1427 - Die Reise nach Ardustaar
egal", behauptete der Kartanin bitter. „Solange wir die da mit uns herumschleppen, sind wir nirgends unseres Lebens sicher. Gib mir die Waffe!"
„Das hättest du wohl gerne, was?" fragte Ge-Liang und zog ebenfalls ihren Impulsstrahler. „So habe ich das nicht gemeint", wehrte der Kartanin hastig ab. „Ich könnte die neue Illu nicht lange genug tragen, und du wirst nicht schießen können, solange du sie mit dir herumschleppst."
„Kannst du mit einer Waffe umgehen?" fragte Dao-Lin, die in den Gedanken des Fremden las, daß er es ehrlich meinte. „Ich war ein Regulator", erwiderte der Kartanin nüchtern. „Mein Name ist Monka."
Sie überließen ihm den Strahler - sie und Ge-Liang würden es im Notfall sehr schnell merken, wenn er seine Meinung änderte.
Er lief davon und führte sie durch allerlei Gänge und Schächte. Dao-Lin-H'ay fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, als sie mit Oogh at Tarkan vor den Voica und ihren Robotern geflohen war. Auch das war hier im Bug der NARGA SANT geschehen.
Es wurde wärmer, und die Luft roch besser und frischer. Aus manchen Seitengängen drangen ihnen geradezu frühlingshafte Gerüche in die Nase.
Stellenweise wurde daraus sogar intensiver Blumenduft. Aber sie durchquerten dieses Gebiet in aller Eile und gelangten in einen wesentlich unfreundlicheren Bezirk, in dem kaum jemand zu wohnen schien.
Monka öffnete ein sorgsam gesichertes Schott und hastete in einen spartanisch eingerichteten Raum. „Vuin!" schrie er lauthals. „He, Vuin, wo steckst du? Sie sind gekommen!"
Ein leises Winseln und Quietschen antwortete ihm. „Was ist das?" fragte Dao-Lin-H'ay verblüfft.
Ein zahmer Schoak", erwiderte Monka und scheuchte ein kräftiges, etwa kniehohes Tier von Vuins Lager. Es glich denen, die sie draußen als steifgefrorene Kadaver gefunden hatten, war aber wesentlich größer und machte einen gepflegten Eindruck. „Sind das Haustiere?" erkundigte sich Ge-Liang-P'uo.
Monka lächelte schwach. „Wie man es nimmt", murmelte er nachdenklich. „Die Freien haben sie gezähmt und abgerichtet. Von dem hier mochte Vuin sich nicht trennen. Ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben. Es greift nur an, wenn Vuin es ihm befiehlt."
Dao-Lin-H'ay bettete die neue Illu behutsam auf das einfache Lager und sah sich aufmerksam um.
Es war eine einfache, mittelgroße Kabine. Eine Lampe verbreitete mattes Licht. Eine etwas hellere Leuchte war über einem großen Arbeitstisch angebracht.
Stapel von beschriebenen Folien lagen auf allen Möbeln und auf dem Fußboden. Die Wände waren mit Regalen zugestellt, in denen weitere Folien lagen, dazwischen Werkzeuge, Meßgeräte, Ersatzteile. Über dem Arbeitstisch waren eine farbige Abbildung der Galaxis Ardustaar an die Wand geklebt. Der zahme Schoak hatte sich unter den Arbeitstisch gelegt und beobachtete das Geschehen mit Blicken, die aus irgendeinem Grund tiefe Trauer auszudrücken schienen.
Hier lebte also Vuin, der Mutant, der die Verhältnisse in der NARGA SANT zum Besseren hatte wenden wollen. An mangelndem Fleiß war er sicher nicht gescheitert, auch nicht an übertriebener Prunksucht. Dao-Lin-H'ay empfand schon jetzt Sympathie und Achtung für ihn. „Du weißt, wer wir sind?" fragte sie Monka.
Der Kartanin betrachtete sie nachdenklich. Dann blickte er an sich hinab und vollführte eine etwas ratlose Geste. Er war ein wenig eitel - seine Gedanken verrieten es. Er verglich sein eigenes Aussehen mit dem der beiden Fremden, und er schnitt in seinen Augen nicht sehr gut dabei ab. „Es war nicht schwer zu erraten", sagte er langsam. „Euer Aussehen, die Waffen, die Anzüge, und natürlich euer Verhalten in der Halle der Büßer. Jeder andere hätte auf der Stelle die Flucht ergriffen, und die neue Illu..."
Eine wegwerfende Geste. „Es steht mir nicht zu, euch zu kritisieren", murmelte er unsicher. „Ich hoffe, ihr wißt, was ihr tut. Aber es ist gefährlich, sie hier zu behalten."
„Wo ist Vuin?" fragte Dao-Lin, ohne auf Monkas Warnung einzugehen. „Ich weiß es nicht. Ich war auf der Suche nach ihm, als ich euch traf. Surama hatte die Stirn, vor ihn hinzutreten und zu behaupten, sie werde alles in Ordnung bringen. Darum dachte ich, er sei zur Sühnerampe gegangen. Er ist ein kluger Bursche, aber seine sentimentalen Anwandlungen werden ihn eines Tages umbringen."
Dao-Lin-H'ay dachte um so besser von Vuin. „Wir müssen ihn finden!" forderte sie energisch.
Monka rührte sich nicht von der Stelle. „Warum seid ihr hergekommen?"
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