1415 - Letzte Station Hölle
schimmerte in einem feuchten Rot, und die Cavallo wollte wirklich jeden Tropfen haben. Dafür benutzt sie die Zunge, die sie um ihren Mund tanzen ließ.
Sie schleckte und leckte wie eine Katze. Sie war zufrieden, und es fehlte nur das Schnurren.
Mit einer schellen Bewegung stand sie auf und kam auf Mallmann und Marek zu. Dabei lag ein harter Glanz in ihren Augen, aber auch ein Ausdruck der Zufriedenheit.
»Du bist satt?«
»Schon.«
»Gut, dann ist jetzt mein Freund Marek an der Reihe. Verdammt, darauf habe ich lange genug warten müssen.«
Dem Pfähler war klar, dass er an seinem menschlichen Ende nicht vorbeikam. Die Hölle, die Mächte des Bösen oder wie immer man sie nennen wollte – sie hatten gewonnen.
Mallmann schaute ihn mit einem giftigen Blick an, als wollte er ihn vertilgen wie ein hungriger Menschenfresser.
Justine stellte noch eine Frage. »Du willst es dir nicht noch mal überlegen?«
»Nein, warum?«
»Weil ich das Gefühl habe, dass hier etwas nicht ganz so läuft, wie es laufen sollte.«
»Und was soll das sein?«
Justine machte es spannend. Durch ihre Gestik hatte sie selbst Mallmann in ihren Bann gezogen. Mit recht leiser Stimme fragte sie:
»Wo steckt eigentlich Saladin?«
Der Supervampir war irritiert. Er blickte sich um, als würde der Hypnotiseur in der Nähe warten und nur darauf lauern, angesprochen zu werden.
»Ich habe keine Ahnung.«
Die Cavallo runzelte die Stirn. Dabei schaute sie auf Marlenes leblosen Körper, der auf die Seite gerollt war.
»Sollte uns das nicht beunruhigen, dass wir ihn nicht mehr in der Nähe wissen?«
»Wieso das, verdammt?«
»Weil du auf ihn gesetzt hast.«
»Habe ich das?«
»Er ist dein Partner, Will.«
Dracula II winkte ab. »Ja, das ist er. Zumindest denkt er das.«
»Du nicht?«
»Doch, er ist wertvoll.«
»Genau. Und da wundert es mich schon, dass er nicht in der Nähe ist. Warum will er den größten Triumph seines Partners nicht miterleben? Er hätte doch dabei sein müssen.«
»Ist er aber nicht.«
»Dann frage ich mich, wo er sein könnte?«
Dem Pfähler ging es nicht so schlecht, als dass er die Unterhaltung nicht mitbekommen hätte. Er sah sie auch als völlig natürlich an, aber nicht zu diesem Zeitpunkt, da Mallmann unbedingt das Blut seines Todfeinds trinken wollte.
So dachte Marek darüber nach, ob vielleicht mehr hinter dieser Fragerei steckte als nur Sorge. Es konnte auch eine Ablenkung oder das Hinauszögern eines bestimmten Vorgangs sein.
Justine nährte mit ihrer nächsten Frage noch seinen Verdacht.
»Dann machst du dir keine Sorgen, Will?«
»Sollte ich das?«
Die Blutsaugerin hob lässig die Schultern. »Was weiß ich? Es ist deine Welt, nicht die meine. Du hast dir Saladin zu deinem Partner erwählt, aber er ist nicht bei dir. Das wollte ich nur mal festgestellt haben. Nicht mehr und nicht weniger.«
Es sah so aus, als wäre für die Cavallo das Thema erledigt, weil sie so etwas wie einen Schlusssatz gesagt haben, für Mallmann allerdings nicht, denn sein Blick verdüsterte sich noch mehr, wie bei jemandem, der sehr stark grübelt.
Wieder war es Justine, die nach einer Weile das Wort ergriff.
»Dann kann ich mich ja verabschieden. Marek ist einzig und allein deine Sache.«
Mallmann zeigte sich überrascht. »Wo willst du hin?«
»Vielleicht möchte ich nach Saladin Ausschau halten. Wir sollten ihn nicht vergessen.«
Es passte dem Supervampir nicht, dass sie so redete. Er war es nicht gewohnt, dass jemand aus seinem ›Fußvolk‹ die Eigeninitiative ergriff. Er sollte immer nur das getan werden, was er befahl.
»Du bleibst!«
»Ach.« Sie lächelte nur, was Mallmann nicht gefiel.
»Ich will, dass du bleibst und zuschaust, verstehst du? Du sollst sehen, wenn ich das Blut meines Todfeindes trinke. Ich habe dich nicht daran gehindert, das der Frau zu trinken. Ich habe zugeschaut, und jetzt bin ich an der Reihe.«
»Ja, warum nicht?« Justine lächelte Marek an, der alles gehört hatte.
Hatte er aufgegeben? Bestimmt, denn die Cavallo hatte ihn noch nie so teilnahmslos erlebt. Er war zu einem sehr alten Mann geworden, der Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Wäre die Wand nicht in seinem Rücken gewesen, wäre er bestimmt zusammengebrochen.
Auch Mallmann wunderte sich über sein Aussehen. Er konnte nur den Kopf schütteln. Das war ihm alles suspekt. Er wunderte sich darüber, dass es einem Menschen wie Marek gelungen war, ihm so lange Jahre Paroli zu bieten. Das wollte ihm einfach nicht in
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