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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden.
    Der Duft der Blumen schien sich in faulige Ausdünstungen verwandelt zu haben. Der Wind fühlte sich kalt an und hinterließ einen Schauer auf der Haut der beiden Frauen. Der Himmel über ihnen zeigte zwar noch das strahlende Blau, aber wenn Dagmar zu ihm emporschaute, dann kam es ihr vor, als hätte er sich eingetrübt.
    Jana unterbrach das lastende Schweigen. Sie wollte wissen, wie es weiterging. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es ist mir nicht möglich, in die Zukunft zu schauen.«
    »Aber Sie geben doch nicht auf – oder?«
    »Nein, das nicht. Das Schicksal hat uns auf eine bestimmte Spur gebracht, und da bleiben wir auch am Ball. Solche Ereignisse, wie sie hier geschehen sind, die darf man nicht einfach hinnehmen. Man muss sich dagegen stemmen. Nur so kann man wieder in den Spiegel schauen.«
    »Und wie wollen Sie das tun?«
    »Warten wir es ab, Jana, wir sind ja nicht allein…«
    ***
    Es hatte gedauert, bis das Taxi erschienen war. So verloren wir etwas Zeit, die vielleicht wichtig hätte sein können. Zum Glück hatte uns der tschechische Kollege in Ruhe gelassen, und so atmeten wir schließlich auf, als wir in den Wagen einstiegen und sich die Türen schlossen.
    Der Fahrer wunderte sich über unser Ziel. Er hatte gemerkt, dass wir deutsch gesprochen hatten, und antwortete in dieser Sprache.
    »Das ist aber dort einsam.«
    »Wir wollen auch wandern«, erklärte Harry.
    Der Fahrer schaute uns an, als würde er uns kein einziges Wort glauben. Mit einem Kommentar hielt er sich zurück, und so machten wir uns auf den Weg.
    Da wir nicht miteinander redeten, hielt auch der Mann am Steuer seinen Mund. Wir rollten durch den Kurort, der vom strahlenden Sonnenlicht gebadet wurde.
    Überall waren die Spuren der vorletzten Jahrhundertwende zu sehen, als Marienbad seine große Zeit erlebte. Und diese Zeit war dabei, zurückzukehren. Man baute, man renovierte. Trotz des Verkehrs und des so genannten Fortschritts wurde versucht, das alte Bild zu erhalten.
    Das Haus des Pfarrers lag in den Hügeln. Der alte Benz schnaubte eine schmale Straße hoch, die von dichtem Buschwerk bewachsen war. Ab und zu schimmerten die Fassaden der Häuser durch, und auf Schildern lasen wir, ob noch Zimmer frei waren oder nicht.
    Eine Klimaanlage gab es in dem Wagen nicht. Und so kamen wir schon ziemlich ins Schwitzen und waren froh, endlich aussteigen zu können. Harry zahlte die Rechnung, während ich neben dem Fahrzeug stand und mich umschaute. Es war kaum vorstellbar, dass der Tod so grausam in dieser heilen Umgebung zugeschlagen hatte.
    Hier erinnerte alles an Hochsommer, und weit über uns leuchtete der gelbe Ball der Sonne.
    Von Dagmar Hansen oder der Masseurin sahen wir nichts. Dagmar zeigte sich erst, nachdem das Taxi wieder verschwunden war.
    Da erschien sie plötzlich wie ein Geist aus dem Buschwerk und winkte uns zu.
    Harry lief sofort auf sie zu. »Du siehst blass aus.«
    »Es war auch nicht einfach.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Ich hatte die beiden erreicht und erkundigte mich nach dem Schauplatz des Verbrechens.
    »Kommt mit.«
    Wir gingen hinter Dagmar her über einen fast zugewachsenen Pfad, den man schon kennen musste, um ihn zu finden. Erst dann sahen wir die Mauern eines recht kleinen Hauses, das auf mich einen irgendwie verwunschenen Eindruck machte.
    »Wir müssen in den Garten«, erklärte Dagmar.
    Dort sahen wir zunächst die Masseurin. Sie saß auf einer Steinbank und starrte ins Leere. Außerdem hatte sie sich so gedreht, dass sie nicht zur Bank schauen musste, auf der wir die Gestalt sahen, deretwegen wir gekommen waren.
    Aus einer gewissen Distanz betrachtet sah das Skelett aus wie ein Kunstwerk. Es gab ja genügend Menschen, die sich die verrücktesten Dinge in ihren Garten stellten, und den Eindruck hätte man hier ebenfalls haben können.
    Harry und ich blieben vor der Bank stehen. Dagmar hielt sich hinter uns auf. Sie sagte: »In dieser Haltung haben wir ihn gefunden.«
    Der Geruch entging uns nicht. Die Idylle war plötzlich zerstört worden. So etwas zu sehen machte keinen Spaß, und ich schüttelte den Kopf. Dabei dachte ich, dass im Tod die Menschen alle gleich sind. Das konnte man von dieser Gestalt ebenfalls behaupten. Es war nicht zu erkennen, ob die Gestalt jung oder alt gewesen war.
    Einige Fetzen klebten noch an den Knochen. Auch sie waren geschwärzt. Das Feuer hatte auf dem Skelett einen leichten Schmier hinterlassen, der etwas ölig glänzte.
    »Höllenfeuer«, murmelte ich.
    Harry

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