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1427 - Die Reise nach Ardustaar

Titel: 1427 - Die Reise nach Ardustaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie sagte es sehr leise, denn Feng-Lu hatte gute Ohren.
    Er saß mitten in der provisorisch ausgestatteten Zentrale, die Beine ausgestreckt, die makellos sauberen hellgrauen Stiefel auf eine Schalttafel gelegt, und er schien sich sehr wohl zu fühlen. In der rechten Hand hielt er einen schweren Impulsstrahler, dessen Lauf auf Dao-Lin-H'ay gerichtet war. Er brauchte mit dieser Waffe nicht allzu genau zu zielen, und er hielt es unter diesen Umständen offensichtlich für überflüssig, einige von seinen Soldaten als zusätzliche Wachen in die Zentrale zu beordern.
    Feng-Lu erweckte den Eindruck eines Kartanin, der mit sich und der Welt zufrieden war. Er lächelte sogar, wenn er Dao-Lin ansah. Ab und zu beantwortete er die Meldungen seiner Leute, die überall in der NARGA SANT herumschnüffelten.
    Sie gingen dabei nicht sehr rücksichtsvoll vor. Mit brutaler Gewalt drangen sie in die Behausungen der Schiffbrüchigen ein, durchwühlten deren kümmerliche Habe und zerbrachen dabei vieles, wofür es keinen Ersatz gab. Beute im üblichen Sinn förderten sie dabei kaum zutage.
    Trotz der Hilfsgüter, die die PERSEUS und die HERKULES geliefert hatten, waren die Bewohner der NARGA SANT noch immer unglaublich arm. Zwar gab es Nahrung für alle, aber es handelte sich um ausgesprochen einfache Lebensmittel.
    Nach Delikatessen suchte man in diesem Schiff vergebens. Um die technische Ausrüstung war es noch schlechter bestellt.
    Die Schiffbrüchigen hatten schon vor langer Zeit verlernt, das in der NARGA SANT vorhandene Material zu reparieren.
    Sie hatten sich mehr schlecht als recht irgendwie durchgewurstelt, und es war schon ein Wunder, daß das so lange gutgegangen war. Sehr Viel länger hätten sie es auf keinen Fall ohne fremde Hilfe ausgehalten.
    Einfache Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Konzentrate, Wasser, das so oft durch die Wiederaufbereitungsanlage gelaufen war, daß es nach gar nichts schmeckte, ein paar ausgeleierte Videoeinheiten und eine Menge Schrott - keine tolle Beute für die schneidigen Piraten des Kaisers von Karapon.
    Aber das focht sie nicht an. Sie suchten unverdrossen weiter. Nur ihre Laune wurde allmählich immer schlechter, und die Schiffbrüchigen mußten das ausbaden.
    So mancher versuchte, sein bißchen Hab und Gut zu schützen. Surama gehörte dazu und bildete das erste und prominenteste Opfer: Als die Karaponiden in ihre Kabine eindrangen, stürzte sie sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die frechen Räuber, die gerade damit begannen, die Insignien der neuen Illu auseinanderzurupfen. Einer der Räuber schoß, und als man Surama fand, war sie steif wie ein Brett. Es dauerte fast sechzehn Stunden, bis die Lähmung abklang, und auch dies war ein höchst unangenehmer, schmerzhafter Prozeß.
    In den nächsten Stunden machten viele Wrack-Kartanin ähnliche Erfahrungen, und ihre Wut auf die frechen Eindringlinge wuchs ständig. „Geht und redet mit ihnen!" befahl Dao-Lin-H'ay denen, die noch immer in der Zentrale herumsaßen, obwohl es dort jetzt kaum etwas zu tun gab. „Sorgt dafür, daß sie die Nerven behalten und ruhig bleiben. Sie dürfen die Karaponiden nicht provozieren - sonst gibt es ein Unglück."
    Feng-Lu hörte ihr amüsiert zu. „Sehr vernünftig!" lobte er. „Ich muß allerdings gestehen, daß ich mich über dich wundere. Wenn meinen Leuten so etwas geschähe, könnte ich ihnen nicht befehlen, daß sie ruhig sein sollen. Das heißt - befehlen könnte ich es natürlich, aber sie würden sich nicht danach richten, weil sie einen solchen Befehl als unwürdig einstufen müßten. Ist deine Autorität bei denen da draußen so groß, daß sie dir tatsächlich gehorchen werden?"
    Das hätte Dao-Lin-H'ay selbst gerne gewußt, und aus genau diesem Grund hatte sie ihre Leute losgeschickt. Draußen konnte man jetzt jeden halbwegs ruhigen und besonnenen Kopf brauchen. Und vielleicht ließ Feng-Lus Aufmerksamkeit ein wenig nach, wenn er nicht mehr rund zwanzig, sondern nur noch einen einzigen Gegner zu bewachen hatte.
    Außerdem kannte sie das hitzige Temperament ihrer Artgenossen. Dieser Feng-Lu war ein cholerischer Bursche. Sie selbst konnte sich zusammennehmen, aber bei einigen von den anderen war die Grenze des Erträglichen schon fast erreicht. Sie waren draußen besser aufgehoben, selbst wenn sie dort versuchen sollten, die karaponischen Soldaten anzugreifen: Mit derartigen Zwischenfällen rechnete Feng-Lu und nahm sie einigermaßen gelassen hin. Auf einen Angriff, der ihm, dem

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