1415 - Letzte Station Hölle
Marek muss sie entdeckt haben und hat sie an seine Seite geholt.«
Justine nickte. »Da hat Assunga Pech gehabt. Wahrscheinlich ist sie eine Hexe, und ich bin gespannt, wie mir ihr Blut schmeckt.«
»Wie das der Menschen.«
»Du kennst dich aus, Mallmann.«
Die Cavallo drehte den Kopf. Sie wollte nicht mehr diskutieren.
Ihr Durst war riesengroß geworden.
»Bleibt es dabei?«
»Klar, ich tue dir den Gefallen. Du kannst zuerst ihr Blut trinken, danach kümmere ich mich um meinen Freund, den Pfähler.«
»So sollte es sein.«
Der nächste Schritt brachte die Cavallo nahe genug an ihr Opfer heran. Justine streckte den rechten Arm aus. Dabei zog sie die Lippen zurück, um ihre beiden Zähne zu präsentieren.
»Nein!«, flüsterte Marlene. »Nein, ich will nicht. Lass mich laufen. Mein Blut tut dir nicht gut!«
»Da bin ich anderer Meinung.« Justine streichelte das Gesicht der jungen Frau.
Marlene unternahm einen allerletzten Versuch. »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, ich habe…«
»… frisches Blut!«, flüsterte Justine. Ihre Hand schnappte nach dem dunklen Haar der Frau, und ihre Finger verkrallten sich darin.
Dann zerrte sie den Kopf nach rechts und drückte ihn dabei etwas nach hinten, damit sich die Haut am Hals straffte.
Die Cavallo konnte die Adern darunter erkennen, und ihre Gier steigerte sich noch mehr. Sie leckte sich sogar mit der Zunge über die Lippen, schaute dabei in das verzerrte Gesicht ihres Opfers, das sich nicht wehrte. Da war nur der flehende Ausdruck in ihrem Blick.
Dann biss Justine zu!
***
In der schleimigen Masse schwamm noch ein Augenpaar, aber auch sie würden bald verschwunden sein.
Ich nickte Suko zu. »Gut gemacht.« Er winkte ab. »Aber es stinkt.«
»Wie immer bei unseren Freunden.« Wir bedachten die vernichteten Leichenfresser noch mal mit letzten Blicken, dann gingen wir den Weg zurück. Vorbei an den leeren Räumen, aus denen uns kein Leichengestank mehr entgegenwehte.
»Warum die Ghouls?«, fragte Suko. »Was haben sie mit Mallmanns Vampiren zu tun?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber ich glaube, dass er seine Welt mit ihm genehmen Geschöpfen füllen will.«
»Kennst du den Grund?«
»Nein.« Ich blieb an der Treppe stehen. »Es ist seine Welt. Man darf ihn nicht als einen Menschen ansehen, auch wenn er so aussieht. Er will hier das Grauen in Form verschiedener Gestalten konservieren. Eine andere Antwort weiß ich auch nicht.«
»Er will vor allen Dingen Marek.«
»Richtig, und den müssen wir vor ihm finden. Alles andern kannst du vergessen.«
»Auch Justine?«
Ich verdrehte die Augen. Da hatte Suko ein wichtiges Thema angerissen. Ich wusste nicht, wie ich mich dazu äußern sollte. Die blonde Bestie war für uns so etwas wie ein letzter Rettungsanker, aber es war fraglich, ob er auch packte. Niemand konnte in sie hineinschauen, keiner wusste, was sie dachte und wie ihre Pläne aussahen.
Wir befanden uns in einer fremden Dimension, in der es keine Handys gab, durch die man einen Kontakt hätte herstellen können.
Hier war alles anders, fast vergleichbar mit dem Mittelalter oder schon der Urzeit.
»Lass uns gehen«, schlug ich vor.
»Du willst nicht weiter hoch in die anderen Etagen?«
»Nein.«
Suko wollte den Grund für diese Entscheidung wissen.
»Wenn wir Zeit hätten, würde ich hochgehen, Suko, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Räume alle leer sind. Aber wir suchen Marek, und ich glaube nicht, dass sie ihn in die oberen Stockwerke geschafft haben.«
»Nein, das wohl nicht.«
Wir ließen die Blutsauger Vampire sein und nahmen den Weg nach unten. Von Glenda hörten wir nichts, aber sie war noch da, und wir fanden sie auch unversehrt.
Allerdings störte uns ihr Gesichtsdruck. Klar, er konnte nicht fröhlich oder entspannt sein, aber das Misstrauen hatte sich schon in ihren Blick gestohlen.
Als ich sie darauf ansprach, wollte sie erst keine Antwort geben und fragte, was wir erlebt hatten.
»Zwei Ghouls sind vernichtet.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Sie lächelte. »Das ist gut.«
»Und was hast du erlebt?«
Glenda dachte einen Moment nach. Sie drehte sich dabei von mir weg und zum offenen Ausgang hin.
»Du wirst lachen, John, ich kann dir keine normale Antwort darauf geben, weil ich nichts Konkretes in der Hand halte.« Sie hob die Schultern. »Vielleicht war ich auch zu feige.«
Die Antwort reichte mir nicht, und ich hakte nach. »Was ist dir denn genau widerfahren?«
»Ich glaube, dass wir drei hier nicht allein im Haus
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