142 - Die Vampir-Maschine
okay.
Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich mich sofort wieder ins Kampfgetümmel geworfen.
Ich blickte mich um. Wie viele Unschuldige mochten sich schon in dieser Zelle aufgehalten haben? Die meisten hatte man zurecht hier eingesperrt, das stand für mich fest.
So häufig griffen die Beamten von Scotland Yard nicht daneben. Nicht umsonst bezeichnete man diese Polizeitruppe als die beste der Welt. Daß sie sich in meinem Fall getäuscht hatte, war verständlich.
Meine Gedanken schweiften zu Lance Selby ab. Was mir Tucker Peckinpah erzählt hatte, beunruhigte mich. Reenas war ein gefährlicher Feind, tückisch, hinterhältig und gemein.
Er konnte meinem Freund eine raffinierte Falle gestellt haben. Eine Falle, die nicht einmal Oda bemerkte. Ich wollte lieber nicht daran denken, was der schwarze Druide mit Lance anstellte, wenn er ihn in seine Gewalt bekam.
Eine unverhoffte Bewegung riß mich aus meinen Gedanken. Ich traute meinen Augen nicht. Wie von Geisterhand bewegt, schwang auf einmal die Zellentür auf.
***
Robin Lodd war mit Leib und Seele Reporter. Er interessierte sich für alles und zeigte gnadenlos Mißstände auf, egal, wen er damit bloßstellte.
Er war gradlinig und ehrgeizig. Ein kleines Heer von Informanten hielt ständig für ihn Augen und Ohren offen, weil sich das für sie lohnte, denn Lodd konnte es sich leisten, großzügig zu sein.
Er besaß eine hervorragende Spürnase, und wenn er Blut geleckt hatte, war er von einer Fährte nicht mehr abzubringen. Einflußreiche Leute hatten schon versucht, ihn abzuschießen.
Er hatte jedesmal zurückgeschossen und mit der effizienteren Munition besser getroffen. Jene, die ihn zu Fall zu bringen versuchten, strauchelten selbst.
Um an eine Sensation heranzukommen, war ihm so gut wie jedes Mittel recht. Er trat unter falschem Namen auf, verkleidete sich, täuschte seine Gegner, und das Knallen der Bomben, die er hochgehen ließ, war immer sehr weit zu hören.
Und die Druckwelle legte zumeist noch einige Randfiguren um.
Lodd war schwarzhaarig, sportlich, schlank und 32 Jahre alt. Sein letzter großer Coup war eine Reportage über die Schicksale illegaler Einwanderer gewesen.
Er hatte einiges mitgemacht. Die Story war dementsprechend brisant gewesen und beschäftigte immer noch die Abgeordneten im Parlament.
Inzwischen hatte Robin Lodd zum nächsten Rundumschlag ausgeholt. Er hatte einen Mann aufs Korn genommen, den zu reizen ungemein gefährlich war: Professor Mortimer Kull.
Als Lodd auf eine großangelegte Schweinerei gestoßen war, hatte er noch nicht gewußt, wer dahintersteckte, mit wem er sich anlegen würde.
Er hatte plötzlich einen roten Faden in die Hände bekommen, und dem folgte er natürlich. Dabei stieß er auf so viel Unrat, daß sich seine Haare sträubten.
Er stellte Querverbindungen her, deckte ungesetzliche finanzielle Transaktionen auf, erkannte schmutzige Geschäfte, die man raffiniert verschleiert hatte.
Aber nicht raffiniert genug für Robin Lodd…
Er bezahlte viel Geld, für manchmal sehr unbedeutende Informationen, aber die Steinchen fügten sich mit der Zeit zu einem empörenden Bild zusammen, hinter dem ein Name stand: Professor Mortimer Kull!
Lodd arbeitete Tag und Nacht an seinem fast 1000 Seiten dicken Manuskript. Je mehr Einblick er gewann, desto bewußter wurde ihm, daß er erst die Spitze eines gewaltigen Eisbergs entdeckt hatte. Kull war in seinen Augen der größte Verbrecher aller Zeiten. Ein Gangster von internationalem Format.
Ihm das Handwerk zu legen war eine Pflicht derer, die dazu imstande waren.
Lodd hatte sorgfältig recherchiert und mit der größtmöglichen Akribie gearbeitet. Kull zur Strecke zu bringen war sein bisher größtes Anliegen.
Er war zuversichtlich, daß es ihm gelingen würde.
Ein Aston Martin brauste an ihm vorbei, und er sah in dem Wagen James Fitzroy und Irene. Verwundert blickte er dem Fahrzeug nach. Irene wußte doch, daß er kam, um sie abzuholen.
Wie konnte sie mit. Fitzroy wegfahren?
Er hatte sie nur ganz kurz gesehen. Ihr Kopf lehnte an der Türstrebe - und waren ihre Augen nicht geschlossen gewesen? Fühlte sie sich nicht gut? Brachte Fitzroy sie nach Hause?
In einem Aston Martin! Seit wann besaß Fitzroy denn so einen tollen Schlitten?
Robin Lodd betrat das Gebäude, um sich zu erkundigen, was mit Irene Hastings los war. Sie hatte sich in letzter Zeit ein bißchen zuviel zugemutet. War sie deshalb heute zusammengeklappt?
Im Büro des Aufnahmeleiters hörte
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