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1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefangen.
    Als sie den Kopf anhob und uns danach anschaute, schimmerten Tränen in ihren Augen. Mit einer wunden Stimme begann sie zu reden. Wir mussten uns schon anstrengen, um sie verstehen zu können.
    »Es – es – war so schrecklich«, flüsterte sie. »Dabei habe ich das Kreuz gemocht. Aber plötzlich – ich – ich – weiß nicht, da waren sie wieder in meinem Kopf.«
    »Die Stimmen?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    Elena konnte lachen. Aber es klang hart und auch irgendwie abfällig. »Sie haben nichts zu mir gesagt. Sie haben einfach nur geschrien. Es waren grausame und schreckliche Schreie. Ich habe so etwas noch nie zuvor gehört. Voller Angst und Panik.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ging so schnell, und es hörte auf, als ich das Kreuz losließ.«
    »Und dann war es absolut vorbei?«, hakte ich nach.
    »Ja, ja, da war nichts mehr.« Große Augen in einem bleichen Gesicht. Sie konnte es selbst nicht fassen. Als hätte sie durch die Berührung des Kreuzes das Fremde in ihrem Kopf vertrieben.
    Wir ließen ihr Zeit, und allmählich fing sie sich wieder. Sie wollte sich für ihr Verhalten entschuldigen, aber das war Unsinn, und wir sagten es ihr auch.
    »Was Sie erlebt haben, war schlimm genug«, sagte ich, »aber ich frage Sie, ob es nicht besser ist, wenn Bill Conolly und ich allein an den Rand des Moors fahren.«
    Für einen längeren Augenblick schien es so zu sein, als wollte sie zustimmen. Sie hatte bereits zu einem Nicken angesetzt, als sie sich doch anders entschied.
    »Nein, durch mich ist ja alles so gekommen. Deshalb werde ich nicht kneifen und mit Ihnen fahren. Wenn Sie bei mir sind, fühle ich mich wirklich sicherer.«
    »Das ist okay.«
    »Und wann sollen wir fahren?«
    Ich saß so, dass ich durch das Fenster schauen konnte. Gut, der strahlende Sonnenschein war verschwunden, aber die Dämmerung hatte noch nicht die Oberhand gewonnen. Solange es hell war, mussten wir unsere Chance nutzen.
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn wir uns jetzt in den Wagen setzen und losfahren.«
    »Ja.« Elena war einverstanden. »Ich möchte mir dann nur noch etwas anderes anziehen.«
    Ich lächelte ihr zu. »Tun Sie das…«
    ***
    In den folgenden Sekunden nach der schlimmen Entdeckung war Walter Brennan nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Man schien ihm die Stimme geraubt und die Kehle abgeschnürt zu haben. Er war mittlerweile sehr alt geworden, aber einen solchen Schock hatte er noch nie in seinem Leben durchlitten.
    Der Mann und das Messer!
    Noch befand sich die Bank zwischen ihnen, aber sie war kein wirkliches Hindernis. Das sah auch Walter. Und er stellte leider fest, dass dieser einsame Platz perfekt für einen Mord gewählt war. Hier kam niemand hoch, und man konnte die Bank auch von unten her nicht einsehen.
    Brennan fand seine Sprache wieder. Er hob die Schultern zuckend an und flüsterte mit rauer Stimme: »Bitte, was soll das? Was hat das zu bedeuten?«
    Als Antwort hörte er eine Gegenfrage. »Hast du das Geld?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Wunderbar.«
    Brennan griff mit zittrigen Bewegungen unter seine Jacke. Er holte den Umschlag hervor und warf ihn auf die Bank. »Da – in dem Umschlag ist alles drin. Du musst es nicht mal nachzählen. Du kannst mir vertrauen. Reicht das jetzt?«
    »Nein, es reicht nicht.«
    Brennan verzog gequält das Gesicht. »Verdammt, was willst du denn noch alles?«
    »Dein Leben!«, erklärte der Killer mit einem Lächeln auf den Lippen. »Ja, ich will dein Leben. Ich muss alle Spuren verwischen, das wirst du doch verstehen. Aber du kannst beruhigt sein. Du bist nicht der Erste und wirst auch nicht der Letzte sein. Das kann ich dir versprechen. Aber ich werde nach dir eine kleine Pause einlegen, denn ich muss mich erst mit neuen Plänen beschäftigen.«
    Brennan glaubte ihm. Und er ließ sich die Worte noch mal durch den Kopf gehen. Es war, als würde ein Vorhang von seinem Gedächtnis weggerissen werden.
    Plötzlich erinnerte er sich.
    Da gab es die verschwundenen Menschen. Er kannte die genaue Anzahl nicht. Aber in den letzten Monaten hatte es viel Wirbel darum gegeben. Nie war einer wieder aufgetaucht, auch nicht als Leiche. Es ging die Vermutung um, dass man sie in den Sumpf geworfen hatte, doch niemand wollte dort anfangen zu suchen.
    Und jetzt ich!, dachte Brennan.
    Er brauchte nur in das Gesicht zu schauen, um zu wissen, dass er keine Chance mehr hatte. Da half kein Bitten, auch kein Betteln, und an Kräften war ihm der andere

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