1416 - Blutrausch
Cavallo…
***
Mir wurde plötzlich die Luft knapp. Ich torkelte zurück, und hätte Suko nicht dicht hinter mir gestanden, wäre ich tatsächlich zu Boden gefallen. So aber fing er mich ab.
»He, nicht so flott!« Er schob mich sofort zur Seite, damit er in den Kampf eingreifen konnte.
Woher sie gekommen waren oder wer sie geschickt hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls gehörten sie zu den Blutsaugern. Ausgemergelte Gestalten mit bleichen, dürren Gesichtern und einer Kleidung, die viel zu weit für sie war.
So etwas wie sie passte in die Vampirwelt, hier aber gehörten sie nicht hin. Wenn mein Gedanke tatsächlich zutraf, dann hatte Dracula II sie mitgebracht, und so mussten wir davon ausgehen, dass er sich ebenfalls in der Nähe aufhielt.
Sie drängten in Mareks Haus hinein. Einer wollte sich um Suko kümmern, und der andere hatte mich auf der Liste.
Zuvor aber mussten sie an meinem Freund vorbei, und das war für sie ein Problem.
Suko hatte die Peitschte nicht aus der Hand gegeben. Es wirkte beinahe schon lächerlich, wie er sie locker anhob und in einer bestimmten Höhe zielsicher zuschlug.
Die drei Riemen trafen. Wie ein Schal wickelten sie sich um den Hals des Vampirs. Ein kurzes Zerren, dann die Gegenbewegung nach links, die Riemen lösten sich wieder, und einen Moment später lag der Blutsauger am Boden. Er schlug mir den Fäusten auf, drehte sich auf den Rücken, wuchtete seinen Körper noch mal hoch und verging.
Ja, er zerfiel zu Staub, denn er gehörte zu den Blutsaugern, in denen der Keim schon lange steckte. Ein sehr alter Vampir, der nahe der Tür lag und verdorrte.
Es gab noch den zweiten.
Er spürte die Gier nach Blut in sich, aber er sah auch seinen Artgenossen.
So wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte, und genau das nutzte Suko für eine nächste Attacke.
Es fiel kein Schuss. Dafür hörten wir das Klatschen, als die Peitsche erneut traf. Diesmal fegte die Wucht den Blutsauger durch die offene Tür nach draußen, wo er zu Boden fiel und ebenfalls verging.
Er überrollte sich sogar noch, was uns nicht weiter störte. Wichtig war, dass er nicht mehr zurückkehren würde.
Glenda war an den ersten vernichteten Vampir herangetreten. Er war nicht eben zum Skelett geworden, doch als er von einem Fuß berührt wurde, da knirschten die Knochen unter dem alten Staub.
»Lass ihn liegen«, sagte Suko, der die Tür geschlossen hatte. »Der tut nichts mehr.«
»Ich weiß«, murmelte Glenda, »aber was ist mit Marek und auch mit Dracula II? Ich habe das Gefühl, dass irgendetwas falsch läuft und nicht so in der Reihe ist, wie wir es uns vorstellen.«
Da hatte sie Recht. Gewisse Dinge konnten uns einfach nicht passen. Wir hatten damit gerechnet, dass wir unseren Freund Frantisek Marek hier fanden. Leider war von ihm nichts zu sehen, aber die ungewöhnlichen Spuren wiesen schon darauf hin, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
Ich ging zum Tisch und ließ mich dort nieder. Meine Schritte und Bewegungen waren nicht eben leichtfüßig, und auch meine Haltung sah nicht aus wie die eines Siegers.
Das fiel besonders Glenda Perkins auf, die zu mir kam und sich dicht neben mich setzte. Dabei schüttelte sie den Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Du solltest dich nicht grämen, John. Wir haben bisher alles geschafft und werden das hier auch noch durchziehen. Denk nur an die Vergangenheit. Wie oft haben wir mit dem Schicksal gehadert, aber letztendlich hat es geklappt. Das sollte Mut geben.«
»Ja, schon, Glenda, aber hier ist es etwas anderes.«
»Wieso?«
Ich zögerte die Antwort hinaus, weil sie mir selbst nicht gefiel.
Aber sie musste raus.
»Ich habe keine Hoffnung mehr, Glenda«, sagte ich mit einer leisen und kratzigen Stimme.
»Für wen?«
»Nicht für uns, sondern für Marek. Er befindet sich in der Gewalt des Dracula II, und du weißt selbst, dass er waffenlos ist. Genau das bereitet mir Probleme. Ich kann gegen mein Gefühl nicht an. Das musst du verstehen, ich sehe für Marek keine Chance mehr. Mallmann hat ihn sich geholt, und er hat ihm das Schlimmste angetan, das man sich bei Frantisek nur vorstellen kann.«
Ich sprach es nicht direkt aus, was ich damit meinte, aber meine Freunde wussten Bescheid.
Diesmal sprach Suko, der ebenfalls zu uns an den Tisch getreten war. Er setzte sich auf den dritten Stuhl.
»Okay, Freunde, die Zeit läuft weiter, und so frage ich mich, was wir jetzt unternehmen sollen. Ich habe Marek nicht gesehen. Ich weiß auch nicht,
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