143 - Das Böse wohnt in Harkerville
gebracht«, sagte ich grinsend.
Virginia und Cab Calloway standen schon wieder am Fenster. Oder noch immer? Nein, das war unmöglich. Sie konnten uns nicht zwei Stunden lang zugesehen haben. Sie hatten schließlich zu tun.
Vicky wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß vom Gesicht. Nach der Dusche wollten wir uns im Büffet treffen und unseren Durst löschen.
Die Calloways verschwanden vom Fenster. Vicky und ich verließen die Tennishalle. In der Trainingsbox standen zwei Jugendliche, die von der Ballwurfmaschine bedient wurden. Anfänger. Sie machten so ziemlich alles falsch, standen nicht richtig zum Ball, holten zu spät aus, zogen nicht voll durch.
Wir hatten alle mal so ähnlich angefangen. Kein Meister fällt vom Himmel.
Vor den Garderobentüren trennten sich unsere Wege. Ich verabschiedete mich mit einem leichten Klaps auf Vickys Kehrseite. »Bis später.«
»Du bist bestimmt früher fertig als ich«, sagte meine Freundin. »Bestell schon mal für mich mit.«
»Okay. Und was?«
»Ich trinke das gleiche wie du.«
»Kräuterbier?«
»Einverstanden.«
***
Die Tür klappte hinter Vicky Bonney zu. Obwohl sie sich beim Spiel - für sie war es eher ein Kampf gewesen - völlig verausgabt hatte, fühlte sie sich großartig. Immerhin hatte sie einen Satz für sich entschieden, und beim zweiten hatte sie auch sehr gut ausgesehen. Da hatte sich dann aber Tonys bessere Kondition bemerkbar gemacht.
Vicky schloß den Metallspind auf und entkleidete sich. Nebenan stand eine grauhaarige, drahtige Frau unter der Dusche.
Vicky beachtete sie kaum. Die Frau drehte die Brause ab und ging. Vicky war allein. Sie schob ihr langes blondes Haar unter ihre Plastikduschhaube, mischte Warm- und Kaltwasser so ab, daß es ihr angenehm war, und drückte herrlich duftendes Badegelee aus einer flachen Kunststoffflasche in die hohle Hand.
Draußen trat Virginia Calloway ein.
Sie hatte einen Auftrag…!
Als Vicky in die Garderobe zurückkehrte, stutzte sie. »Virginia. Warten Sie auf mich?«
Die Frau nickte. »Würden Sie sich bitte anziehen und mit mir kommen?«
»Wohin?«
»In den Heizungskeller. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
»Eigentlich hatte ich die Absicht…«
»Es ist sehr wichtig, Vicky«, sagte Virginia drängend.
»Na schön.« Vicky frottierte sich ab.
Virginia Calloway wartete mit wachsender Ungeduld. Auf Vickys Fragen gab sie ausweichende Antworten, so daß Vicky nicht wußte, was sie im Heizungskeller erwartete, als sie der Frau folgte. Sie sah keine Veranlassung, Virginia zu mißtrauen.
Eine graue Betontreppe führte nach unten. Der große Ölbrenner bullerte. Obwohl die Rohre dick isoliert waren, war es unangenehm warm.
Virginia führte Vicky Bonney in einen dunklen Gang. Sie richtete es so ein, daß Vicky einen halben Schritt vor ihr ging. In einer Mauernische lehnte ein vorbereiteter Holzknüppel.
Nach dem tastete Virginia Calloway, ohne daß es Vicky merkte. Die Frau holte damit aus. Vicky blieb unverhofft stehen. »Was möchten Sie mir denn nun eigentlich zeigen?« fragte sie ahnungslos und wandte sich um.
Da sah sie einen harten, mitleidlosen Ausdruck in Virginias Augen, und sie bemerkte den zum Schlag erhobenen Knüppel. Die Frau mußte den Verstand verloren haben.
»Virginia!« rief Vicky Bonney bestürzt aus.
Gleichzeitig wollte sie der Frau in den Arm fallen, doch der Knüppel war schneller. Als er Vicky traf, sah sie zunächst Sterne, die aber einen Lidschlag später erloschen.
Ächzend sackte sie zusammen, und Virginia Calloway grinste diabolisch. Sie lehnte den Knüppel an die Wand, faßte unter Vicky Bonneys Arme und schleifte sie durch den Gang.
Bis vor kurzem war Virginia nicht so kräftig gewesen. Sie trat mit dem Fuß eine Tür auf und zog Vicky in einen kleinen Raum, in dem ein Stuhl bereitstand.
Darauf ließ Virginia Calloway die Ohnmächtige niedersinken, und mit widerstandsfähigen Stricken fesselte sie das blonde Mädchen. Virginia verzichtete darauf, Vicky Bonney auch zu knebeln. Das war nicht nötig. Die Gefangene konnte sich hier unten die Seele aus dem Leib schreien. Niemand würde es hören.
Vicky seufzte tief und kam zu sich. Virginia Calloway trat zwei Schritte zurück. Kalte Bosheit glitzerte in ihren Augen. Vicky hob langsam den Kopf.
Er schien zentnerschwer zu sein, pendelte hin und her. Es dauerte eine Weile, bis Vicky begriff, daß sie sich nicht frei bewegen konnte, daß sie gefesselt war.
Benommen sah sie sich um. Sie sah Virginia Calloway durch einen
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