1428 - Zombie-Bomben
konnte wieder lächeln. »Das hört sich ja gar nicht schlecht an.«
»Wir wollen es hoffen.«
Etwas erleichterter verließen wir das Büro unseres Chefs. Man kann ja auf die Technik schimpfen wie man will, aber in manchen Situationen konnte sie auch segensreich sein…
***
Die Kollegen von der Spezialabteilung Auswertung arbeiteten im Team zusammen, für das ein Großraumbüro zur Verfügung stand.
Harald Sheens Arbeitsplatz bestand aus einem halbrunden Schreibtisch, auf dem ein Computer und einige andere technische Geräte standen.
Als wir eintraten, nippte er an einem Kaffee und schaute versonnen auf den Monitor.
»Ho, gleich zu dritt.«
»Kommen Sie zur Sache«, sagte Sir James. »Was haben Sie uns zu bieten?«
Sheen, der wie ein Freak gekleidet war und sein buntes Sommerhemd über der Hose trug, deutete auf den Schirm. »Was wir herausgefunden haben, können Sie sich hier ansehen.«
»Danke.«
Sheen stand auf und nahm seine Kaffeetasse mit. Sir James nahm den Platz ein. Suko und ich flankierten ihn, und sechs Augen schauten gespannt auf den Schirm.
Er zeigte ein Gesicht!
Es war natürlich das gleiche Foto, das wir zur Bearbeitung gegeben hatten. Nur zeigte es sich verändert. Sheen hatte herausgeholt, was herauszuholen war.
Da die Mütze verrutscht war, sahen wir, dass auf dem Kopf dunkelblondes Haar wuchs. Das passte auch nicht zu einem Araber, es sei denn, er hätte sich das Haar färben lassen.
»Besser habe ich es nicht hinbekommen. Kameras und Beleuchtung sind eben nicht perfekt.«
Ich lobte ihn und sagte: »Es ist schon bemerkenswert, was Sie da geschafft haben, Mr Sheen.«
»Oh, danke, das hört man selten.«
Sir James sagte zu mir: »Ist Ihnen was aufgefallen, John? Haben Sie eine Idee? Haben Sie den Mann vielleicht schon mal gesehen?«
»Ich kann mich nicht erinnern, Sir.« Darüber ärgerte ich mich ja selbst, aber es entsprach der Wahrheit.
»Und Sie, Suko?«
»Da muss ich mich Johns Meinung anschließen.«
»Darf ich mal, Sir?«
Der Kollege Sheen beugte sich von der Seite her um die Tastatur.
Er sorgte dafür, dass sich das Bild auf dem Schirm drehte, sodass wir es auch im Profil betrachten konnten.
Leider brachte uns auch das nicht weiter. Zu dritt hoben wir die Schultern, und so gab es für uns nur eine Alternative: die Fahndung.
Davon sprach Sir James, als er aufstand. »Geben Sie die Daten in die Fahndung, Mr Sheen. Vielleicht kann unsere Suchmaschine etwas herausfinden.«
»Wollen Sie hier warten?«
»Wenn es nicht zu lange dauert.«
Sheen grinste etwas säuerlich. »Sie glauben gar nicht, wie fix unsere Computer sind.«
»Dann beweisen Sie es uns.«
Es gab hier so etwas wie eine kleine Kantine, in die wir uns zurückzogen. Keiner wollte Kaffee aus dem Automaten. Ein Kollege, der sich soeben welchen holte, bemerkte dies.
»Sie haben noch Geschmack, dass Sie die Brühe im Automaten lassen. Aber wenn Sie lange hier unten zu tun haben, kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo Ihnen alles egal ist. Und das ist dann der Beginn eines garantierten Magengeschwürs.«
»Danke für die Warnung«, sagte ich.
»Schon gut.« Der Kollege verschwand winkend aus dem Raum.
Über diese kleine Aufmunterung verlor Sir James kein Wort. Er saß an einem Tisch, putzte die Gläser seiner Brille und sah ansonsten ziemlich verbissen aus.
Das konnten wir ihm nachfühlen, denn seit den Terroranschlägen war er in die Aufklärung eingebunden, und das zerrte schon an den Nerven. Dass vier Attentäter gefasst worden waren – die letzten –, konnte nur als kleiner Erfolg gewertet werden. Die anderen Verbrecher, die Tod und Entsetzen hinterlassen hatten, liefen noch frei herum.
»Wir müssen ihn kriegen!«, flüsterte er. »Es geht nicht, dass hier Zombies mit Bomben und Sprengstoff an ihrem Körper herumlaufen. Das wäre der Anfang vom Ende. Ich will diese verdammten Bilder hier nicht noch mal sehen.«
Sir James behielt seine Emotionen meistens für sich. Dass er hier anders reagierte, ließ darauf schließen, wie tief ihn die Terroranschläge getroffen hatten.
Wieder warten – wieder hoffen! Die Zähne zusammenbeißen und nicht daran denken, dass sich ein solcher Mordanschlag jede Minute irgendwo in der Stadt wiederholen konnte.
Suko und ich erlebten etwas sehr Seltsames, denn Sir James erhob sich von seinem Stuhl und ging auf den Automaten zu. Uns blieb fast der Mund offen stehen.
Kaffee holte er sich nicht. Hätte er das getan, wären wir auch vom Glauben abgefallen. Unser Chef
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