dem roten D auf der Stirn.
Marek konnte nicht mehr zurück. Mallmann war blitzschnell bei ihm, und dann fassten seine Krallen zu. Sie waren möglicherweise mal Hände gewesen, nun aber rissen sie Marek an den schwarzen Fledermauskörper heran und zerrte ihn hoch.
»Wie fliegen«, sagte Mallmann kichernd. Schwungvoll drehte er sich zum offenen Fenster hin um, das breit genug war, um beide hindurchzulassen.
Frantisek wurde nach vorn gedrückt. Automatisch senkte er den Kopf und schaute in die Tiefe.
Bewegten sich dort Menschen? Waren es seine Freunde? Er hätte noch genauer hinsehen müssen, doch genau das ließ der Vampir nicht zu. Er zerrte den Körper in die Höhe, um ihn über die Fensterbank hinwegtragen zu können.
Marek verlor den festen Stand unter seinen Füßen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er schwebte. Einen winzigen Augenblick später fiel er in die Tiefe, aber er hörte zugleich ein gewaltiges Rauschen über sich, als Mallmann seine Schwingen ausbreitete.
Es war fast wie beim Drachenfliegen. Frantisek spürte noch den Ruck in den Schultern, danach stiegen sie plötzlich hoch, und ihn erreichte ein wildes triumphierendes Gelächter, das noch bis nach unten in die Tiefe schallte…
***
Wir verließen das Haus wie eine Gruppe von Verlierern. Am meisten ärgerte mich, dass Justine Cavallo es nicht geschafft hatte, Marek zu befreien. Oder hatte sie es nicht gewollt?
So weit wollte sie nicht gehen. Sie gehörte zwar zu den Blutsaugern, aber sie hatte sich auch von Dracula II entfernt und müsste eigentlich wissen, wo ihre Vorteile lagen.
Möglicherweise tat ich ihr Unrecht. Auch bei Suko und mir lief nicht alles perfekt.
Mir fiel auch Saladin ein, als ich auf die Haustür zuging. Er war gefesselt, doch keiner von uns dachte im Traum daran, ihn zu befreien.
Er würde schon selbst einen Weg finden.
Die Luft in der Vampirwelt war nicht mit der auf der Erde zu vergleichen. Aber drei von
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