1417 - Der Würgeengel
Der Kopf war nach vorn gesunken, und wer den Alten anschaute, musste das Gefühl haben, dass er eingeschlafen war.
Genau das hatte sie haben wollen.
Und sie hatte das Glück, dass ihr auf dem Gang und dem Weg zum Fahrstuhl niemand begegnete.
Es war ein Lift, und der brachte sie in den Keller, in den sich kein Patient verirrte.
Auf dem Weg nach unten dachte sie an die beiden fremden Besucher. Die Cerny ärgerte sich darüber, dass sie diese Männer nicht aus dem Kopf bekam. Von einer Furcht wollte sie nicht sprechen, aber sie glaubte, dass die beiden Verdacht geschöpft hatten.
Deshalb musste sie sich beeilen. Sollten sie noch mal zurückkehren, würde sie ihnen Rede und Antwort stehen. Und sie würde das Gespräch so laufen lassen, wie sie es wollte.
Mit diesen Gedanken verließ sie den Lift und schob den Rollstuhl in den Keller…
***
Auch wir befanden uns auf dem Weg in den Keller des Hauses, der sehr geräumig war, wie uns der Gärtner mitgeteilt hatte. Allerdings war er auch kein Ort, an dem man sich gern freiwillig aufhielt.
Das erlebten wir bereits auf der Treppe. Durch das eigentliche Treppenhaus selbst hatten wir uns geschlichen und auch das Glück gehabt, von keiner Person gesehen zu werden. Danach hatten wir eine Eisentür aufgezogen und befanden uns nun auf einer leicht nach links gebogenen Treppe, deren Stufen nicht eben trittfreudig waren, weil sie eine unterschiedliche Höhe besaßen.
Aber es gab ein Geländer, an dem wir uns festhalten konnten. Der Gärtner hatte uns geraten, kein Licht einzuschalten, und daran hielten wir uns. Trotzdem war es nicht stockfinster, denn wir sahen am Ende der Treppe eine rötlichgelbe Helligkeit.
Auf der vierten Stufe blieb Hassan stehen. Er deutete die Stufen hinab. Bevor er etwas sagen konnte, stellte Suko eine Frage: »Was stört Sie? Das Licht etwa?«
»Ja. Es zeigt, dass sich jemand hier unten befindet.«
Hassan spielte wieder den Führer. Obwohl er sich hier auskannte, bewegte er sich sehr vorsichtig über die Stufen hinweg. Stolpern und schließlich zu fallen, das konnte fatal enden.
Probleme gab es keine für uns. Wir rutschten nicht aus. Es war recht gut zu schaffen, und vor der letzten Stufe blieben wir stehen.
Hassan drehte den Kopf wie jemand, der etwas sucht.
»Was ist?«
Er schaute mich an und hob die Schultern. »Ich denke noch immer an das Licht.«
»Und?«
»Aber ich sehe keinen Menschen.«
»Das kann sich ändern. Wer könnte sich denn Ihrer Meinung nach hier im Keller aufhalten?«
»Da gibt es nur wenige Personen. Aber ich werde den Gedanken an Elaine Cerny nicht los.«
»Gut. Und was hätte sie Ihrer Meinung nach hier suchen sollen?«
Hassan fing an zu lachen. Presste aber sehr bald seine Hand gegen die Lippen. Danach sprach er wieder normal weiter. »Ich muss daran denken, dass ich Eugen Roberts nicht gesehen habe, wenn Sie verstehen. Man hat bestimmt mit ihm etwas vor oder hat ihm sogar etwas angetan. Und wo kann man besser jemand verstecken?«
»Da gebe ich Ihnen Recht.«
»Also suchen wir nach einer Leiche«, sagte Suko.
Hassan wollte eine Antwort geben, aber dazu kam es nicht mehr, denn plötzlich ging das Licht aus.
Augenblicklich herrschte Schweigen. Als hätten wir uns gegenseitig abgesprochen, hielt sich jeder von uns daran. Das Licht war nicht automatisch verloschen, und in der Dunkelheit blieb uns nichts anderes übrig, als die Ohren zu spitzen.
Die Sekunden verrannen. Noch unterbrach niemand das Schweigen. Uns war auch klar, dass wir nicht bis zum Abend hier stehen bleiben und abwarten konnten, wir mussten schon selbst etwas unternehmen, um zu einem Ergebnis zu gelangen.
Aber wie konnte das aussehen?
Bisher waren wir nur auf Vermutungen angewiesen und mussten uns ganz auf Hassan verlassen, den ich jetzt fragte, wie wir tiefer in den Keller hineingelangen konnten.
Er fasste nach meinem rechten Arm. »Dahin müssen Sie gehen, aber ich gehe nicht mit. Es ist auch zu dunkel.«
»Das werden wir ändern«, erklärte Suko. Seine kleine Lampe hielt er bereits in der Hand. Als er sie einschaltete, erschrak Hassan, doch Suko dimmte das Licht mit seiner Hand ab. Dabei deutete er nach rechts in die Richtung, die uns Hassan gewiesen hatte.
»Und wo kommen wir hin?«
»Zu den Räumen. Da gibt es dann auch einen Aufzug in der Nähe. In den Kellern werden Getränke und Konserven aufbewahrt. Aber auch Möbel, die nicht gebraucht werden.«
»Und ein Toter, nicht?«
Hassan winkte ab. »Das weiß ich nicht. Ich wünsche mir
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