Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Antwort, sondern hob die Schultern. Dann trank sie einen Schluck Wasser und meinte, als sie uns wieder anschaute: »Das ist mir früher nicht passiert, ich schwöre es.«
    »Der Sinn hat sich eben entwickeln müssen«, sagte ich.
    »Vielleicht.«
    »Die Seelen der Toten haben jemanden gesucht, mit dem sie Kontakt aufnehmen konnten. Und sie haben Sie gefunden, Elena. Ich denke, dass man die Dinge so sehen muss.«
    »Ja, ja – nur möchte ich damit nicht länger leben. Ich will, dass es wieder verschwindet.«
    »So einfach wird das nicht sein. Es kommt auch ein wenig auf die andere Seite an.«
    Bei der nächsten Frage schaute sie Bill und mich an. »Können Sie mir denn nicht helfen?«
    »Ja, das werden wir versuchen«, antwortete Bill. »Deshalb sind wir aus London gekommen.«
    Ihr nächster Blick war ängstlich und auch fragend. »Aber wie wollen Sie das machen?«
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen«, meinte Bill, der mir dann einen Blick zuwarf. »Ich denke, wir sollten es an Ort und Stelle versuchen. Oder, John?«
    »Richtig.«
    Wieder schaute Elena mal Bill an und dann mich. »Soll ich – ich meine, sollen wir ins Moor?«
    Ich nickte und sagte dann: »Das wäre schon von Vorteil.«
    Sie schwieg. Es war ihr anzusehen, dass sie sich fürchtete. Ihre Lippen fingen an zu zittern, und sie holte durch die Nase Luft. Mit schwacher Stimme fragte sie: »Wann sollen wir denn losfahren?«
    »Noch heute. Aber wenn Sie uns den Weg beschreiben, können wir es auch allein durchziehen«, schlug Bill vor.
    »Nein, nein. Das ist nicht möglich. Sie würden sich verlaufen, glaube ich. Oder zu lange suchen. Ich kenne den kürzesten Weg, und es macht mir auch nichts aus, Sie zu begleiten, ehrlich nicht. Allein traue ich mich nicht mehr hin, doch mit Ihnen fühle ich mich sicher.«
    »Schön, dass Sie das so sehen«, sagte Bill. Dann kam er auf den Kahn und den Anleger zu sprechen. Er wollte wissen, ob beides immer vorhanden gewesen war.
    »Ja, da kann ich mich schon erinnern.«
    »Und wir werden ihn auch jetzt finden?«
    »Der Mörder ist wieder zurückgepaddelt und hat das Boot festgebunden. Aber ich weiß noch immer nicht, ob er nicht etwas gemerkt hat. Komisch ist mir schon. Er hat ja das Gelände in seiner Nähe mit der Taschenlampe abgesucht.«
    »Gut, das werden wir wohl auch machen«, erklärte ich. »Aber ich habe noch eine andere Frage: Wie weit müssen wir fahren, um zum Moor zu gelangen? Gesehen habe ich davon noch nichts.«
    »Bis in seine direkte Nähe kommen Sie nicht. Den letzten Rest müssen wir zu Fuß gehen.«
    »Ist auch nicht tragisch.« Ich schaute die junge Frau länger an als gewöhnlich und lächelte dabei. Als ich die Frage stellte, sah sie wieder auf meine Lippen.
    »Und Sie haben nie Kontakt mit irgendwelchen anderen Mächten gehabt? Nie in Ihrem Leben?«
    »So ist es.«
    »Dann hat es Sie also zum ersten Mal erwischt?«
    »Ja, und das kann ich nicht begreifen.«
    Ich holte das Kreuz hervor, weil ich auf Nummer sicher gehen wollte. Sie verfolgte meine Bewegungen mit ihren Blicken, und ich sah den Glanz in ihren Augen.
    Auf der offenen Handfläche lag das Kreuz, als ich den Arm über den Tisch schob. Ich spürte nichts. Keine Wärme, kein Schimmern des Metalls, aber ich fragte: »Würden Sie es anfassen, Elena?«
    »Es ist so schön.«
    »Stimmt.«
    »Und sicherlich auch wertvoll.«
    »Das kann ich bestätigen.« Ich nickte ihr zu. »Bitte, nehmen Sie es an sich.«
    »Wenn ich darf…«
    »Klar.«
    Sie streckte ihre Hand aus. Bei der Berührung unserer Finger spürte ich das leichte Zittern. Dann aber griff sie zu und nahm das Kreuz von meiner Handfläche.
    Sie schaute es an. Wir sahen ihr Lächeln, aber Sekunden später verzerrte sich das Gesicht zur Fratze, und sie schrie auf…
    ***
    Was dann passierte, konnten wir uns nicht erklären. Elena war so beeindruckt von dem Kreuz gewesen. Jetzt schleuderte sie es von sich, sodass es auf den Tisch fiel und darüber hinwegrutschte. Sie blieb starr sitzen, schnappte nach Luft und schrie noch immer, während sie den Kopf schüttelte.
    Bill Conolly war aufgesprungen. Er eilte zu ihr und legte seine Hände auf Elenas Schultern.
    »Bitte, beruhigen Sie sich. Es ist vorbei. Sie brauchen das Kreuz nicht mehr zu nehmen.«
    Die junge Frau sackte in sich zusammen. Sie drückte dabei ihren Kopf fast so weit nach vorn, dass die Stirn beinahe die Tischplatte berührte. Über ihre Lippen drang ein leises Klagen, und erst nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher