1424 - Das Hexenherz
hatte irgendwie abgeschaltet, ich wollte auch nicht mehr nachdenken, ich schaute noch kurz in die Augen der blonden Bestie und entdeckte dort nicht den geringsten Anflug von Angst.
Der Blick nach unten.
Das Messer steckte im Körper. Es gab kein Blut, das aus ihm hervorgequollen wäre.
»Also dann!«, sagte ich und handelte…
***
Treffer!
Perfekter ging es nicht. Suko hatte das große Herz gar nicht verfehlen können, aber er hatte beim Schlag dafür gesorgt, dass die drei Riemen auseinander fächerten und somit eine möglichst große Fläche getroffen wurde.
Jane Collins stand neben ihm. Sie hielt den Atem an. Sie zitterte innerlich. Ihr Blick war starr auf das Riesenherz gerichtet, und so sah sie, wie die drei Riemen der Dämonenpeitsche das Hexenherz nicht nur berührten, sondern darin klaffende Wunden hinterließen.
Das Herz zuckte!
Es zuckte oder pulsierte eigentlich immer, in diesem Fall jedoch war es ein besonderes Zucken, das mit dem Schlag, den dieses Monstrum erhalten hatte, heftiger und unregelmäßiger geworden war.
Es schien sich aufzubäumen, als wollte es durch das Maul, das sich immer wieder öffnete und schloss, Luft holen.
Eine Maschinerie geriet in Gang. Suko, der eigentlich noch mal hatte zuschlagen wollen, ließ dies bleiben und ging einen Schritt zurück. Er zog Jane mit, denn er hatte den Eindruck, dass sie hier bald etwas Unheimliches erleben würden.
Die große Kraft der Peitsche hatte Suko auch hier nicht im Stich gelassen. Die drei Riemen hatten Risse hinterlassen, die sich jetzt noch tiefer in die Masse hineingruben. Sie sahen aus wie drei breite, dunkle Spalten, und sie hatten die kompakte Masse zerteilt. Das große Herz, das aussah wie eines, war tatsächlich aus zahlreichen zusammengesetzt worden, und dieser Vorgang lief nun rückwärts.
Suko hörte das Schmatzen. Er sah die Bewegungen, und das Schmatzen blieb nicht so. Es nahm eine andere Tonart an. Es klang wie ein Stöhnen, während sich die Gegenmagie innerhalb des Herzens immer weiter vorarbeitete und dafür sorgte, dass es in seine Einzelteile zerrissen wurde.
Seine alte Form hatte es längst verloren. An einigen Stellen war es dunkel geworden. Da sah es aus wie eine Mischung aus rotem Blut und grauer Soße.
Noch zuckte es als Ganzes.
Es schlug auch.
Aber nicht mehr so wie vorher. Die Schläge klangen unregelmäßig, zudem lauter und hatten dazu einen schrillen Klang angenommen. Der Rhythmus war gestört, das Herz geriet außer Kontrolle, um es herum fielen die Strahlen zusammen, ebenso wie die beiden Feuer auf den Säulen. Hier zeichnete sich das Ende einer schrecklichen Magie ab, die von einer ultimativen Waffe der Vernichtung preisgegeben worden war.
Das Herz hatte keine Chance. Aber es kämpfte gegen seine Vernichtung an.
Jane und Suko sahen, dass es an einige Stellen riss, als wäre dort ein Kleber entfernt worden. Sie erkannte, dass es sich tatsächlich aus mehreren Herzen zusammensetzte, und die fingen plötzlich an, sich zu drehen. Es entstand so etwas wie ein Sog, der sich tief in eine andere Welt hineinzog. Man konnte ihn sogar mit einer waagerecht liegenden Windhose vergleichen, die einen Anfang und ein Ende hatte.
Der Anfang befand sich dort, wo Jane und Suko standen. Aber wohin führte das Ende?
Sie wussten es beide nicht, aber ihnen war klar, dass sich dort hinten etwas befand. Der Sog hatte einen Tunnel gebildet oder eine Brücke zwischen zwei Welten.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Jane.
Suko war ebenso ratlos wie die Detektivin. Er konnte nur die Schultern heben.
Der Sog blieb. Er zuckte unkontrolliert. Er zirkulierte, und er riss das mit sich, was sich an seiner Vorderseite noch hielt. Da wurden die Herzen aus ihrer letzten Verbindung gezerrt, und Jane Collins konnte nur einen Satz flüstern, mehr nicht.
»Mein Gott, wo soll das enden…?«
***
Die Idee war mir wirklich in den letzten Sekunden gekommen. Ich hatte nichts geplant, ich war wie vor den Kopf geschlagen gewesen, aber ich hatte in dieser kurzen Zeit an so vieles gedacht, und auch wenn die Cavallo eine Blutsaugerin war, sie stand anders zu mir als ein gewisser Dracula II, bei dem ich nicht gezögert hätte.
Hier sah es anders aus.
Sie hatte mir das Leben gerettet, ich ihr auch. Eigentlich waren wir quitt, aber in diesem Fall brachte ich es einfach nicht fertig, ihr den Körper aufzuschneiden wie ein Pathologe, der eine Leiche auftrennte, um sie zu sezieren.
Ich veränderte meine Grundhaltung zwar nicht, aber ich
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