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1417 - Der Würgeengel

1417 - Der Würgeengel

Titel: 1417 - Der Würgeengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts gesagt und mir unseren Gast nur angeschaut. Er trug einen grünen Overall über einem hellen Sweatshirt. Sein schwarzes Haar war zurückgekämmt. Die dunkle Haut wies darauf hin, dass er nicht aus Europa stammte.
    »Dürfen wir Ihren Namen erfahren?«, fragte ich.
    »Ich bin Hassan. Meine Eltern stammen aus dem Libanon, ich bin hier geboren.«
    »Okay, und nun?«
    »Ich habe alles gehört, was Sie draußen von sich gegeben haben. Die gesamte Unterhaltung mit der Cerny.«
    »Na und?«
    Hassan verzog die Lippen. »Sie ist kein guter Mensch.«
    »Wieso nicht?«
    »Die denkt nur an sich.«
    »Aber Sie arbeiten für sie?«
    Er hob die Schultern. »Was soll ich machen? Die Jobs sind knapp. Nur ist das nicht das Problem. Sie sind vom Yard – oder?«
    »Das stimmt.«
    »Und Sie sind wegen der Todesfälle gekommen – oder?«
    »Sie wissen viel«, meinte Suko.
    »Nein, ich weiß nicht viel. Oder nicht genug. Aber ich habe Augen im Kopf. Ich arbeite hier als Gärtner, und ich bin auch nicht stumm, wenn Sie verstehen. Ich kann auch gut hören. Viele Bewohner sind gern bei schönem Wetter draußen. Sie schauen mir bei der Arbeit zu. Sie geben mir auch hin und wieder Ratschläge, was ich ja nicht schlecht finde. So unterhält man sich über viele Dinge, auch über die Cerny, die zu den Bewohnern so scheißfreundlich ist. Besonders zu den älteren. Ihnen erzählt sie stets von einem Engel, der erscheinen wird, um sie ins Jenseits zu begleiten, wenn die Stunde des Todes da ist.«
    »Das glauben die Leute?«, fragte Suko.
    »Klar. Bei dem Begriff Schutzengel horchen nicht nur Kinder auf. Alte Menschen tun das ebenso, und sie sind sehr empfänglich. Ich habe gehört, wie man ihnen erzählte, dass ein Engel kommen würde, um sie zu begleiten. Dann sind die Menschen wenig später tatsächlich tot gewesen. Herzschlag. Immer wieder Herzschlag. Ob ein Engel gekommen ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es die Cerny selbst mit einer Todesspritze oder so.«
    »Wie viele Menschen haben Sie so sterben sehen?«, erkundigte sich Suko.
    Hassan musste nachdenken, um nachzuzählen. »Mit Waldo Spencer waren es sechs.«
    »Oh, das ist nicht wenig.«
    »Meine ich auch.«
    »Und was hat die Cerny davon gehabt, wenn Sie schon einen Verdacht gegen sie haben?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Geld? Hat man der Frau oder dem Heim Vermögen überschrieben?«
    Hassan verzog sein Gesicht, als hätte man ihm etwas Bitteres in den Mund geträufelt. »Es tut mir Leid, doch darüber weiß ich nichts. Wirklich nicht. So dicht bin ich auch nicht am Ball. Ich kann nur sagen, was ich von den Menschen hier gehört habe.«
    »Aber zur Polizei sind Sie nicht gegangen?«
    Hassan schaute mich mit einem Blick an, als hätte ich etwas Schlimmes gesagt. »Nein, natürlich nicht«, flüsterte er dann. »Ich habe doch keine Beweise. Man hätte mir nicht geglaubt und mich ausgelacht und auch der Cerny Bescheid gegeben. Sie ist in der Gegend sehr angesehen, und ich bin nur ein kleines Licht.« Dann grinste er. »Auch kleine Lichter können leuchten. Wenn ich etwas Unrechtes sehe, dann muss ich einfach dagegen sein. Das habe ich von klein auf gelernt.«
    »Und damit liegen Sie auch richtig«, sagte ich.
    Hassan sah etwas traurig aus, als er weitersprach. »Es könnte hier so schön sein, wenn diese verdammten Todesfälle nicht wären.«
    »Wissen das die anderen Insassen auch?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, ich glaube nicht, dass sie so denken. Todesfälle sind in dem Alter normal.«
    »Und das Personal? Die Pfleger und Pflegerinnen?«
    »Es gibt nur Pflegerinnen. Die Cerny hat sie sich sehr genau ausgesucht. Ich glaube fest daran, dass alle vom Personal auf deren Seite stehen. Da schießt keiner quer.«
    »Und Sie haben auch mit keinem Menschen über Ihren Verdacht gesprochen, wobei ich auch die Cerny einschließe?«
    »Um Himmels willen, nein. Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    Suko stellte die nächste Frage. »Und an diesen Engel, von dem die Menschen sprechen, glauben Sie auch nicht – oder?«
    »Nein, daran glaube ich nicht. Engel sind doch nicht sichtbar, oder?«
    »Es gibt Menschen, die anderer Meinung sind.«
    »Sie denn auch?«
    Suko lächelte. »Manchmal schon, und das sage ich nicht nur so einfach dahin.«
    »Dann wissen Sie mehr als ich.« Hassan schaute auf die Uhr. »Ich muss wieder zurück. Man vermisst mich. Ich habe mir vorgenommen, meine Hütte aufzuräumen.«
    »Hütte?«, fragte Suko.
    »Ja, auf dem Grundstück steht ein kleines

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