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1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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trotz ihrer Aufregung aufgepasst hatte. Sie richtete sich in ihrer sitzenden Haltung kerzengerade auf, um einen Blick in die Runde zu werfen. Da sie uns direkt gegenübersaß, würden wir uns mit ihr unterhalten können.
    Ihre Stimme klang stockend und leise. »Ich glaube, wir haben die Stelle erreicht.«
    »Hier und jetzt?«, fragte Bill. Sie nickte.
    Wir holten die Paddel ein. Das Boot schaukelte noch etwas, dann kam es zur Ruhe.
    Auch wir bewegten uns nicht. Wir warteten ab, was Elena Davies empfand, die zunächst kein Wort mehr von sich gab. Sie blieb auf ihrer schmalen Bank sitzen und schaute in die Runde.
    Wir störten sie nicht. Wenn sie so etwas wie ein Medium war, würde sie die Umgebung ausloten. Dass ihr die Stimmen gehorchten und mit ihr in Kontakt treten würden, wenn sie es wollte, daran glaubten Bill und ich nicht.
    Der Sumpf führte sein Eigenleben. Er war eine Welt für sich, in der es eigene Gesetze gab.
    Wir warteten und sahen, dass unser Schützling den Kopf schüttelte. Elena räusperte sich. Sie brauchte nicht großartig zu erklären, was sie fühlte. Wir sahen es ihr an.
    »Nichts?«, fragte ich trotzdem.
    Sie nickte. Aber sie wusste nicht, ob sie darüber traurig sein sollte, denn ihre Lippen umspielte ein Lächeln.
    Bill blieb nicht mehr neben mir sitzen. Er stand auf. Dabei griff er nach der Stange. Er wartete, bis sich das Schaukeln des Boots etwas beruhigt hatte, dann hob er die Stange an.
    »Mal sehen, wie tief es hier ist.«
    Das war zwischen uns abgesprochen, und ich wollte ihn bei seiner Arbeit nicht stören.
    Er hob die Stange noch weiter an und schwenkte sie über Bord.
    Auch Elena beobachtete ihn. Trotzdem wollte sie von mir wissen, was er vorhatte.
    »Wir werden versuchen, die Leichen zu finden. Vielleicht erreichen wir ja den Boden. Ich denke, dass der Sumpf hier nicht so tief sein wird. Wenn wir dann auf Widerstand stoßen, könnte es ein erster Erfolg sein.«
    »Er sucht also nach den Toten – oder?«
    »So ist es.«
    Sie zog die Nase hoch und wirkte ein wenig nervös. Nachdem sie sich zur Seite gedreht hatte, lugte sie über die Bordwand hinweg und schaute zu, wie der Reporter die Stange ins Wasser schob.
    Auch ich war gespannt, wie tief der Sumpf hier war. Mehr als ein Drittel der Stange war im Wasser verschwunden, und Bill konnte noch immer nachdrücken.
    »Flach ist es nicht«, kommentierte er.
    »Und Widerstand?«, fragte ich.
    »Jetzt!« Bill hielt die Stange fest. Er drehte den Kopf und schaute uns triumphierend an. »Ich habe Grund. Aber der ist weich.« Er konnte an der Stange rütteln, sie drehen, aber sie kaum tiefer in den Schlamm hineindrücken.
    »Das war es wohl.«
    »Und Leichen…«
    »Nein, John, die habe ich nicht gefunden. Aber ich fange auch erst an. Ich denke, dass ich im Umkreis weitersuche. Es muss ja nicht überall gleich aussehen.«
    »Okay, tu das.«
    Er bewegte sich unsicher auf den Bootsplanken, vorsichtig und ganz in seine Arbeit vertieft.
    Ich hielt derweil nach Erdbuckeln Ausschau, die in der Nähe aus dem Wasser ragten. Es konnte durchaus sein, dass wir eine von ihnen als Rettungsinsel benutzen mussten. Da war alles möglich, denn in die Brühe hineinfallen, das wollte ich auf keinen Fall.
    Es lagen einige in der Nähe. Sie sahen aus wie Kuhfladen auf der Wiese. Bei dem Gedanken musste ich selbst lächeln, und meine Gedanken wurden von Bills Kommentar unterbrochen.
    »Der Sumpf ist unterschiedlich tief. Sogar in diesem kleinen Umfeld.«
    »Und was ist mit dem Widerstand?«
    »Ich finde keinen. Der Anfang der Stange lässt sich gut in den Schlamm hineindrücken. Ich gehe mal davon aus, dass wir es mit Schlamm zu tun haben.«
    Das war nicht gut. Ich sprach davon, an eine andere Stelle zu paddeln, was Bill nicht so gefiel.
    »Wenn sich Elena nicht geirrt hat, davon gehen wir mal aus, dann müssten die Leichen doch hier liegen. Es gibt keine Strömung. Also können sie auch nicht weggeschwemmt worden sein.«
    Diesem Argument konnte ich schlecht etwas entgegensetzen. Es sei denn, ich spekulierte auf eine makabre Art und Weise.
    »Wenn sie zu Sumpf-Zombies geworden sind, Bill, ist es durchaus möglich, dass sie sich von allein wegbewegt haben. Oder lässt du diese Möglichkeit außer Acht?«
    »Ich habe sie im Hinterkopf. Normaler wäre es, wenn wir an einer anderen Stelle weitersuchen.«
    »Okay, dagegen habe ich nichts.«
    Bill holte die Stange ein. »Dann lass uns mal wieder paddeln.«
    Wir hatten es vor, aber Elena hielt uns davon ab, denn

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