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1420 - Sternentore

Titel: 1420 - Sternentore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor, die sein Schiff aus der Kalmenzone bringen würden.
    Sekunden später machte er alles wieder rückgängig, denn da empfing sein Hyperkom eine Folge sehr schwacher Hyperimpulsgruppen, die er als den in M87 gültigen interstellaren Notruf der Raumfahrt identifizierte.
    Tolot peilte den Sender an und stellte fest, daß er sich innerhalb der Kalmenzone befand, in die die HALUTA geraten war und daß die Entfernung nur 11,472 Lichtjahre betrug.
    Ein paar Sekunden lang zögerte Tolot, dann drehte er sein Schiff mit Hilfe des Gravo-Triebwerks so, daß der Bug auf die Position des Havaristen zeigte, aktivierte den Metagrav und beschleunigte mit Höchstwerten, um die Überlichtphase vorzubereiten.
    In diesem Moment machte sich der Sunnuh wieder bemerkbar. „Du verlierst noch mehr Zeit, wenn du dich um den Havaristen kümmerst, Tolotos", sagte er.
    Tolot schickte ihm einen verweisenden Blick und entgegnete: „Ich verliere viel mehr, wenn ich mich nicht um ihn kümmere, nämlich meine Ehre. Wenn jemand in Raumnot gerät, ist es die Pflicht jedes anständigen anderen Raumfahrers, ihm alle Hilfe zu leisten, zu der er fähig ist."
    Daraufhin schwieg Dschufar, und Tolot kümmerte sich nicht weiter um ihn, denn er hatte Besseres zu tun, als zu klären, was der Sunnuh wirklich war.
    Er mußte einen todsicheren Plan entwerfen, wie er sich in den Besitz des Juwels von Mimoto brachte...
     
    *
     
    Die HALUTA stürzte durch das vom Metagrav projizierte Pseudo-Black-Hole, überwand im Hyperraum die Entfernung von 11,472 Lichtjahren und fiel nach Erlöschen ihres Grigoroff-Felds wieder in den Normalraum zurück.
    Sie befand sich noch immer in der Kalmenzone. Erst in rund 39 Lichtjahren Entfernung maßen die Ferntaster des Enerpsis den nächsten Ausläufer des Psionischen Netzes an.
    Ansonsten war alles normal. Ringsum leuchteten die zahllosen Sterne dieses Randgebiets von M87 und weit dahinter schimmerte aus dem Zentrumssektor das blaue Leuchten des Internraums, aus dem der gigantische Jet gleich dem Energieschwert eines imaginären Sternengotts herausstach.
    Nicht in diese Normalität paßte der Notruf, den der Hyperkom immer noch ziemlich schwach empfing. Die Position des Havaristen hatte sich allerdings nicht verändert, und die Hypertaster der HALUTA maßen an seiner Stelle eine Massenkonzentration an.
    Icho Tolot formulierte die im M87 gebräuchliche Antwort auf einen interstellaren Notruf, selbstverständlich im Zentrumsidiom - bis auf den Namen seines Schiffes.
    Im nächsten Moment erfolgte eine Reaktion, mit der er nicht gerechnet hatte.
    Am Hyperkom leuchtete das Anrufsignal auf, und als der Haluter auf Empfang ging, erblickte er auf dem Bildschirm ein nur zu gut bekanntes Gesicht.
    Das Gesicht von Rufus Tirac! „Tolot!" schrie der Vironaut freudestrahlend. „Mit dir hatten wir nicht gerechnet. Was für ein Glück, daß unsere Wege sich wieder gekreuzt haben!"
    „Ich freue mich auch", erwiderte Icho Tolot. „Wenn auch dieses Glück von großem Pech verursacht wurde: durch das Chaos im Psionischen Netz und die Neubildung von Kalmenzonen."
    Er stutzte, als er die in neunzehn Lichtsekunden geortete Massenkonzentration noch einmal überprüfte.
    Sie war viel größer, als sie von der ROSIE GREER hätte erzeugt werden dürfen.
    Rufus schien seine Gedanken zu erraten, denn er erklärte: „Als unser Schiff in die Kalmenzone stürzte, kollidierten wir mit einem anderen Schiff." Sein Gesicht zeigte widerstreitende Gefühle an. „Wir wären damals umgekommen, wenn die ROSIE GREER ihren Enerpsischild nicht noch für kurze Zeit auch in der Kalmenzone hätte aufrechterhalten können. Leider war seine Funktion aber schon gestört. Es kam zu einer heftigen Energieentladung in das andere Schiff. Dadurch wurde die Besatzung getötet."
    „Wie schrecklich!" rief Tolot mitfühlend. „Das dachten wir zuerst auch", erwiderte der Vironaut. „Seit wir issen, was die CHONGOR geladen hat, denken wir anders darüber."
    „Und woraus besteht die Fracht?" fragte Tolot - und ahnte es schon. „Aus Transplantat-Basis", bestätigte Rufus seine Befürchtung. „Alle Frachträume sind voll davon. Und weißt du, wer das Schiff befehligt hat, Tolot?"
    „Ein hoher Flottenkommandeur der Dumfries?" riet der Haluter. „Viel schlimmer", erklärte Rufus. „Ein Druis, ein Stützpunktingenieur und damit der Angehörige einer der ranghöchsten Kasten dieser Galaxis."
    „So hoch hinauf reicht also die Korruption in M87!" stellte Tolot beklommen fest.

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