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1422 - Mörderischer Muttertag

1422 - Mörderischer Muttertag

Titel: 1422 - Mörderischer Muttertag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ohr.
    »Hallo!« Sie ärgerte sich darüber, dass ihre Stimme einen so gehetzten Klang hatte, doch das war unausweichlich nach diesen Vorgängen.
    »Du bist es, Tina!«
    »Elton!«, rief sie. Es klang wie der Ruf einer Erlösung nach einem harten Stress.
    »Ja, ich.«
    »Mein Gott, bin ich froh. Ich war soeben im Begriff, dich anzurufen, ehrlich.«
    Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann stellte Elton eine vorsichtige Frage. »Du hast es also auch mitbekommen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Die Botschaft?«
    »Genau. Mit Lippenstift auf einen Spiegel bei mir in der Toilette geschmiert. Bald ist Muttertag.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Dann hast du den gleichen Text bekommen?«
    »Leider.«
    Tina wusste nicht, was sie sagen sollte. Etwas schien sie zu erdrücken.
    »Was denkst du, Elton?«, fragte sie schließlich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ein Scherz?«
    »Nein, Tina, nein. Das ist kein Scherz. Ich habe auch noch etwas anderes gesehen.«
    »Das Gesicht.«
    Ein scharfer Atemzug. »Du auch?«
    Tina nickte, obwohl ihr Bruder es nicht sah. »Ja, Elton, ich auch. Ich habe es im Spiegel gesehen.«
    In der Leitung blieb es zunächst still. Erst nach einem lauten Seufzer sprach Elton Baker weiter. »Wenn das so ist, Tina, müssen wir etwas unternehmen.«
    »Und was, bitte?«
    »Hast du dich schon mit Sammy in Verbindung gesetzt?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Ich auch nicht, weil ich erst mit dir sprechen wollte. Aber wir sollten es tun.«
    »Sicher.«
    »Gut, das übernehme ich. Und dann sollten wir uns so schnell wie möglich treffen und beraten, was wir unternehmen können. Was wir hier erleben, das ist kein Spaß. Ebenso wie die Taten unserer Mutter kein Spaß gewesen sind. Ich gehe davon aus, dass uns die Vergangenheit eingeholt hat.«
    »Ja, Elton, ja. Da wirst du Recht haben.« Tina strich durch ihr dichtes Haar. »Und wie geht es dir sonst? Hast du deine Scheidung überstanden?«
    »Nicht so richtig, Schwesterherz. Aber es war das Beste, was uns passieren konnte. Thelma und ich passten einfach nicht zusammen. Hin und wieder sehen wir uns und gehen mal Essen. Wir sind…«, er lachte jetzt, »… recht gute Freunde, wie man immer so schön sagt.«
    »Dann hast du Glück gehabt. Andere Frage, Elton. Wo und wann sollen wir uns treffen?«
    »Am besten bei mir.«
    »Gut.«
    »Ist dir neunzehn Uhr recht?«
    »Mir ja, aber was ist mit Sammy?«
    »Um den kümmere ich mich. Ich denke, dass er die gleiche Nachricht bekommen hat wie wir.«
    »Gut, dann bis heute Abend.«
    »Ja, halt dich tapfer, Schwesterherz.«
    »Ich werde es versuchen.«
    Tina Baker war erleichtert, als sie den Hörer wieder auflegte. Das Gespräch mit ihrem Bruder hatte ihr gut getan und ihr einiges von dem Druck genommen. Es wäre auch schrecklich für sie gewesen, wenn er aufgelegt oder sie ausgelacht hätte.
    Jetzt schaute sie auf die Uhr. Bis auf eine Minute war die einstündige Pause vorbei. Doch Tina wollte den Laden nicht sofort öffnen.
    Es zog sie in die kleine Toilette mit dem großen Spiegel.
    Noch immer dachte sie darüber nach, wer wohl diese Schmierereien hinterlassen haben könnte. Bestimmt nicht ihre Mutter, denn sie war tot. So konnte sie sich vorstellen, dass es einen Komplizen gab, den sie damals schon gehabt hatte. Wie auch immer, es gab die Probleme, und es würde sie auch weiterhin geben, davon ging sie aus.
    Sehr sacht öffnete Tina die schmale Tür. Sie merkte, dass ihr Herz stärker klopfte, und sie machte sich auf einiges gefasst.
    Da es in dem kleinen Raum kein Fenster gab, war er dunkel, und sie musste wieder das Licht einschalten.
    Sofort schaute sie nach links.
    Dort hing der Spiegel.
    Auf ihm sah sie die rote Schrift. Niemand hatte sie abgewischt, und sie war nach wie vor eine finstere Drohung aus dem Jenseits, auch wenn das Gesicht verschwunden war…
    ***
    »Komm rein, Tina.«
    »Ja, danke.«
    Sie betrat den breiten Flur, der zu Eltons Wohnung gehörte, und umarmte ihren Bruder. Sie war froh, sich an ihm festhalten zu können, und sie spürte, dass ihr Zittern nachließ.
    Elton Baker war ein Mann, der – würden Vorurteile stimmen – durchaus als Buchhalter durchgehen konnte. Er sah recht unscheinbar aus. Einen Teil seiner braunen Haare hatte er recht früh verloren, sodass man bei ihm von einer hohen Stirn sprechen konnte. Ein breites Gesicht mit leichten Pausbacken rundete den Eindruck ab.
    Dass beide Geschwister waren, hätte man vielleicht an den Augen erkennen können, denn sie waren von der gleichen braunen Farbe,

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