1427 - Die Reise nach Ardustaar
Ohren habt.
Glaube mir: Meine Ohren sind feiner als deine."
Dao-Lin-H'ay verspürte das dringende Verlangen, sich selbst einen gewaltigen Tritt zu versetzen. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können!
Aber es war zu spät, das Unglück war geschehen. Sie hatte ihn unterschätzt.
Unter Aufbietung all ihrer Selbstbeherrschung gelang es ihr, sich ruhig und gelassen zu geben und nichts von ihren Gefühlen zu zeigen. „Ich glaube dir gerne, daß du gute Ohren hast", versicherte sie spöttisch. „Schließlich bist du ein Kartanin, ob du das nun wahrhaben willst oder nicht. Was soll dieses Theater?"
„Du hast hinter dieser Tür mit jemandem gesprochen", stellte Feng-Lu fest. „Oh, ihr wart sehr leise - aber ich habe trotzdem jedes Wort verstanden. Man hat dir mitgeteilt, daß wir auf der Suche nach der Perle Moto sind."
„Stimmt", gab Dao-Lin ungerührt zu. „Und weiter?"
„Ihr wißt etwas über die Perle Moto!"
„Wir kennen jetzt diesen Namen", erklärte Dao-Lin. „Aber wir kennen ihn nur, weil einige von deinen Leuten ihn erwähnt haben. Was ist die Perle Moto?"
„Tu nicht so, als ob du es nicht weißt!"
Dao-Lin-H'ay seufzte und warf einen bezeichnenden Blick auf die Soldaten, die ihre Waffen schußbereit hielten. „Meinst du, daß ich es unter diesen Umständen wagen würde, dich zu belügen?" fragte sie. „Bitte, gib mir einen Anhaltspunkt, damit ich deine Frage beantworten kann: Was ist die Perle Moto?"
Feng-Lu zögerte, entschloß sich dann aber doch zu einer"Antwort. „Ein Datenspeicher", knurrte er mit fauchendem Unterton. „Wenn es so ist", sagte Dao-Lin mit einer großzügigen Handbewegung, „dann sucht euch einen aus. Wir sind zwar nicht besonders reichlich damit eingedeckt, aber einen werden wir schon noch entbehren können. Wir schenken ihn euch als Dank für die Freude, die ihr uns mit eurem Besuch bereitet habt."
Aber Feng-Lu war in diesem Augenblick nicht für spöttische Bemerkungen zu haben. „Dein Verhalten beweist mir, daß du etwas zu verbergen hast", erklärte er. „Die Perle Moto befindet sich an Bord dieses Raumschiffs. Du wirst sie mir geben!"
„Das werde ich ganz sicher nicht."
„Dann töte ich deine Leute."
„Du verstehst mich falsch, Feng-Lu", sagte Dao-Lin-H'ay langsam. „Es ist nicht so, daß ich dir die Perle Moto nicht geben will - ich kann sie dir nicht geben, weil ich sie nicht habe."
„Aber du weißt, wo sie ist!"
„Wenn es so wäre, würde ich freiwillig an Bord deines Schiffes gehen und dich hinführen", versicherte Dao-Lin. „Glaube mir, Feng-Lu: Das Leben meiner Leute ist mir tausendmal wichtiger als irgendein Datenspeicher, von dem ich noch nicht einmal weiß, welche Art von Daten er enthält!"
„Du lügst! Die Perle Moto ist ein kostbarer Schatz - du würdest sie nicht hergeben. Außerdem brauchst du mich nirgendwohin zu führen, denn die Perle Moto befindet sich hier an Bord."
Dao-Lin-H'ay bemühte sich vergeblich, seinen Gedanken einen Hinweis darauf zu entnehmen, wie er auf diese hirnverbrannte Idee gekommen war. Es hatte irgend etwas mit der Größe der NARGA SANT zu tun - mehr konnte sie nicht erfahren. „Vielleicht ist es tatsächlich so, wie du es sagst", lenkte Dao-Lin behutsam ein. „Vielleicht befindet sich die Perle Moto wirklich in diesem Schiff, und wir kennen sie nur nicht unter diesem Namen. Warum beschreibst du sie mir nicht? Wenn ich erst einmal weiß, wie sie aussieht, kann ich dir möglicherweise einen Hinweis geben oder dir die Perle sogar aushändigen."
Das schien ihm einzuleuchten, und er begann.
Dao-Lin-H'ay war sich ihrer Sache absolut sicher. Die NARGA SANT war sechshundertfünfzig Jahre lang in der Nähe von Point Siragusa steuerlos durch den Raum getrieben und hatte in der ganzen Zeit nur ein einziges Mal Besuch erhalten - von der PERSEUS, und die hatte die Perle Moto bestimmt nicht an Bord gehabt. Wo immer der geheimnisvolle Datenträger auch stecken mochte: In der NARGA SANT war er jedenfalls nicht. Trotzdem hörte die Kartanin aufmerksam zu, denn die Sache interessierte sie.
Da war zum einen die Tatsache, daß Perry Rhodan und seine Freunde und Mitarbeiter gerne des Juwels von Mimoto habhaft geworden wären und daß dieser Datenträger zweifellos eine Reihe von Geheimnissen enthielt, die zu einer Gefahr werden konnten, wenn sie in die falschen Hände gerieten. Und da war zum anderen die Gewißheit, daß die machthungrigen, eroberungssüchtigen Karaponiden eine geradezu erschreckend vollkommene
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