1415 - Letzte Station Hölle
sich selbst gegenüber zu, dass er sich vor der Wahrheit fürchtete.
Die Flamme tanzte hoch. Für ein Feuerzeug war sie recht groß.
Marek streckte den Arm aus. Schatten und Licht vereinigten sich zu einem irren Spiel, aber sie trafen auch auf ein Ziel, und der Pfähler hatte das Gefühl, einen Herzstillstand zu erleben.
Was er am Rand des Lichtkreises sah, war so mit das Schrecklichste, was ihm je in seinem Leben widerfahren war.
Im Schacht vor ihm steckte ein riesiger und zugleich widerlicher und stinkender Kopf…
***
Saladin hatte verdammt Recht. Wer wollte John Sinclair jetzt noch retten?
Aber er hatte in seiner Rechnung einen Fehler eingebaut. Er hatte sich nur auf Sinclair und Glenda Perkins konzentriert und den Dritten im Bunde vergessen oder gar nicht wahrgenommen.
Es war Fügung, Glück oder Zufall gewesen, dass es Suko gelungen war, sich rechtzeitig genug abzusetzen. Er hatte es einfach im Gefühl gehabt, verschwinden zu müssen, und das kurz vor dem Erscheinen des Hypnotiseurs. Er hatte Suko nicht gesehen, umgekehrt war es schon der Fall, und Suko dachte nicht daran, zu verschwinden und sich um die beiden Türme zu kümmern. Jetzt waren andere Dinge wichtig.
Ein Fels, der aussah, als würden er krumm aus dem Erdboden wachsen, gab ihm Deckung. In der ersten Zeit wagte Suko nicht, sich zu bewegen. Er drückte sogar seinen Atem zurück und spitzte die Ohren, um zu lauschen, was gesprochen wurde.
Bereits nach den ersten Worten war klar, dass es nicht gut lief. Saladin war gekommen, um seine Macht zu demonstrieren, und mit jedem Wort wurde das deutlicher.
Die Lage spitzte sich zu. Als Suko einen ersten Blick riskierte, da zuckte er zusammen, denn er sah Saladin mit gezogener Waffe vor Glenda und John stehen.
Dass Saladin der Typ war, der auch schoss, stand für den Inspektor fest, aber er benutzte das Schießeisen vorerst nur als Drohung, denn er setzte voll und ganz auf seine verdammten Kräfte. Da war eine Kugel einfach zu wenig. Wenn er und Mallmann Sinclair schon sicher hatten, musste das ausgekostet werden.
Gut für Suko. Er brauchte noch eine gewisse Zeit, um in die richtige Position zu gelangen. Nur konnte er sich nicht zu lange Zeit lassen und musste zudem darauf setzen, dass Saladin lange genug durch die beiden abgelenkt wurde.
Was da geredet wurde, interessierte Suko nicht mehr. Er schlich geduckt über den Boden hinweg und versuchte auch, die Geräusche in Grenzen zu halten. Er hatte vor, im Rücken des Hypnotiseurs aufzutauchen, auf keinen Fall wollte er sich dessen Blicken preisgeben.
Geschmeidig bewegte sich der Inspektor weiter. Noch redeten sie.
Er lauschte auf den Klang der Stimmen.
Saladin war sich gewiss, dass nur er der Sieger sein konnte, und er sprach auch den entscheidenden Satz.
»Sinclair, wer will dich jetzt noch retten?«
Hinter dem Rücken des Hypnotiseurs erschien Suko.
Aus seinem Mund drang nur ein Wort.
»Topar!«
***
Die Entdeckung war so schlimm, dass Frantisek Marek in den ersten Sekunden der Atem stockte und er überhaupt nichts mehr tun oder denken konnte. In seinem Kopf befand sich eine Leere, und er kam sich vor, als hätte ihn das Menschsein verlassen.
»O nein!«
Marlene hatte gestöhnt. Zu einem weiteren Kommentar war sie nicht fähig, denn auch sie erlebte dieses grauenhafte Bild.
Marek wunderte sich, dass er sein Feuerzeug noch recht ruhig halten konnte. So nahm er auch Details in diesem fürchterlichen Gesicht wahr, das zwar menschliche Züge aufwies, für ihn aber zu keinem Menschen gehörte.
Breit, aufgedunsen. Eine klumpige Nase. Augen, die tief in den Höhlen lagen. Unter der Nase malte sich kaum eine Lippe ab. Dafür war ein Maul zu sehen, kein Mund. Eine große Öffnung, in der etwas schimmerte. Es war kein Speichel, sondern Schleim, und genau dieses verdammte Zeug bedeckte auch das Gesicht der Gestalt.
Somit wusste Marek Bescheid.
Dieses Ungeheuer, das in dem Schacht hockte, war nichts anderes als ein verfluchter Ghoul. Ein widerlicher Dämon, der sich vom Fleisch der Toten ernährte.
Er hatte sie gerochen. Er wollte Beute. Er würde sie umbringen. In diesem engen Schacht ersticken oder zerquetschen, was ihm bestimmt möglich war, denn zu diesem Gesicht musste einfach ein entsprechend massiger Schleimkörper gehören.
»Wer ist das?«
»Ein Ghoul.«
»Waaas?«
»Schon gut.«
Marlene fing an zu lachen. »Wir müssen weg, nicht wahr. Oder siehst du das anders?«
»Nein.«
»Und wohin?«
»Der Tod lauert vor und auch hinter
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