1415 - Letzte Station Hölle
den Kopf.
Er griff zu. Er lachte.
Er spürte keinen Widerstand mehr, Marek war erschlafft. Die Haut auf seinem Gesicht glänzte schweißnass. Die Lippen zitterten, der Blick hatte jede Willenskraft verloren. Hier stand ein Mensch, der sich aufgegeben hatte oder den die Umstände dazu gezwungen hatten.
Eine diebische Freude hatte Dracula II ergriffen, als er den Pfähler zu sich heranzog und dabei seinen Mund weit aufriss.
Und dann…
***
Justine Cavallo kannte ihren Auftrag. Sie dachte an ihr Versprechen und steckte plötzlich in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite war sie eine Blutsaugerin, auf der anderen lebte sie mitten unter Menschen, ohne dass sie deren Blut trank oder trinken musste, weil sie sich immer wieder die entsprechenden Opfer holte und sie danach ›erlöste‹, damit sich keine Vampirbrut ausbreitet, die ein Chaos herbeigeführt hätte.
Was sollte sie hier unternehmen?
Sie sah Mareks Blick. Er kannte sie. Er schaute sie an. Sie war seine einzige Chance, aber Justine schaute zur Seite. Sie hatte sich wohl entschieden. Es war vorbei, sie stellte sich nicht auf seine Seite und…
»Moment noch!«
Justine hatte gar nicht mal laut gesprochen. Sie war trotzdem gehört worden, und Mallmann fauchte sie an.
»Was willst du?«
»Ich wollte dir nur etwas zeigen.«
»Was?«
»Schau dir die Wölfe an.«
Der Supervampir wollte zunächst eine Frage stellen. Dann überlegte er es sich anders und betrachtete die fünf Tiere, die zwar noch an ihren Plätzen hockten, aber nicht mehr so starr waren und sich jetzt bewegten. Sie drehten die Köpfe, und plötzlich drang das Knurren und auch Jaulen aus ihren Mäulern.
Justine hatte mit ihrer Bemerkung genau den richtigen Ton getroffen. Mallmann passte es wohl nicht, dass sich die Tiere bewegten.
Ihr Verhalten wunderte ihn, und ihr Knurren klang mit fortschreitender Zeit bedrohlicher.
»Was bedeutet das?«
Justine hob die Schultern. »Das ist ganz einfach. Sie müssen etwas gewittert haben.«
»Und was?«
Die Blutsaugerin verengte vor ihrer Antwort ein wenig die Augen.
»Vielleicht irgendwelche Feinde…«
Der Vampir gab zunächst keinen Kommentar ab. Er war überrascht und schüttelte den Kopf.
»Feinde?«, wiederholte er schließlich flüsternd. »Welche könnten das sein?«
Die Cavallo zuckte locker mit den Achseln. Die Tiere hockten jetzt nicht mehr auf dem Boden, sondern umschlichen sie. »Was weiß ich, welche Feinde es hier in deiner Welt gibt!«
»Keine!«, zische Mallmann. »Hier gibt es keine Feinde. Es ist meine Welt, verflucht!«
»Ja, ja, schon, aber im Moment sieht es anders aus. Warum bewegen sich deine Wölfe so unnatürlich?« Justine lächelte eisig. »Es hat den Anschein, als wollten sie nicht mehr hier im Keller bleiben.«
Das schien tatsächlich so, denn die fünf Wölfe orientieren sich zur Treppe hin. Sie schritten die Stufen noch nicht hoch. Vor der untersten blieben sie hocken und glotzen mit ihren kalten Augen in die Dunkelheit.
Mallmann sah es ebenfalls. »Was ist dort?«
»Keine Ahnung.«
Will Mallmann, alias Dracula II befand sich in einer Zwickmühle.
Er wollte das Blut seines Todfeindes trinken. Auf der anderen Seite machte ihn das Verhalten der Tiere nervös.
Justine half ihm nicht. Sie stand da und lächelte nur kühl.
»Verdammt, was soll ich denn jetzt machen?«
»Es Ist deine Welt, Will. Es sind deine Wölfe. Du hast auf sie gesetzt. Sie gehorchen dir.«
»Das scheint aber nicht so zu sein«, flüsterte er.
»Ich weiß nicht, was da abgeht, aber wenn du sie unter Kontrolle hast, könntest du dafür sorgen, dass sie nachschauen. Wäre doch eine Möglichkeit – oder?«
Er brauchte nicht dafür zu sorgen, denn die Tiere handelten von allein. Mit vorsichtigen Bewegungen schlichen sie die Stufen der Treppe hoch, um sich ihre Beute zu holen…
***
Glenda Perkins hatte sich nicht geirrt. Aus dem Keller unterhalb dieses unheimlichen Hauses hörten wir Geräusche. Da waren vor allem auch Stimmen zu vernehmen. Wir unterschieden schon die einer Frau und die eines Mannes.
Ich schaute Suko an. »Mallmann und Justine?«
»Das denke ich auch.«
»Und Marek?«
Suko winkte ab. »Darüber sollten wir nicht groß nachdenken«, meinte er. »Das würde uns nur ablenken.«
Irgendwie traf das zu. Aber wir befanden uns auch nicht in einer guten Ausgangslage. Wenn wir die Stufen hinabschauten, war da nichts zu sehen, was sich bewegt hätte. Auch das Ende sahen wir nicht. Die Treppe schien im Nichts auszulaufen. Wo
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