143 - Alraunen-Spuk
blonde und attraktive Frau.
Holidan zog unmerklich die Augenbrauen empor. Für
Schönheiten dieser Art hatte er etwas übrig.
»Die offizielle Bürozeit beginnt zwar erst in einer
halben Stunden, aber ich habe mir gedacht, daß ich vielleicht mit einer
kürzeren Wartezeit rechnen kann, wenn ich frühzeitig hier auftauche. Ich habe
doch die Ehre mit Mister Holidan nicht wahr?« fragte die gutaussehende Frau mit
charmantem, gewinnendem Lächeln.
»Wenn Sie mich so freundlich fragen, dann kann ich
natürlich nicht nein sagen«, entgegnete Holidan. Er war Mitte dreißig, trug
einen perfekt sitzenden, hellgrauen Anzug, eine dunkelgetönte Krawatte, das
braune Haar gescheitelt. Holidan war der Typ des Erfolgsmenschen. Ein Mann, der
wußte, was er wollte.
»Meine Absicht ist es, mit Ihnen ein ganz persönliches
Gespräch zu führen, Mister Holidan, noch ehe einer Ihrer Angestellten im Büro
ist. Mein Name ist Morna Ulbrandson...«
»Angenehm! Jeremy Holidan. Morna Ulbrandson? Das
klingt so' schwedisch...«
»Ich komme aus Schweden...«
»Doch nicht deshalb, um vielleicht hier in Schottland
ein altes, baufälliges Castle zu erstehen?«
»Wer weiß, Mister Holidan. Sie scheinen geradezu über
einen sechsten Sinn zu verfügen...«
»Da braucht man keine besondere Fähigkeiten, Miß
Ulbrandson«, antwortete er. »Wenn jemand von so weit herkommt und dann einen
Makler aufsucht, geht es ja meistens um etwas Besonderes.«
»Das ist richtig. Es ist mir zu Ohren gekommen, daß
Sie vor einiger Zeit das Somorrynn-Castle in den Highlands in der Nähe von
Alford verkauft haben...«
Er lachte leise. »Da muß ich Sie berichtigen, Miß
Ulbrandson! Ich habe es nicht verkauft, sondern im Auftrag eines Kunden
gekauft. Das ist ein feiner Unterschied.« Der Makler blickte sie eingehend an
und fuhr dann fort. »Weshalb fragen Sie ausgerechnet nach Somorrynn-Castle?«
»Weil es mich besonders interessiert. Um das Bauwerk
rankt sich eine merkwürdige Legende. Es ist die Rede davon, daß die Herren von
Somorrynn Reichtum, Einfluß und Jugend durch den Einsatz magischer Kräfte
errangen. Und bei der Legende soll es sich nicht mal um eine solche handeln...«
Holidan fand es nicht für notwendig, seine
Überraschung zu verbergen. »Für eine Ausländerin sind Sie erstaunlich gut in
der schottischen Geschichte bewandert...«
X-GIRL-C lachte leise. »Das bringt mein Beruf so mit
sich, Mister Holidan. Ich bin Reporterin einer großen Wochenzeitschrift und
plane eine Serie über geheimnisvolle Burgen und Schlösser in Europa. Dabei bin
ich -rein durch Zufall - auch auf das Somorrynn-Castle gestoßen...«
»Und damit wieder auf mich«, nickte der Makler. »Und
jetzt wollen Sie sich natürlich mit mir ausführlich über dieses Castle
unterhalten?«
»Wenn es möglich ist, ja. Ich hoffe sogar, bei dieser
Gelegenheit den einen oder anderen Hinweis auf ein anderes Castle zu erhalten, von dem ich bisher nichts gehört habe.
Von Einheimischen - besonders von Leuten, die sich beruflich mit solchen
Relikten aus vergangener Zeit befassen - darf man ja sicher das eine oder
andere erwarten, was nicht in Büchern steht...«
Es war der Schwedin gelungen, Jeremy Holidan neugierig
zu machen.
Hinzu kam, daß sie sich wie eine Frau gab, von der man
erwarten durfte, daß bei ihr mehr zu erreichen war als nur ein geschäftliches
Gespräch. Gerade diese Hoffnung veranlaßte Holidan, das Gespräch mit Morna erst
recht zu suchen.
Er bat sie in sein Office und unterhielt sich mit ihr
dort ausführlich über das Somorrynn-Castle.
Deutlich ließ Morna Ulbrandson einige Dinge
durchblicken, die Holidan zeigten, daß sie über manche Seltsamkeit informiert
war. Sie wußte zum Beispiel recht gut Bescheid über die Hintergründe, die den
sieben vorausgegangenen Herren von Somorrynn durch die Kraft der Alraunen ein
beinahe magisches Flair verliehen hatten. Sie wußten ebensogut, daß der achte
Herr von Somorrynn - der jetzt noch lebende Lord -offensichtlich aus einer
gewiß begründeten Furcht heraus das Castle zum Verkauf angeboten hatte und ein
geheimnisvoller Käufer mit Holidan als Mittelsmann aufgetreten war, um das
Castle zu erwerben.
Morna war eine charmante Plauderin und ebenso
geschickte Fragerin. Jeremy Holidan ertappte sich dabei, daß er viel zu
gesprächig war.
XC-GIRL-C, in ihrer Funktion als PSA-Agentin, kam es
darauf an, einen schnellen Erfolg zu erzielen.
Sie griff nach Jeremy Holidans Hand und streichelte
sie zärtlich. »Es gibt ein Geheimnis
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