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1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Chancen.«
    »Das denke ich auch«, murmelte ich, hatte allerdings auch innerhalb der Fläche verschiedene große Grasinseln entdeckt, die wie flache Buckel aus der trüben Brühe hervorragten. Wenn sie einen festeren Untergrund aufwiesen, konnten sie schon Rettungsinseln sein.
    Bill wartete an der Anlegestelle. Er hatte den Kahn bereits losgemacht und ihn auch auf seine Tauglichkeit untersucht. Er nickte uns zu und meldete, dass alles in Ordnung sei.
    »Der wird uns tragen können«, sagte er.
    Wir stiegen noch nicht ein. Elena Davies schaute sich ängstlich um, bevor sie leise fragte: »Wie weit wollen Sie hinaus?«
    Ich hob die Schultern. »Das wird sich ergeben. Ich denke mal, dass Sie die Stimmen hören werden, das heißt, ich hoffe es. Wenn das geschieht, sollten wir stoppen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Paddeln wir wieder zurück.«
    Sie war einverstanden.
    »Haben Sie sich die Stelle ungefähr gemerkt, wo der Mann den Toten in den Sumpf fallen ließ?«, fragte ich sie.
    »Nein, nicht direkt. Ich weiß nicht mal, ob eine der flachen Inseln in der Nähe gewesen ist. Aber die Leichen finden wir sowieso nicht. Ich höre nur ihre Stimmen. Oder habe sie gehört, und das ist schlimm gewesen.«
    Auf die Stimmen setzte ich ja. Sie sollten uns den Weg weisen.
    Dass da nicht alles normal war, hatte ich an Elenas Reaktion erlebt, als sie das Kreuz in der Hand gehalten hatte. Sie war plötzlich ausgeflippt, was nicht an ihr lag, sondern an dem, was hier verborgen lag.
    »Sollten wir nicht einsteigen?«, fragte Bill.
    Ich hatte nichts dagegen. So halfen wir zuerst Elena Davies ins Boot. Ich folgte, Bill machte den Schluss. Er schnappte sich auch die lange Stange und stemmte sie in das nicht sehr tiefe Wasser. Durch einen kräftigen Gegendruck brachte er das Boot in Bewegung, das sich sehr träge von seinem Platz löste und mit seinem recht breiten Bug in das trübe Sumpfwasser hineinglitt.
    Keiner von uns hatte sich nasse Füße geholt. Bill wechselte die Stange gegen ein Paddel aus. Am Heck fand ich ein zweites. So konnten wir den Kahn gemeinsam fortbewegen.
    Die taube junge Frau hockte auf der schmalen Sitzfläche am Heck.
    Sie hatte die Beine zusammengelegt und angezogen. Die Hände hielt sie um die Knie geschlungen, und ihr Blick war dabei ins Leere gerichtet. Ab und zu stöhnte sie leise auf, doch die Oberfläche beobachtete sie nicht, das überließ sie Bill und mir.
    »Hast du so etwas wie ein Ziel im Auge?«, fragte mich Bill.
    »Ich denke schon. Wir sollten dort stoppen, wo die Leiche in den Sumpf geworfen wurde.«
    »Das denke ich auch. Und dann warten wir darauf, dass sich die Stimmen der Toten melden?«
    »Kann sein, dass sie es tun. Es ist auch möglich, dass wir die Leichen finden, je nachdem, wie tief der Sumpf ist. Man kann es mal mit der Stange probieren.«
    »Alles klar. Aber ich denke mehr an die Stimmen und die Toten. Dabei frage ich mich, ob sie tatsächlich tot sind. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie plötzlich aus dem Wasser steigen und wir es mit irgendwelchen Moor-Zombies zu tun bekommen. Ich für meinen Teil schließe da nichts aus, John.«
    »Den Gedanken hatte ich auch schon.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Wir paddelten weiter. Inzwischen hatten wir einen guten Rhythmus gefunden. Wir tauchten die beiden nicht zu schlanken Paddel synchron ein und lauschten den Geräuschen, die dabei entstanden.
    Es war das typische leise Klatschen, als hätte jemand in einer Badewanne mit der Hand das Wasser bewegt. Mücken umtanzten uns.
    Hin und wieder tauchte ein Frosch aus dem Wasser auf, der allerdings sehr schnell wieder verschwand, weil wir ihn zu sehr erschreckten.
    Die Luft drückte. Das merkten wir auch an den Gerüchen, die an Intensität zunahmen. Es stank nach dem alten Wasser und nach verfaulten Pflanzen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sich erste Dunstschwaden bilden und sich auf das Wasser legen.
    Blätter schaukelten auf der Oberfläche. Äste und Zweige schwammen uns entgegen, aber es gab nichts, was eine sommerliche Blüte gezeigt hätte. Hier war das Leben auf eine gewisse Art und Weise vorbei. Trotzdem war das Moor ein wichtiges Biotop. Ab und zu nur schimmerte ein Farbklecks durch, wenn sich eine Blume gehalten hatte, ansonsten herrschten die Farben der Naturtrauer vor.
    Auf Grund waren wir noch nicht geraten. Bisher hatten wir die Paddel immer ohne Probleme durch das Wasser ziehen können, und das blieb auch weiterhin so.
    Elena Davies bewies uns, dass sie in der Nacht

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