1421 - Totenklage
plötzlich meldete sie sich. Sie hatte unruhig auf ihrem Platz gesessen und ständig den Kopf gedreht. So war ihr Blick bis zum Ufer gefallen, das für uns alle gut sichtbar war.
Elena hob den Arm an und erklärte mit stockender Stimme. »Da hinten ist jemand!«
Bill und ich fuhren herum. Das Boot schaukelte heftig. Ich ging sicherheitshalber in die Knie.
»Wo denn?«
»An der Anlegestelle.« Eine kurze Pause. Dann flüsterte sie: »Ich glaube, das ist der Mörder…«
***
Wie bei den Taten zuvor hatte auch jetzt alles wunderbar geklappt, und der Killer konnte zufrieden sein. Er saß in seinem alten Volvo, die Leiche hatte er auf die Ladefläche gelegt. Eine Decke schützte sie vor neugierigen Blicken.
Das letzte Opfer! Durch die letzte Beute war er zunächst mal saniert und konnte sich ein gutes Doppelleben leisten. Sein erstes, normales, würde er so weiterführen, aber das zweite war für ihn natürlich viel wichtiger. Das war sein eigentliches. Da konnte er sich austoben, und niemand in Penselwood und den umliegenden Orten ahnte etwas davon.
Trotzdem steckte eine gewisse Unruhe in ihm. Manchmal überkam ihn das Gefühl, dass er besonders vorsichtig sein musste. Eine innere Warnanlage hatte sich gemeldet, aber er konnte sich an keinen Fehler erinnern, den er begangen hatte. Es war gelaufen wie immer, auch bei Walter Brennan.
Auf der Fahrt zu seinem Ziel beobachtete er die Umgebung noch genauer als sonst. Es konnte durchaus sein, dass ihm jemand auf den Fersen war, aber das traf nicht zu. Kein Mensch ließ sich in der Nähe blicken. Er schien mutterseelenallein auf der Welt zu sein. Das Wetter hatte seine Strahlkraft längst verloren. Es trübte ein, und der graue Himmel schien sich immer tiefer zu senken.
Das war seine Zeit, auch wenn es noch hell war. Vor einem Gewitter oder einem Wetterumschwung traute sich so leicht niemand ins Freie und in die Nähe des Sumpfes erst recht nicht.
Der Weg wurde schlechter, der Boden weicher, und die Räder des Volvo drehten schon ab und zu durch. Bis an den Rand des Sumpfs konnte er nicht heranfahren. Den Rest der Strecke würde er sein Opfer tragen müssen, aber das machte ihm nichts aus. Da brauchte er nur an den Erfolg zu denken, und der steckte in der Innentasche der Jeansjacke. Ein Umschlag mit zahlreichen Scheinen, die sein Doppelleben finanzieren würden.
Er freute sich. Dass er dabei über Leichen ging, das war ihm letztendlich egal. Er lebte schließlich nur einmal.
Und dann schrie er auf.
Es war nur ein leiser Schrei, dem ein Fluch folgte, denn was er plötzlich sah, damit hatte er nicht gerechnet. Vor ihm stand tatsächlich ein fremdes Auto.
Mit einem Blick hatte er erkannt, dass es sich um einen Porsche handelte. Er kannte keinen aus der näheren oder weiteren Umgebung, der ein so teures Auto fuhr.
Bei dem Fahrer musste es sich um einen Fremden handeln. Was hatte der hier in der Nähe des Sumpfes zu suchen?
Es war genau die Frage, die ihn beschäftigte und ihm den Schweiß aus den Poren trieb. Mit so etwas hatte er nie im Leben gerechnet, und er hatte Mühe, den Anflug von Panik zu unterdrücken.
Hinter dem Porsche hatte er angehalten. In seinem Gesicht zuckte es, als er durch die Scheibe schaute. Der Schweiß brannte leicht auf seiner Haut. Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte er ihn weg.
Wo steckte der Fahrer? Was wollte er hier? Einfach sich nur den Sumpf anschauen?
Bestimmt nicht. Wenn er das vorgehabt hätte, wäre er mit einem anderen Fahrzeug gekommen. Da wäre ein Geländewagen viel besser gewesen. Stattdessen stand vor ihm ein Porsche.
Er atmete einige Male scharf aus, dann wieder ein, blickte sich um und musste feststellen, dass er sich allein in dieser einsamen Gegend befand.
Das beruhigte den Mann ein wenig. Er riss sich zusammen. Er besann sich auf seine Stärken. Dazu gehörte es, abgebrüht zu sein und natürlich keine Zeugen zu hinterlassen. Sollte der Fahrer erscheinen, würde er kurzen Prozess machen. Mit dem Messer oder mit der Schusswaffe, die zusätzlich in seinem Wagen lag.
Er hatte sich vor Jahren schon ein Gewehr besorgt. Nicht offiziell gekauft, sondern hinten herum. Ein Militärgewehr, ein G3, wie es auch die Truppen der NATO benutzten oder benutzt hatten. Es war gepflegt, es roch nach Waffenöl und es war für ihn so eine Art Notfallwaffe geworden, denn seine Pistole konnte er aus bestimmten Gründen nicht einsetzen.
Gemordet hatte er mit dem Messer. Das war schnell und lautlos über die Bühne gelaufen, aber
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