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1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden.
    Warum? Wer? Gab es Verfolger im Unsichtbaren, die sie nur spürte und nicht sah?
    Elena fand keine Antwort, doch das Gefühl, verfolgt oder beobachtet zu werden, das blieb bestehen.
    Der Mörder? War es derjenige, den sie beobachtet hatte? Der die Leiche mitten in der Nacht im Sumpf hatte verschwinden lassen?
    Wieder stieg der Gedanke in ihr hoch, doch gesehen worden zu sein. Und dass er jetzt Jagd auf sie machte. Es reichte nicht aus, dass sie in der Lage war, die Stimmen der Toten zu hören, nein, hinzu kam, dass noch ein Mörder unterwegs war.
    Auch sie hatte davon gehört, dass in der Umgebung in der letzten Zeit immer wieder Menschen spurlos verschwunden waren. Alte Menschen, die sich nicht wehren konnten. Plötzlich hatten ihre Wohnungen und Zimmer leer gestanden. Bei Nacht und Nebel waren sie abgeholt worden und nie mehr aufgetaucht.
    Und der Sumpf schweigt!, dachte Elena. Wenn er von den Menschen in Ruhe gelassen wird, gibt er seine Geheimnisse nie mehr preis.
    In Penselwood, so hieß der Ort, verlief das Leben noch in ruhigen Bahnen. Die Lastwagen, die Ware abholten, brauchten nicht durch das Dorf zu fahren. Es gab da eine Tangente, die sie direkt zu den entsprechenden Firmen brachte.
    Der Platz, auf dem Elena Davies saß, befand sich in der Mitte des Ortes. Die kleine Kirche sah sie, auch die Geschäfte, das Haus, in dem der Bürgermeister seinen Sitz hatte, und alles wurde umrahmt von den alten Fassaden der kleinen Häuser. Manchmal verirrten sich Wanderer nach Penselwood oder auch Fahrrad-Touristen. Zumeist nach Westen, einem besonderen Ziel entgegen, dem geheimnisumwitterten Ort Glastonbury, der von Eingeweihten das englische Jerusalem genannt wurde und prall gefüllt war mit Geheimnissen, durchweht von den Geistern der Vergangenheit, die sich manchmal offenbarten.
    Elena hatte Glastonbury nie besucht und auch nicht so recht an die mystischen Geschichten glauben wollen, aber jetzt dachte sie anders darüber.
    Plötzlich fiel ein Schatten über sie. Elena schrak zusammen. Sie hob den Kopf und sah den Mann auf dem Fahrrad, der angehalten hatte.
    Er trug eine dunkle Uniform, hatte ein verschwitztes Gesicht und lächelte sie an.
    Es war Bob Kling, der Constable und der einzige Polizist im Ort, der zudem noch für andere kleine Dörfer zuständig war und trotzdem einen guten Job hatte, denn hier passierte ja nicht viel. Abgesehen davon, dass in der letzten Zeit Menschen verschwunden waren, doch damit war Bob Kling nicht beschäftigt gewesen. Die Ermittlungen hatte eine Sonderkommission übernommen, ohne allerdings zu einem Ergebnis gelangt zu sein.
    Hören konnte sie die Stimme des Mannes nicht, aber sie las an seinen Lippen ab, was er sagte.
    »Na, ruhst du dich aus?«
    Elena gab ihm eine Antwort. Trotz ihrer Taubheit hatte sie sich bemüht, das Sprechen zu lernen, auch wenn sie sich selbst nicht hören konnte. So gab sie eine Antwort, zwar langsam, aber das waren die Menschen hier im Ort gewöhnt.
    »Ja, ich mache eine Pause.«
    »Das ist schön. Wie geht es dir sonst?«
    »Recht gut.«
    »Schön. Ich habe übrigens vor kurzem deine Eltern bei einem kleinen Dorffest getroffen. Sie sind noch immer nicht darüber hinweggekommen, dass du nicht mehr bei ihnen wohnst und zwei Dörfer weiter gezogen bist.«
    »Das weiß ich.« Elena hob bedauernd die Schulter. »Aber ich wollte für mich sein.«
    »Kommst du gut zurecht?«
    »Klar.«
    »Das ist super.«
    Elena hatte Bob Kling nicht aus den Augen gelassen. Er war ein Mann um die vierzig, ein wenig korpulent und mit einer hellen Haut, die nie durch die Sonne gebräunt wurde, sondern stets im Sommer eine rötliche Farbe annahm. Er hatte sehr helles Haar und Pupillen, die so gut wie farblos waren.
    Sie hatte eine Zeitlang überlegt, Bob Kling einzuweihen und dachte auch jetzt daran, doch eine innere Stimme riet ihr ab. Er würde ihr nicht glauben. Er würde auch bestimmt nicht mit ihr dorthin fahren, wo sie die Stimmen gehört hatte.
    Sie lenkte vom Thema ab und fragte: »Machst du deine Runde?«
    »Klar. Nicht nur hier. Ich habe ja noch andere Dörfer auf meiner Liste.«
    »Passiert ist nichts, wie?«
    »Nein. Wieso?«
    »Ach, ich dachte nur«, formulierte sie.
    Bob Kling schaute sie scharf an. Er machte den Eindruck, als wollte er nachfragen, überlegte es sich aber anders und wünschte ihr noch einen schönen Tag, bevor er weiterfuhr. Gestrampelt hatte er genug, deshalb stellte er den kleinen Hilfsmotor an seinem Fahrrad an.
    Elena legte die Stirn in

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