1424 - Revolte auf Phönix
primitive Liegestatt und eine Servoautomatik, die Speisen und Getränke zu produzieren vermochte.
Ein kleiner Teil des Innenraums war von mannshohen Plastikwänden verstellt.
Dahinter befanden sich wahrscheinlich Einrichtungen der Hygiene. Hawken Stell nahm seine Verantwortung ernst. Wenn er etwas Bedenkliches gefunden zu haben glaubte, machte es ihm nichts aus, einen ganzen Tag an Ort und Stelle zu verbringen.
Der Verschlag war mit einer kleinen Lärmschleuse ausgestattet. Im Innern war es totenstill. Danton trat auf die Konsole zu. „Wenn Hawken hier war, dann hat er einen Eintrag ins Computerlog gemacht", sagte er.
Die Digitaluhr zeigte 09.21. Der Phönix-Tag war in 24 Stunden unterteilt - ein weiterer Hinweis, daß die Terraner dem Alltag ihren Stempel aufgedrückt hatten. Der Phönix-Tag war 28,533 Standard-Stunden lang; also maß eine Phönix-Stunde 71,333 Standard-Minuten. „Sieh her!" rief Roi Danton. Über der Konsole war eine kleine Bildfläche entstanden. Zwei Datenzeilen brachten lakonisch zum Ausdruck, daß Hawken Stell vor 65 Stunden hier gewesen sei und diese Eintragung vorgenommen habe. „Eine lange Zeit", meinte Atlan. „Treibt er sich üblicherweise so lange in der Anlage herum?"
„Nicht üblicherweise, aber es ist schon vorgekommen."
„Kannst du von hier aus die anderen Hallen ansprechen?"
„Natürlich. Ich mache einen Rundruf."
Nahezu alle Kommunikation auf Phönix war verkabelt. Auf diese Weise verhinderten die Freihändler die intensive, nichtthermische Strahlung im Radiowellenbereich, die Welten, auf denen sich eine technisch fortgeschrittene Zivilisation befand, über interstellare Distanzen hinweg erkennbar machte..
Während Roi Danton die nötigen Schaltungen vornahm, sah Atlan sich im Raum um. Die Liege war ein primitives, hölzernes Gestell. Als Polster diente billiger Schaumstoff, der mit einem Überzug aus handelsüblichem, waschbarem Kunststoff überzogen war. Die Waschbarkeit hatte Hawken Stell offenbar nicht allzuviel Kopfzerbrechen bereitet: Der Überzug sah aus, als hätte er schon vor zwei Jahren dringend einer Reinigung bedurft. Atlan beugte sich nieder und untersuchte das Material aus der Nähe. Es roch nach Schweiß.
Dann entdeckte er den Fleck auf dem Holzrahmen. Er war von bräunlicher Farbe und schien klebrig zu sein; denn es hatten sich zwei kurze, graue Haare in ihm verfangen. „Keine Antwort", sagte Roi Danton. „Ist er vielleicht schon wieder zu Hause?"
„Habe ich auch versucht." Man hörte Danton die Enttäuschung an.' „Er meldet sich auch dort nicht, und er KomServo weiß nichts Neues."
Mit gekrümmtem Zeigefinger winkte Atlan den Freund herbei. „Ich glaube, ich weiß, wie es Hawken Stell ergangen ist", sagte er und deutete auf den klebrigen Fleck. „Was für eine Haarfarbe hat er?"
„Grau."
„Sieh dir das an."
Roi Danton betrachtete den Fleck aus der Nähe, hütete sich jedoch, ihn zu berühren. „Blut", stellte er fest. „Ganz sicher. Jemand kam hier herein und schoß Hawken mit einem Paralysator über den Haufen. Hawken brach zusammen, und im Sturz schlug er mit dem Schädel gegen das Holzgestell."
„So muß es gewesen sein", sagte Roi Danton dumpf und richtete sich auf. „Laß die Sache analysieren", riet der Arkonide. „Man kann leicht feststellen, wessen Blut es ist und wie lange es hier schon klebt. Vor allen Dingen: Melde Hawken als vermißt. Das sollte ein paar Leute wachrütteln, unter ihnen wahrscheinlich Reno Yantill."
Danton nickte. Er sah Atlan fragend an. „Dein Rat ist gut. Aber er hört sich so an, als wolltest du dich von diesem Fall verabschieden.,< „Vorläufig wenigstens", bestätigte der Arkonide. „Als Kriminalist tauge ich wenig. Gestern abend war die Rede von Sysu-Mat, dem Weisen. Er steht auf unserer Seite?"
„Ja. Aber er lebt zurückgezogen, und deswegen ..."
„Das Recht auf Zurückgezogenheit will ihm niemand streitig machen", unterbrach Atlan. „Aber wenn uns Hawken Stells Schicksal eine Lehre sein soll, dann müssen wir damit rechnen, ,daß auch dem Weisen Gefahr droht.
Beschreib mir, wo er wohnt."
Die kleine Stadt lag auf einem sanft geneigten Hang am Fuß der Vorberge. Der Hang senkte sich bis zum Strand hinab, und in Strandnähe waren auch die. ersten Häuser gebaut worden, vor knapp 150 Jahren. Ursprünglich war das Gelände Prärie gewesen, locker mit Büschen und Bäumen bestanden. Die Freihändler hatten zusätzlich aufgeforstet. Es gab keine Straßen, nur Fußwege, die sich in
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