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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einrahmten. Sommerrosen gaben ihren Duft ab, und es schauten bereits die ersten Sonnenblumen aus der Erde. Für Dagmar waren sie die frühen Boten des in die zweite Hälfte gehenden Sommers.
    Die Steine auf dem Pfad waren nicht mehr zu sehen. Das hohe Gras hatte sie überwuchert. Erst kurz vor der dreistufigen Treppe tauchten sie wieder auf.
    An der Schmalseite des Hauses befand sich eine schmale Tür.
    Zwei kleine Fenster rahmten die Tür ein, und über ihr war ein drittes zu sehen, nicht größer als eine Luke.
    Es war und blieb auch weiterhin still. Keine menschliche Stimme erreichte ihre Ohren.
    Jana hatte bereits geklingelt. Im Haus schlug eine alte Bimmel an, aber auf sie hörte niemand, denn der alte Pfarrer erschien nicht, um die Tür zu öffnen.
    »Komisch«, sagte Jana leise.
    »Was ist komisch?«
    »Dass er nicht öffnet.«
    »Dann ist er nicht da.«
    So einfach nahm Jana die Antwort nicht hin. »Es ist schon ungewöhnlich. Normalerweise hält er sich in seinem Haus auf. Man besucht ihn und nicht umgekehrt. In der Stadt unten sieht man ihn nicht. Es sei denn, er muss eine Messe halten. Aber auch da wird er abgeholt. Ansonsten fühlt er sich nur hier oben wohl.«
    »Und wer versorgt ihn?«
    »Er hat eine Nichte. Die ist auch fast siebzig. Sie wohnt des Öfteren über mehrere Tage bei ihm. Kann ja sein, dass sie momentan auf Urlaub ist.«
    Dagmar gehörte nicht zu den Personen, die so leicht aufgaben. Sie dachte nicht daran, den Rückweg anzutreten, und schlug deshalb vor, im Garten nachzusehen.
    »Das wird wenig Sinn haben.«
    »Warum?«
    »Wenn er im Garten wäre«, sagte Jana, »wäre er schon bei uns. Er hätte uns gehört, und neugierig ist der alte Herr noch immer.«
    »Bei dem Wetter kann man gut im Freien schlafen.«
    »Sie geben nicht auf, wie?«
    »So schnell nicht.«
    »Gut, dann sehen wir mal nach. Wir haben ja Zeit genug.«
    Die Masseurin ging vor. Sie kannte sich tatsächlich hier aus, denn sie umging geschickt die in Kübeln wachsenden Pflanzen.
    Es gab auch eine kleine Rasenfläche in der Gartenmitte. Dort stand nur eine Statue in der Sonne. Eine Maria aus Eisen, das bereits Rost angesetzt hatte.
    An der rechten Seite befand sich die Rückfront des Hauses. Das Dach war hier so weit über den Rand gezogen, dass es sogar Schatten spendete.
    Im Schatten stand die helle Bank. Daneben hatte eine Regentonne ihren Platz gefunden, über deren Öffnung ein Endrohr schwebte.
    Jana war schneller gegangen. Sie hatte einige Schritte Vorsprung und blieb plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen.
    Dann schrie sie jammernd auf.
    Blitzschnell war Dagmar bei ihr. Sie schob die Frau zur Seite, um einen besseren Blick auf die Bank zu haben.
    Sie war besetzt.
    Der alte Pfarrer saß genau in der Mitte, als hätte man ihm diesen Platz zugewiesen.
    Nur saß er dort nicht mehr als Mensch. Er war zu einem schwarzen Skelett verbrannt!
    ***
    Kein Mensch konnte so abgebrüht sein, dass ihm dieser Anblick nicht unter die Haut gegangen wäre.
    Auch Dagmar Hansen rührte sich nicht vom Fleck. Sie hatte das Gefühl, als würde sich ihr Magen verkleinern, und der Anblick der schrecklichen Gestalt verschwamm zunächst vor ihren Augen, als wollte ihr irgendein unsichtbares Wesen einen Gefallen tun und einen Mantel über das Entsetzliche legen, damit sie es nicht mehr sehen musste.
    Hinter sich hörte sie ein Stöhnen und auch ein würgendes Geräusch.
    Als sie sich wie in Trance umdrehte, sah sie ihre Begleiterin. Die Masseurin hatte dieser Anblick bis tief ins Mark getroffen. Sie war bei der Toten in der Wanne, die ja das gleiche Bild geboten hatte, nicht so geschockt gewesen. Hier stand sie nahe davor, die Beherrschung zu verlieren. Gebückt lief sie einige Schritte zur Seite und schlug dann die Hände vor ihr Gesicht.
    Dagmar konnte ihr Verhalten verstehen. Jana hatte den alten Pfarrer gekannt. Ihn jetzt als einen derartig Veränderten präsentiert zu bekommen, das war zu viel für sie. Sie taumelte auf eine kleine Steinbank zu und ließ sich darauf nieder.
    Dagmar drehte sich wieder um. Sie wünschte sich intensiv, dass dieser schreckliche Anblick verschwunden war, einfach wie weggezaubert, doch da blieb der Wunsch der Vater des Gedankens.
    Der Pfarrer saß noch da.
    Wie eine Skulptur in der Mitte der Bank. Es gab keine Haut mehr, keine Haare, kein Fleisch, weder Muskeln noch Sehnen. Er war nur noch ein Gerippe, das von einer klebrigen Rußschicht bedeckt zu sein schien. Hinzu kam noch ein undefinierbarer Geruch, der ihre

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