1424 - Revolte auf Phönix
einigen Aufwand gekostet haben, den mächtigen Klotz aus den Bergen in die an Steinen arme Küstengegend zu schleppen. Am Fuß des Felsens befand sich ein finsteres Loch, das den Eingang darstellte.
Mehrere kleinere Löcher waren weiter oben in unregelmäßiger Verteilung ins Gestein gebohrt. Das sollten wohl Fenster sein.
Atlan ging weiter. Aus der Krone eines niedrigen Baumes - so erschien es ihm wenigstens - wurde er angesprochen. „Willst du Sysu-Mat sprechen, Fremder?"
Die Stimme sprach Interkosmo mit einem eigenartigen, raschelnden Akzent. „Das will ich", antwortete Atlan. „Sysu-Mat kennt dich", wurde ihm erklärt. „Von jedem anderen würde er erwarten, daß er sich wenigstens sechs Stunden im vorhinein anmeldet. Aber der unsterbliche Arkonide ist SysuMat jederzeit willkommen."
Jenseits des finsteren Loches führte ein Felsengang mit geringer Neigung in die Höhe. Er mündete in ein hell erleuchtetes Gemach von unregelmäßigem Grundriß. Durch eines der Felsenlöcher, die Atlan zuvor bemerkt hatte, fiel Sonnenlicht herein, aber die eigentliche Beleuchtung des Raumes kam aus zwei kugelförmigen Leuchtkörpern, die schwerelos unter der unbehauenen Decke schwebten.
Das Gemach war reichhaltig und mit exotischem Geschmack ausgestattet. Bunte Teppiche verhüllten das Felsgestein an den Wänden wie auf dem Boden. Auf niedrigen Gestellen standen Skulpturen von fremdartiger Formgebung. Als Sitzoder Liegegelegenheiten dienten drei lang gestreckte Möbelstücke, die sich am ehesten mit einem terranischen Sofa hätten vergleichen lassen.
Auf einem der Sofas ruhte der Eigentümer des Felsenhauses. Seine Gestalt war echsenhaft. Das. -Gesicht wurde von großen, beweglichen Halbkugelaugen beherrscht. Der Mund war von dünnen, hörnernen Lippen umrahmt, die sich in unregelmäßigen Abständen teilten und eine schmale, gespaltene Zunge zum Vorschein kommen ließen. Die Haut des Echsenwesens bestand aus braunen Schuppen, die zum Teil ausgebleicht erschienen: ein Zeichen hohen Alters.
Sysu-Mat war mit einem lockeren, bunten Gewand bekleidet, das dem tropischen Klima der Gegend Rechnung trug. Der Schwanz steckte in einem aus hellbraunem Pelz gefertigten Köcher. Die Wohnung war nicht klimatisiert. Das dicke Felsgestein bildete einen vorzüglichen Wärmeschutz. „Du bist überrascht, einen Topsider zu sehen?" fragte der Weise, nachdem Atlan eine Zeitlang wortlos unter dem Eingang gestanden hatte. „Ich grüße dich, Sysu-Mat", sagte der Arkonide. „Eigentlich hätte ich deine Herkunft anhand des Namens erkennen müssen. Aber es gingen mir zu viele andere Dinge durch den Kopf. Woher du kommst, wurde mir erst klar, als ich dein Haus sah. Niemand versteht es so wie ein Topsider, die Produkte der Natur in einen Nutzgegenstand zu verwandeln, ohne ihre äußere Form zu ändern."
„Laß dich nieder, Atlan", bat SysuMat und wies mit einer sechsfingrigen Hand auf das Sofa, das ihm am nächsten stand. „Ich bin froh, daß du zurückgekehrt bist. Ich habe viel von dir gehört, und nur Gutes. Gleichzeitig bin ich neugierig.
Warum besuchst du mich?"
Der Arkonide lächelte. „Sie nennen dich den Weisen", antwortete er. „Du kennst den Grund meines Besuchs."
„So nennen sie mich", bestätigte Sysu-Mat. „Ich bin älter geworden als je ein Mitglied meiner Art vor mir: dreihundertundachtzig Standard-Jahre. Weisheit kommt mit dem Alter, sagt man. Was hätte ich also dir voraus, der du inzwischen weit über ein Jahrzehntausend hinter dir hast?"
„Du kennst die Organisation der Freihändler", sagte Atlan. „Du bist mit ihr zusammen aufgewachsen. Du weißt, wer die Drakisten sind, was sie planen und wie ihr Plan vereitelt werden kann. Ich bitte dich um Rat. Ich bin neu hier. Ich kenne mich nicht aus. Nur eines glaube ich zu wissen: Wenn Reno Yantill mit seinem Vorhaben Erfolg hat, wird es bald keine Freihändler mehr geben."
Der Ausdruck des lazertiden Gesichts war schwer zu deuten. Dem Arkoniden schien es, als leuchte aus den halbkugeligen Augen freundlicher Spott. „Ich würde dir einen Becher Schachratag anbieten, wie es sich für einen Gastgeber 'gehört", sagte Sysu-Mat. „Aber es ist mir zu Ohren gekommen, daß ein arkonidischer Magen das Zeug nicht verträgt. Nun, kommen wir also auf dein Anliegen. Reno Yantill verlangt eine Vollversammlung, auf der der gegenwärtigen Führung das Mißtrauen ausgesprochen werden soll. Reno Yantill will sich selbst zum Anführer machen. Wäre es so schlimm, wenn ihm das
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