1421 - Totenklage
jeder jeden. Davon gingen wir mal aus und behielten Recht. Elena Davies war bekannt. Wir erfuhren es von einem Jungen, der extra von seinem Fahrrad gestiegen war und Bills Porsche anstaunte.
»Das ist ein Geschoss.«
»Stimmt«, sagte der Reporter. »Und deshalb muss man damit auch sehr behutsam umgehen.«
»Klar. Vielleicht kann ich mir später auch mal einen Porsche leisten. Sind Sie Filmstar?«
Bill musste lachen. »Wie kommst du denn darauf?«
»Die fahren doch Porsche.«
»Das weiß ich nicht.«
»Und wenn Sie Elena besuchen, kann sie auch mit dem Porsche fahren?«
»Wenn es sich ergibt, schon.«
»Boohhh – hat die ein Glück.« Damit verabschiedete sich der Junge. Er fuhr so schnell wie möglich weg, als wollte er uns beweisen, wie schnell auch er fahren konnte.
Bill lächelte vor sich hin und meinte: »Jungenträume.«
»Hattest du die nicht auch?«
»Stimmt.«
»Und für dich sind sie in Erfüllung gegangen.«
»Da habe ich Glück gehabt.« Das Haus, in dem Elena wohnte, war schnell gefunden. Bevor wir es erreichten, kreuzte noch ein uniformierter Kollege auf einem Fahrrad unseren Weg. Er hielt sogar an, um uns an- und später nachzuschauen. Fremde ließen hier wohl das Misstrauen aufkeimen.
Wir stiegen aus und mussten drei Stufen bis zur Haustür gehen.
Ich ließ meinen Blick an der nicht zu hohen Fassade bis zum Dach hin wandern und sah innerhalb eines kleinen Fensterausschnitts eine junge Frau, die mir heftig zuwinkte.
Man hatte uns also gesehen, und wenig später wurde die Tür geöffnet…
***
Es war ein beschwerlicher Weg gewesen, aber Walter Brennan hatte ihn schließlich geschafft. Er war auch den Anweisungen genau gefolgt, die man ihm gegeben hatte. Keinem etwas sagen. Mit dem Bus bis zu einer bestimmten Haltestelle fahren, aussteigen und den Hügel hochgehen, zu dessen Kuppe ein schmaler Weg führte. Dort oben stand eine Bank. Das Gras wuchs so hoch, dass sie darin fast verschwand. Außerdem wurde sie von Büschen und Strauchwerk umgeben. Aber wer auf ihr seinen Platz gefunden hatte, der konnte sich über die Ruhe freuen und auch, wenn er Lust verspürte, über den Ausblick bis hin zur Schnellstraße. Auf der Bank und umgeben von der Natur fühlte man sich wohl und sicher wie in Abrahams Schoß.
Die Strecke war zwar nicht unbedingt sehr weit, aber sie hatte den Mann schon angestrengt. Walter Brennan war nicht mehr jung. Vor einem Monat war er fünfundsiebzig Jahre alt geworden, und auf dieser Feier hatte man ihn angesprochen, ob er nicht noch ein Geschäft machen wollte.
Auch in seinem Alter hatte er noch glänzende Augen bekommen.
Geschäfte hatte er immer gemacht. Sogar die Branche hatte er dreimal gewechselt. Zum Schluss war er so etwas wie ein Ramschkönig auf dem Flohmarkt gewesen und hatte noch gutes Geld gemacht.
Für ihn war es Spielgeld. Er brauchte es nicht zum Leben. Als Witwer konnte er von den Einkünften seines Mietshauses gut existieren.
Die zehntausend Pfund sollten nicht für ihn sein, sondern für seinen Neffen, der in Irland lebte, Familie hatte und der Brennans Erbe antreten sollte. Da konnte es nicht schaden, wenn er das Bargeld vermehrte.
Er trug die Summe bei sich. Verpackt in einen Umschlag. Er würde es dem Menschen geben, der es für ihn anlegen wollte. Der Mann war vertrauenswürdig genug. Außerdem kannte Brennan ihn schon lange. Einem Fremden hätte er die Summe nicht überreicht.
An dieser Bank wollte er ihn treffen. Eine genaue Uhrzeit war nicht abgemacht worden. Wenn der späte Nachmittag in den frühen Abend überging, würde der Mann erscheinen und sich zu ihm auf die Bank setzen, um noch einige Details des Deals zu besprechen.
Das war es dann.
Noch war Brennan allein. Er streckte die Beine aus und merkte, dass er sich allmählich erholte. Die Ruhe tat ihm gut, der Blick war herrlich, und es störte ihn auch nicht, dass sich der Himmel bezogen hatte.
Mücken umsummten ihn. Das Gras roch sehr intensiv. Es war schwüler geworden. Am späten Abend würde man mit einem Gewitter rechnen müssen, was ihn jedoch nicht störte. Dann war er längst wieder zu Hause, denn sein Geschäftspartner hatte versprochen, ihn mitzunehmen.
Eine innerliche Unruhe blieb trotzdem bestehen. Walter Brennan fragte sich, ob er wirklich alles richtig gemacht hatte. Er war ja immer ein misstrauischer Hund gewesen. Einem Menschen Bargeld ohne Sicherheiten zu überlassen war nicht sein Fall. Er wusste auch nicht, ob er das früher getan hätte, aber dem Angebot
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