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1417 - Der Würgeengel

1417 - Der Würgeengel

Titel: 1417 - Der Würgeengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haus, in dem ich mein Werkzeug habe.«
    »Und wo wohnen Sie?«
    »Ganz oben. Unter dem Dach hat das Personal seine Zimmer. Wir sagen Schuhkartons dazu. Aber wir brauchen keine Miete zu zahlen, das hat auch was für sich.«
    Suko schaute mich an, ich erwiderte seinen Blick. Um meine Lippen stahl sich ein Lächeln. Wahrscheinlich verfolgte ich den gleichen Gedanken wie mein Freund. Wir hatten natürlich keine Lust, unverrichteter Dinge wieder zurück nach London zu fahren. Uns war noch gut in Erinnerung, was der alte Mann im Rollstuhl gesagt hatte, und so konnten wir uns beide vorstellen, dass der Würgeengel sehr bald wieder in Erscheinung treten würde.
    Ich kam nicht direkt zur Sache, sondern hinten durch die Brust ins Auge. »Sagen Sie, Hassan, wenn Sie in Ihr Zimmer wollen, müssen Sie dann durch den Haupteingang?«
    »Nein, auf keinen Fall. Das will ich auch nicht. Ich habe die Schlüssel für die Zugänge an den Seiten. Manchmal halten auch dort die Leichenwagen, wenn mal wieder jemand abgeholt wird.«
    »Dann könnten wir also durch einen der Eingänge ins Haus und uns erst mal bei Ihnen versteckt halten?«
    »Das geht. Aber mein Zimmer ist klein.«
    »Ich denke«, sagte ich lächelnd, »dass wir keine Nacht dort verbringen werden.«
    »Ahhhh – ja, ich verstehe. Ihnen kommt es darauf an, im Heim zu sein, ohne dass die Cerny etwas davon merkt.«
    »Perfekt.«
    »Das ist natürlich super.«
    »Meine ich auch.«
    »Und wann?«
    »So schnell wie möglich. Aber unseren Wagen, den lassen wir hier am besten stehen.«
    Hassans Augen glänzten. Für uns war es ein Zeichen, dass er mit meinem Vorschlag voll und ganz einverstanden war…
    ***
    Greta hatte Eugen Roberts in das Zimmer gefahren und sich noch erkundigt, ob er einen Wunsch hätte.
    »Ja, den habe ich. Ich will raus aus diesem Stall.«
    »Sorry, aber den kann ich Ihnen nicht erfüllen.«
    »Weiß ich, Mädchen. Keine Sorge, wenn ich einen weiteren Wunsch habe, melde ich mich.«
    »Gut. Und das Dinner?«
    Er schaute zu Greta hoch. »Was hast du da gesagt? Dinner? Zu dem Fraß sagst du Dinner?«
    Die Pflegerin verdrehte die Augen.
    »Okay, dann sprechen wir eben vom Abendessen.«
    »Aha, das ist etwas ganz anderes. Ich fahre nicht nach unten, sondern möchte es hier einnehmen.«
    »Dann bringe ich es Ihnen.«
    »Genau. Ja, noch was. Womit kann ich denn rechnen?«
    »Mit Tee…«
    »Hör auf, ein Bier ist mir lieber.«
    »Das können Sie anschließend trinken, Mr. Roberts. Wie ich hörte, gibt es Fisch.«
    »Und auch Chips?«
    »Kann sein.«
    »Wie originell.«
    »Bis später dann.«
    »Ja, ist schon okay. Du kannst ja nichts dafür.«
    Greta verschwand, und Eugen Roberts fuhr mit seinem Rollstuhl bis dicht an das Fenster heran. Erst dort nahm er seine Mütze ab, legte sie auf die Fensterbank und strich über seinen kahlen Kopf. Er war jetzt 87 Jahre alt. Dass er in einem Rollstuhl saß, das konnte und wollte er noch immer nicht begreifen. Aber er war nicht gelähmt.
    Seine Beine machten nur nicht mehr mit. Er konnte noch laufen, leider nur immer kurze Strecken. Der Stock, auf dem er sich abstützen konnte, stand in greifbarer Nähe. Ein zielsicherer Handgriff, er hielt ihn fest, drückte den Gummibelag am Ende fest gegen den Boden und stemmte sich mit einem Ruck vom Kissen seines Sitzes hoch.
    Zwar kostete ihn dies Kraft und Mühe, doch als er stand, war er zufrieden. Zwar wäre er noch gern in Gretas Alter gewesen, aber das würde ein Wunschtraum bleiben. Wenn er richtig darüber nachdachte, konnte er froh sein, nicht nur im Rollstuhl zu hocken. Das wenige Laufen machte ihn beweglicher. Da wurden die Gelenke noch mal geschmiert.
    Einen Vorteil hatte die Residenz. Es gab große Zimmer. Früher hatte man eben so gebaut, und es waren zum Glück auch nicht aus einem Raum zwei gemacht worden.
    So hatte Eugen Roberts sogar seine Möbel mitbringen können. Um die Finanzierung seines Aufenthaltes brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Das übernahm die Regierung, für die er lange tätig gewesen war, und das in einem verdammt heiklen Job.
    Er schaute aus dem Fenster. Der Blick glitt über das Land hinweg bis weit hinab auf das Wasser. Das sah er auch ohne Brille, und der Himmel gehörte ebenfalls dazu.
    Er wischte über seine Augen, die etwas feucht geworden waren.
    Danach sah er wieder aus dem Fenster und verfolgte das Spiel der mächtigen Wolken, die nur sehr langsam weiterzogen. Er lachte auf, als er daran dachte, was man ihm gesagt hatte. Da hatte man ihn

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