1424 - Das Hexenherz
hatte, ich im Übrigen das ihre auch. Das war etwas gewesen, das uns schon irgendwie zusammengeschweißt hatte.
Natürlich gab es immer wieder Situationen, wo ich sie zum Teufel wünschte, was auch für Jane Collins zutraf, bei der Justine nun mal lebte, aber auf der anderen Seite war die blonde Bestie das perfekte Verbindungsglied zur anderen Seite, denn dort gab es noch zwei mächtige Gegner, die inzwischen auch ihre Feinde waren.
Dracula II und Saladin!
Zwei, die sich gesucht und gefunden hatten, die Frantisek Marek letztendlich besiegt hatten und die nun dabei waren, die Vampirwelt perfekt aufzubauen.
Wenn ich ein Resümee zog, dann hatte ich von einer Justine Cavallo als Verbündete mehr Vor- als Nachteile, auch wenn sie sich von Menschenblut ernährte. Doch hatte sie ihre eigene Methode gefunden und sorgte dafür, dass ich nicht unmittelbar als Zeuge dabei war.
Es sah nicht gut aus für mich. Assunga hatte mir die Karten aus der Hand genommen. Jetzt hielt sie die Trümpfe fest, und ich wusste nicht, was ich dagegensetzen sollte.
»Ein sprachloser Geisterjäger?«, höhnte die Schattenhexe. »Ich habe das Gefühl, dich ziemlich hart getroffen zu haben.«
»Nicht unbedingt.«
»Dann ist dir das Schicksal deiner neuen Verbündeten egal?«
»Das sollte es eigentlich.«
»Wie schön, dann…«
»Moment, Assunga, ich bin noch nicht fertig. Ich glaube nicht, dass unbedingt Justine Cavallo deine ärgste Feindin ist. Da gibt es andere.«
»Mallmann?«
»Zum Beispiel, und auch dieser Saladin. Sie bauen eine Gegenwelt auf. Den Schwarzen Tod gibt es nicht mehr. Ihre Macht wird sich festigen, und das kann dir nicht egal sein.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ganz einfach. Muss ich dir noch klar machen, dass Justine Cavallo nicht gerade eine Freundin oder Verbündete der beiden ist? Muss ich das noch?«
»Nein.«
»Warum willst du dann jemanden töten, dessen Feinde auch die deinen sind?«
Sie gab mit keine konkrete Antwort. Sie lachte aus dem Herzen hervor, und ich glaubte, dass es mehr ein Lachen aus Verlegenheit war. Oder eines, um Zeit zu überbrücken.
»Ich bin stark genug, um auch ohne Justines Hilfe mit meinen Feinden fertig zu werden. Muss ich dir das noch großartig sagen? Du solltest mich kennen.«
»Ja, das tue ich. Und ich unterschätze dich auch nicht. Ich weiß, welche Macht du besitzt, aber du solltest auch weiterdenken.«
»Das heißt, du bist dagegen?«
Ich wollte mich nicht aufs Glatteis locken lassen und antwortete deshalb: »Wir wäre es, wenn wir darüber sprechen würden?«
»Und wo?«
»Nun ja, du wirst verstehen, dass ich Justine gern sehen würde, um mich davon zu überzeugen, was mit ihr geschehen ist.«
»Dann traust du mir nicht?«
Ich hob meine Schultern und auch die Arme an. »Im Prinzip hast du Recht. Wir stehen auf verschiedenen Seiten, und ich kann dir einen Kompromiss vorschlagen.«
»Ich höre.«
»Du weißt selbst, wie stark mein Kreuz ist. Auch wenn du Hunderte von Herzen übereinander türmst, um ein großes zu schaffen, kannst du nicht sicher sein, dass es nicht durch mein Kreuz zerstört werden könnte. Ich werde den Versuch also nicht unternehmen, wenn du dafür sorgst, dass ich Justine Cavallo gegenübertreten kann.«
Dieser Vorschlag passte ihr nicht. Sie hatte voll und ganz auf das Hexenherz gesetzt. Nun sprach jemand von Zerstörung. Genau das traf sie tief.
Der Umriss des Gesichts innerhalb der pulsierenden Masse zuckte hin und her. Sie ließ sich mit der Antwort Zeit und kam dann mit einer Drohung rüber.
»Wenn ich will, wird dieses Herz dich verschlingen. Es kann dich klein machen, denn das hat es bereits mit deiner Freundin Justine Cavallo getan. Ja, du hast richtig gehört. Ich habe sie durch das Herz in mein Reich entführt, und wenn ich will…«
»Du wirst es nicht wollen, Assunga, denn du hast in deiner Überheblichkeit einen Denkfehler gemacht. Wenn ich in dieses schmatzende Ding eintauchen würde, bin ich noch immer im Besitz meines Kreuzes. Und du kannst mir abnehmen, dass ich es so stark wie möglich machen würde. Deshalb solltest du nachdenken. Unsere Chancen stehen unentschieden. Es bleibt bei meinem Vorschlag. Du kannst selbst hier erscheinen, und wir werden gemeinsam in deine Hexenwelt reisen. Was mit dem Herz passiert, ist mir egal. Du kannst es auch hier im Keller lassen…«
»Das ist meine Sache.«
»Sicher!«
»Dann willst du also zusehen, wie sie stirbt?«
»Ich kann es dir nicht versprechen…«
Assunga zog sich aus
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