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142 - Zakum, der dunkle Archivar

142 - Zakum, der dunkle Archivar

Titel: 142 - Zakum, der dunkle Archivar
Autoren: Dämonenkiller
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geschunden worden. Kräuterkunde war einer von Cocos meist gehaßten Unterrichtsstoffen gewesen, denn sehr zu ihrem Ärger hatte Sandra Thornton sie oft mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und war mit ihr über die mondbeschienenen Wiesen und Wälder spaziert, hatte ihr die verschiedensten Pflanzen gezeigt und sie dabei ständig geprüft. Sandra hatte nur voll Verachtung von Hexen und Magiern gesprochen, die sich nicht selbst die Kräuter pflückten. Sie fand es einfach entwürdigend, daß es Dämonen gab, die sich die Kräuter aus der Apotheke besorgten. In diesen Jahren waren Coco die Namen und die Wirkungsweisen aller wichtigen Pflanzen vertraut geworden. Aber sie hatte auch gelernt, zu welcher Zeit und auf welche Weise man sie ernten mußte. Nun verriet Rebecca, daß sie tatsächlich einiges dazugelernt hatte. Kraft ihres Geistes öffnete sich der kleine Tontopf, und ein stecknadelgroßer Klumpen schoß hervor, schwebte kurz über dem Dreibein und wurde vorsichtig über der Kohle zerrieben, die gründlich durchgemischt wurde. „Hervorragend", lobte Coco.
    Rebecca freute sich offen über das Lob. Ihre Hände waren über der vollen Brust gekreuzt, und unter ihrem Blick glosten die Kohlestückchen und entzündeten sich schließlich mit einem lauten Knall. Sofort drosselte Rebecca das Feuer, und die Duftkomposition der sieben Kräuter konnte sich ungehindert entfalten. Eine Flammenzunge leckte aus der Schale hervor und huschte wie der Feueratem eines Drachen über die Tischplatte, die nun frei von allen schädlichen Einflüssen war.
    „Perfekt", flüsterte Coco und unterdrückte dabei ein wenig die aufsteigende Furcht. Sie selbst hatte jahrelang lernen müssen, um das magische Feuer so zu beherrschen, doch die früher einmal magisch so unbegabte Rebecca hatte sich diese schwierigen Kenntnisse innerhalb weniger Wochen angeeignet.
    „Bist du bereit?" fragte Rebecca.
    „Ja", antwortete Coco. Im letzten Augenblick hielt sie sich zurück, denn fast automatisch wäre sie aus ihrem Kleid geschlüpft.
    Rebecca tat so, als hätte sie nichts bemerkt. Ohne Scheu schlüpfte sie aus ihrem Hausanzug, und Coco folgte ihrem Beispiel. Beide waren nun völlig nackt, damit beengte und störte sie nichts in ihrem Tun. Die Kleidungsstücke schwebten aus dem Zimmer und landeten auf einem fahrbaren Beistelltisch.
    Leicht quietschend schloß sich die Tür. Nur die glühenden Kohlen erhellten den Raum und schufen unheimliche, flackernde Gebilde, die über die Wände zuckten.
    Das magische Feuer reinigte ihre Hände. Dann standen sich die beiden jungen Frauen gegenüber, und fast gleichzeitig hoben sie die Arme. Für einen Augenblick schienen sie in Flammen aufzugehen, doch als sie die Arme wieder senkten, waren ihre Leiber mit einer unsichtbaren, magischen Schicht überzogen, die verhindern sollte, daß ihre eigenen Haare, Speicheltropfen oder winzige Hautstückchen den Zauber zerstörten.
    Ein betäubender Duft hing in der Luft, der aus der Schale drang und all ihre Sinne schärfte. Schweigend breiteten sie ein schwarzes Samtstück auf dem Tisch aus, darauf stellten sie sieben unterschiedlich große Kristallkugeln, mit denen sich Coco beschäftigte, die eine wahre Meisterin der Kristallomantie war.
    Coco achtete nicht auf Rebecca, die eine höchst seltsame Mischung aus Wachs, Erde, Staub und Sand herstellte, ein wenig mit Alkohol und Farbstoffen angereichertes Wasser darunter rührte, und dies alles über den Flammen fest durchknetete.
    Zärtlich berührte Coco eine Kugel nach der anderen, die zum Leben erwachten und in verschiedenen Farben sanft leuchteten. Nun konzentrierte sich Coco stärker und strich mit geschlossenen Augen über die kühlen, glatten Rundungen. Diese geheimnisvollen Kugeln erkannten sie wieder, denn schon in Wien hatte sie sich ihrer Hilfe bedient. Freudig klirrten sie, und die fremdartigen Gedanken strömten auf Coco über, die in einen tranceartigen Zustand fiel. Nach und nach verband sie die Kräfte der Kugeln miteinander, bis sie eine Einheit darstellten.
    Kurze Zeit genoß Coco noch die nun einlullend gewordene Wärme der Kugeln, dann löste sie ihre Hände von ihnen und trat zur Seite.
    Um den unförmigen, grauen Klumpen, den Rebecca gebildet hatte, zog sie nun mit einer Leuchtkreide einen Kreis, den sie aber noch nicht endgültig schloß.
    Zusammen formten sie nun die weiche Masse, die sich innerhalb weniger Minuten in eine primitive Puppe verwandelte. Die Gliedmaßen waren nur angedeutet, und auch
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