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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschriebenen Blätter Papier. Ich holte sie aus der Schublade hervor und tippte auf den Text. »Möglich, dass wir dort eine Antwort finden. Oder zumindest einen Hinweis.«
    »Toll. Kannst du den Text lesen?«
    »Nein, ich nicht, aber Jana.«
    Harry schnippte mit den Fingern. »Genau. Die Idee hätte auch von mir sein können.«
    »Dann hol sie mal rein.«
    »Mach ich doch glatt.«
    Ich blieb allein zurück und genoss die Stille. Als ich zur Decke schaute, stellte ich fest, dass auch sie recht dunkel war.
    Wenig später hörte ich von der Tür her Stimmen. Jana und Harry sprachen miteinander. Der Masseurin ging es nicht gut. Sie musste praktisch durch den Raum geschoben werden und blickte sich dabei immer wieder scheu um. Wie jemand, der damit rechnet, dass er aus den dunklen Ecken plötzlich von irgendwelchen dämonischen Wesen angegriffen wird.
    Dagmar Hansen war nicht mitgekommen. Sie hielt draußen die Stellung und gab uns Rückendeckung.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, erklärte ich. »Wir möchten nur, dass Sie für uns etwas übersetzen.«
    »Ja, ja, schon gut.« Sie nickte heftig.
    Die Bilder zeigte ich ihr zuerst und erklärte ihr, wer unter der Erde begraben lag.
    »Ja, das Grab wollte Anita Koller ja besuchen.«
    »Richtig. Wir kennen den Grund nicht, aber es kann sein, dass der ermordete Pfarrer ihn gekannt hat und sein Wissen auf diesen beiden Seiten niedergeschrieben hat. Leider verstehen wir die Sprache nicht. Sie könnten es uns dann übersetzen.«
    »Das will ich gern tun.«
    »Bitte.« Ich reichte ihr die Blätter, stand auf und machte Jana Platz.
    Sie setzte sich an den Schreibtisch. Die beiden Blätter hielt sie gegen das Licht, um den Text besser lesen zu können, der mit schwarzer Tinte geschrieben worden war.
    Harry und ich traten zurück, um sie nicht zu stören. Wir beobachteten Jana allerdings von der Seite her, um ihre Reaktionen einzufangen.
    Sie las, und sie bewegte dabei ihre Lippen. Erklärungen allerdings gab sie nicht, und sie sprach den Text auch nicht vor sich hin. Es blieb bei den Bewegungen des Mundes.
    Und doch reagierte sie anders, je weiter sie las. Mit einer Hand fuhr sie durch ihr gelocktes Haar. Es war sogar ein leichtes Stöhnen zu hören, und wir sahen auch, dass sie einige Male den Kopf schüttelte.
    Wir wollten sie erst den Text zu Ende lesen lassen, bevor wie sie mit Fragen löcherten. Unsere Spannung löste sich auch nicht, als sie die Blätter sinken ließ. Danach schlug sie die Hände vor ihr Gesicht.
    Harry und ich schauten uns an. Etwas musste die Frau stark verstört haben.
    Nach einer Weile drehte sich Jana um. Ihr Gesicht wurde noch vom Licht gestreift, und so sahen wir die Tränen in ihren Augen schimmern.
    »War es so schlimm?«, fragte ich leise.
    Jana konnte zunächst nur nicken.
    Wir mussten ihr noch Zeit lassen und sahen, dass sie nach Worten rang.
    »Es ist wirklich grauenhaft«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Ich habe das auch nicht gewusst, aber hier steht es schwarz auf weiß.«
    »Was denn?«, fragte Harry.
    Jana musste erst Atem holen. »Diese Frau – diese Malinka ist eine mehrfache Mörderin gewesen. Nur hat sie keine Erwachsenen getötet, sondern Kinder…«
    Verflucht, das war ein Tiefschlag! Damit hatten wir nicht gerechnet. Okay, dass sie etwas Besonderes im negativen Sinne war, das hatten wir uns bei der Betrachtung der Bilder schon denken können, nur dass es so schlimm war, das traf uns hart.
    Eine Kindesmörderin!
    Ich schluckte einige Male. Harry Stahl war neben mir verdammt blass geworden. Er fuhr einige Male mit der flachen Hand über seine Stirn und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Ist das nicht grauenhaft?«, fragte Jana.
    Wir konnten nur zustimmen.
    »Es war nicht nur ein Kind«, erklärte sie. »Hier ist von mindestens vier Opfern die Rede. Der Pfarrer hat Bescheid gewusst. Er hat alles notiert, aber er hat nichts gegen sie unternommen, wobei ich mir sogar den Grund vorstellen kann. Es liegt alles schon länger zurück. Es ist längst verjährt. Aber nicht so lange, als dass es bei den heute älteren Menschen in Vergessenheit geraten wäre. So und nicht anders muss man es sehen.« Sie nickte. »Aber davon habe ich nichts gewusst.«
    Ich hatte mich von meinem ersten Schock wieder erholt. »Von vier Kindern wurde geschrieben?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Nichts. Es sind hier keine Namen niedergeschrieben worden. Ich weiß auch nicht, ob es nur Jungen oder nur Mädchen gewesen sind. Oder beides.«
    Harry

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