1427 - Die Reise nach Ardustaar
sie an, und plötzlich wurde seine Miene noch überheblicher, sofern das überhaupt möglich war. Dao-Lin lächelte innerlich. Diesen Teil des Spiels hatte sie bereits gewonnen. „Nein!" sagte sie mit deutlicher Verwunderung. „Befindet sich Karapon hier in Ardustaar?"
Feng-Lu lachte. „Natürlich nicht!" erklärte er gönnerhaft. „Hätten wir sonst einen Kaiser, und wäre ich dann ein Großadmiral? Aber vielleicht, wenn ich es mir recht überlege, wäre sogar das möglich. Du gehörst zu diesem Weiberhaufen von Kartan, nicht wahr?"
„Ja", sagte Dao-Lin-H'ay und schluckte alles, was sie sonst noch zu diesem Thema hätte sagen mögen, tapfer hinunter. „Dann solltest du dich schon mal umgewöhnen", empfahl Feng-Lu. „Die Hohen Frauen haben abgewirtschaftet.
Nicht mehr lange und euer ganzes Weiberreich bricht in sich zusammen.
Vielleicht braucht ihr dann ein paar ganze Kerle, um wieder Ordnung in die Geschichte zu bringen."
Was wohl nichts anderes bedeutete, als daß der Kaiser von Karapon - falls er wirklich ein Kaiser war und nicht nur ein ganz gewöhnlicher Pirat - Kartan und alle dazugehörigen Welten gerne für sich kassieren wollte, dachte Dao-Lin-H'ay.
Aber das werden die Hohen Frauen nicht tatenlos hinnehmen - und ich auch nicht! „Du warst wohl lange nicht mehr in deiner Heimat, wie?" fragte Feng-Lu. „Wie lange wart ihr unterwegs?"
„Sehr lange!" sagte Dao-Lin-H'ay gedehnt, und sie fragte sich, an welchen Zeitraum Feng-Lu wohl denken mochte.
Bestimmt nicht an fast siebenhundert Jahre. „Dann wirst du ein paar böse Überraschungen erleben", behauptete der Karaponide. „Kartan ist am Ende. Nichts mehr drin für die Hohen Frauen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses ganz morsche System in sich zusammenbricht."
Dao-Lin fand, daß er etwas zu lange auf diesem Thema herumritt, aber sie konnte sich nicht recht schlüssig darüber werden, ob er log oder die Wahrheit sagte. Es schien fast, als wisse er es selbst nicht so genau. Wahrscheinlich gab er nur Gerüchte wieder, die er irgendwo aufgeschnappt hatte.
Abgesehen davon wußte sie noch immer nicht, wo das Kaiserreich von Karapon zu suchen war. „Falls wir eure Hilfe einmal brauchen sollten, wäre es gut zu wissen, wo wir euch finden können", bemerkte sie beiläufig. „Karapon..."
Feng-Lu lachte laut auf. „Vergiß Karapon", empfahl er belustigt und gönnerhaft zugleich. „Der Weg wäre zu weit für dich."
Also lag das Kaiserreich mit einiger Wahrscheinlichkeit außerhalb von Ardustaar, und da es sich um ein kartanisches Machtgebilde handelte, würde man es wohl in der Galaxis Hangay suchen müssen. „Aber du kannst nach Bentu-Karapau kommen, wenn du willst", fuhr Feng-Lu fort, und sein Tonfall machte deutlich, daß er diese Äußerung als einen gelungenen Scherz auffaßte. „Dort findest du mich und meine Leute. Wir werden euch gerne helfen!"
Darauf würde ich wetten! dachte Dao-Lin und prägte sich den Namen, den Feng-Lu genannt hatte, sorgfältig ein. Bentu-Karapau. Wenn das der Stützpunkt dieser Piraten hier in Ardustaar war, dann würde sie Feng-Lu vielleicht wirklich eines Tages besuchen - schon um sich für den Überfall auf die NARGA SANT zu revanchieren.
Aber das hatte noch Zeit. „In welcher Weise wollt ihr uns jetzt helfen?" erkundigte sich Dao-Lin-H'ay.
Feng-Lu musterte sie und zerbrach sich wohl den Kopf darüber, ob sie wirklich so dumm war, oder ob sie etwa den Versuch unternahm, ihn hereinzulegen. Aber das traute er ihr denn doch nicht zu. „Wir werden uns hier umschauen", erklärte Feng-Lu leutselig, aber in seinen Augen leuchtete die Gier. „Und dann werden wir weitersehen."
Worauf war er nur aus?
Ein großes Schiff! Das war das einzige, was sie bisher aus seinen Gedanken hatte herauslesen können, und selbst den Zusammenhang, in dem dieser Gedanke stand, konnte sie nicht so recht erkennen.
Ein großes Schiff - und er suchte etwas, aber es schien nicht das Schiff an sich zu sein. Offenbar war er sich noch nicht einmal sicher, ob die NARGA SANT etwas mit der ganzen Sache zu tun hatte.
Er wurde ungeduldig, aber das konnte Dao-Lin-H'ay nicht überraschen. Sie hatte schon seit einer ganzen Weile darauf gewartet, daß er seine Piratenmanieren herauskehren würde. „Alles durchsuchen!" rief er seinen Leuten zu. „Und daß ihr mir ja richtig hinschaut! Alle Meldungen an mich!"
Wonach sollten sie suchen? Was ging hier eigentlich vor? 9. „Räuber und Banditen!" murmelte Oni-Bas vor sich hin, aber
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