1424 - Das Hexenherz
rechten Faust gegen ihre linke Handfläche. »Es muss doch einen Zugang geben, verdammt! Die Menschen können den Keller nicht nur durch die Bodenluke betreten haben. Da habe ich auch keine Treppe oder Stiege gesehen.« Sie wollte noch mehr sagen, doch sie entdeckte, dass Suko ihr nicht zuhörte. Sein Blick war ins Leere gerichtet, und das gefiel Jane nicht.
»He, träumst du?«
»Bestimmt nicht.« Suko räusperte sich. »Ich bin nur dabei, ein wenig nachzudenken.«
»Und worüber?«
»Über den Keller.«
»O, wie neu.«
»Lass mal deine Ironie zur Seite.« Suko sprach das aus, woran er gedacht hatte. »Ich bin zwar kein Architekt und Häuserfachmann, aber ich glaube mich zu erinnern, dass es Häuser gibt, die ihren Kellerzugang außen haben. Eine Tür oder eine Treppe…«
»Das ist es!«, rief Jane dazwischen. »Das muss es sein! Deshalb stand auch die Haustür weit offen.«
»Genau.«
»Dann los!«
Beide waren Feuer und Flamme. Nur zeigte die Detektivin ihre Gefühle offener als Suko. Jane hatte lange genug gewartet, und auf eine bestimmte Art und Weise gab sie sich die Schuld, dass gewisse Dinge überhaupt so gelaufen waren. Sie hätten viel schneller sein können. Möglicherweise hatten sie sich auch auf den Falschen verlassen. Einer wie dieser Manu hatte schließlich weiche Knie bekommen und das Weite gesucht. Es war ihm nicht mal zu verdenken.
Das Glück neigte sich jetzt auf ihre Seite. Der Regen war noch weniger geworden, ein großes Gewitter hatte es auch nicht gegeben.
Nur in der Ferne grollte es. Ansonsten war das Unwetter an ihnen vorbei gezogen.
Der Regen fiel nur noch in dünnen Fäden herab. Er wirkte mehr wie ein Trauervorhang, der zu ihrer Stimmung passte.
Mit schnellen Schritten liefen sie an der Hauswand entlang. Auch wenn es einen Außenzugang zum Keller gab, wussten sie noch nicht, an welcher Hausseite er sich befand.
Suko hatte seine Leuchte genommen. Er ließ den Kegel über das Mauerwerk streichen, falls es zu sehen war. In der Regel wurde es von den Blättern der Gewächse bedeckt, die der Regen genässt hatte.
Hin und wieder schlugen nasse Blätter und Zweige gegen ihre Gesichter. Der Erdboden erwies sich als uneben. An manchen Stellen waren Steine durch unterirdische Kräfte in die Höhe gedrückt worden und bildeten Stolperfallen.
Suko hörte Janes scharfen Atem hinter sich. Er wusste, dass sie nervös war. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, was sich wirklich im Keller verbarg. Sie gingen aber davon aus, dass es sich nicht um etwas Positives handelte.
Wenn eine Tür vorhanden war, musste sie von den Pflanzen befreit worden sein. Genau nach solch einer Stelle suchte Suko. Er hatte sich etwas von der Hauswand entfernt, um einen besseren Blickwinkel zu haben. Es war sein Glück, dass er sich so verhielt, denn er entdeckte tatsächlich eine Außentür. Ob sie in den Keller führte, wusste Suko nicht, der plötzlich seinen Lauf unterbrach und auf diese Stelle leuchtete.
Jane Collins, die noch nahe der Hauswand gewesen war, stoppte ebenfalls. »Die Tür?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie stellte sich neben Suko. Der Regen kitzelte ihr Gesicht, aber das ignorierte sie.
Tief holte sie Luft und ballte die Hände. Für sie war die Hälfte des Wegs bereits geschafft. »Sie ist sogar offen.«
Suko hatte bisher die Führung gehabt, und die ließ er sich auch jetzt nicht nehmen. Er schob die Tür weiter auf.
Jane stand hinter Suko und sah, dass sie sich würden bücken müssen, um durch die Öffnung zu treten. Sie nahmen sich Zeit, und wenig später sahen sie die Treppe, die nach unten führte. Vertrauen erweckend sah sie nicht eben aus, aber einen anderen Abstieg gab es nicht.
Wieder ging Suko voran. Auch jetzt leistete die Lampe ihm gute Dienste. Jane hielt sich sicherheitshalber am Geländer fest. Die Stufen gefielen ihr nicht besonders. Sie waren recht hoch und leider auch uneben. Hier musste man beim Hinabgehen schon Acht geben.
Sie hatten das Ende der Treppe noch nicht erreicht, als Jane Suko bat, das Licht auszuschalten. Den Grund sagte sie nicht und brauchte ihn nicht zu sagen, denn was sie mit einem schnellen Blick bemerkt hatte, das sah jetzt auch Suko. Dabei half ihnen auch die Dunkelheit.
Unten flackerte es. Licht und Schatten zuckten durch die Luft und über den Boden. Figuren entstanden, die wie gierige Hände aussahen und nach irgendetwas schnappten, was sie aber nie zu fassen bekamen, sodass sie sich wieder zurückziehen mussten.
»Dein Kommentar?«
Suko hob
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