1417 - Der Würgeengel
aber, dass ich nicht…«
»Gehen Sie wieder hoch«, flüsterte ich ihm zu. »Den Rest erledigen wir. Dafür werden wir bezahlt.«
»Ja, wenn Sie meinen…« Er schaute uns noch mal kurz an, danach war er weg.
Auch ich hatte meine Lampe hervorgeholt. Noch trauten wir uns nicht, die langen Strahlen nach vorn zu schicken.
Wir dämpften das Licht mit der Hand ab, sodass der Restschein eben mal vor unsere Füße fiel.
Wir befanden uns nicht in einem alten Stollen, sondern in einem normalen Kellergang mit einer ebenfalls normal hohen Decke. Die Wände bestanden aus Steinen, die allerdings nie gekalkt oder überstrichen worden waren. So fiel das Licht der Lampen gegen das normale Mauerwerk.
Für uns lief bisher alles perfekt. Wir bemühten uns, so leise wie möglich zu sein, damit wir selbst in die Stille hineinhorchen konnten. Schon bald tauchten die ersten Türen auf. Sie bestanden aus normalen Holzbrettern, die durch Querbretter verbunden waren.
Abgeschlossen war nichts. Wir konnten durch die Lücken leuchten und sahen das, was in den Räumen aufbewahrt wurde.
Es waren Gegenstände, die sich auf dem Trödelmarkt besser gemacht hätten. Daran hatte niemand gedacht, und so staubten die Möbel allmählich vor sich hin.
Es gab einen Raum ohne Tür. Er bildete praktisch das Ende des Ganges. Wir konnten in ihn hineingehen, aber wir waren vorsichtig.
Es wurden keine Lebensmittel aufbewahrt, das sahen wir, als wir hineinleuchteten. Nichts dimmte das Licht der Lampen jetzt noch ab. Wir waren das volle Risiko eingegangen.
Bisher waren wir damit gut gefahren, und auch aus dem letzten Raum wurden wir nicht angegriffen, sodass wir ihn betraten und in die verschiedenen Richtungen leuchteten.
Zwei helle Kreise bewegten sich über alte Sessel und Sofas hinweg.
Vor zwei alten Sesseln stand ein Rollstuhl, und der war nicht leer.
Leicht zur Seite gekippt und auch etwas nach vorn gebeugt, saß in ihm eine reglose Gestalt.
Ein Greis – Eugen Roberts.
Und er war tot!
***
Da brauchten wir erst gar nicht hinzulaufen, denn das sahen wir auf den ersten Blick. Wir hatten diese Erfahrungen leider zu oft sammeln müssen, bei denen wir uns oft genug als Verlierer vorgekommen waren, und auch jetzt hatte uns dieses Gefühl gepackt.
»Er war schneller«, flüsterte Suko. »Verdammt noch mal.«
Ich trat näher an den Toten heran. Den Kopf drückte ich etwas zurück, weil ich mir den Hals genauer anschauen wollte. Dazu leuchtete ich die schlaffe Haut dort an und konnte leider keine Würgemale mehr entdecken. Ich war mir allerdings sicher, dass der Würgeengel wieder mal zugeschlagen hatte.
»Wenn er es war, können wir davon ausgehen, dass er sich noch in der Nähe aufhält«, flüsterte Suko.
»Was macht dich so sicher?«
»Mein Bauchgefühl.«
»Dann glaubst du auch daran, dass er das Licht ausgeschaltet hat?«
»Das nicht unbedingt. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass er sich einen Helfer gesucht hat.«
»Und wen?«
»Das weißt du selbst.«
Stimmt, auch ich hatte diese Elaine Cerny in Verdacht. Nur konnte ich mir nicht vorstellen, welche Verbindung es zwischen ihr und diesem Würgeengel gab.
»Bestimmt hat die Cerny das Licht gelöscht«, raunte Suko mir zu.
»Kann sein. Und was ist danach geschehen?«
»Hat sie vielleicht das Weite gesucht?«
»Kann auch sein, Suko. Nur will ich daran nicht glauben. Die Cerny ahnt zumindest, wer wir sind und dass wir uns nicht so leicht fertig machen lassen. Ich glaube, dass sie sich hier irgendwo herumtreibt oder sich versteckt hält.«
»Dann sollten wir sie finden, denn nur sie kann uns den Weg zu diesem Würgeengel zeigen.«
»Keine Sorge, der wird schon zu euch kommen.«
Wir fuhren halb herum. In diesem recht großen Raum gab es noch einen Teil, den wir nicht sehr genau durchsucht hatten. Dort stand ein alter Schrank, der mehr aussah wie ein breiter Spind. Die Türen an ihm fehlten, sodass sich die Cerny hatte hineinstellen können, da dort auch keine Regale störten.
Sie gab sich einen Ruck, verließ das Versteck, nickte uns zu und flüsterte: »Darauf habe ich gewartet…«
***
Es gab eine kleine Schweigepause zwischen uns, die ich auflöste.
»Sie werden lachen, Mrs. Cerny, aber wir haben ebenfalls darauf gewartet, da können wir uns die Hände reichen.«
Sie lachte und meinte dann: »So weit geht die Sympathie nun doch nicht. Ich freue mich nur, dass ich mich in Ihnen beiden nicht getäuscht habe, das ist auch schon was.«
»Sie sagen es.« Suko deutete auf den
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