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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verstummte. Sie steckten die Köpfe zusammen und verständigten sich ohne Worte.
    Calundula nutzte die Gelegenheit für eine weitere Tablette.
    »Das alles gefällt mir nicht«, raunte PXL neben ihr. »Das alles riecht nach Kampf…« Calundula antwortete nicht. Sie wusste, dass ihr Geliebter Recht hatte, und zugleich hoffte sie, er würde sich täuschen.
    Guur und Sharan beendeten ihre Konferenz. »Aufstehen!«
    Nacheinander deutete der falsche Barbarenfürst auf die zwölf Männer und Frauen, die einen Sprengkörper unter der Haut trugen. »In eine Reihe mit euch!« Tones und die drei bewaffneten Wächter traten zur Seite.
    Guur begann die Reihe der Zwölf abzuschreiten. Einmal, zweimal, dreimal. Danach sonderte er zwei junge Frauen und einen knapp sechzigjährigen Mann aus, einen ehemaliger Lehrer Calundulas. Mit den beiden Frauen war sie in die Bunkerschule gegangen.
    »Ihr drei wartet hier auf mich. Wenn ich in Coellen fertig bin, hole ich euch ab. Ihr sollt mich nach Westen über das Meer und auf die Insel Britana begleiten. Habt ihr mich verstanden?« Die beiden Frauen und der Mann bestätigten.
    Guur wandte sich den verbleibenden Neun in der Reihe zu.
    Diesmal überlegte er nicht lange. Er deutete auf PXL und Calundula. »Her zu mir!«
    Hand in Hand gingen sie zu ihm. Calundulas Knie zitterten.
    Sie musste sich zum Atmen zwingen – ihre Brust war wie zugeschnürt. Sie traten hinter Guur.
    Der wies auf die Reihe der restlichen sieben Männern und Frauen. »Ihr werdet auf einem Schiff nach Süden reisen. Zusammen mit Thul’hal’muna und einigen Coelleni.« Er wandte sich an die Wächter. »Bringt sie nach Coellen zu Muna!«
    Fackeln wurden entzündet. Die Drei, die auf Guur zu warten hatten, richteten ihre Nachtlager zwischen den Büschen her.
    Die Bewaffneten führten die Sieben, die für die dritte Daa’murin und ihre Expedition bestimmt waren, nach Norden in die Ruinen hinein.
    Angst würgte Calundula. Kaum konnte sie sich noch auf den Beinen halten. Eine Zeitlang blickten Guur und Sharan dem Schein der Fackeln hinterher. Erst als sie sich endgültig zwischen Ruinen und Bäumen verloren hatten, wandten sie sich um. Zuerst Guur, dann Sharan.
    Guur bedeutete Tones, Calundula mit seiner Fackeln zu beleuchten. Er trat zu ihr. Calundula atmete keuchend und stöhnte laut auf, so sehr fürchtete sie sich. Doch Guur griff nur stumm in die Taschen ihrer Kombi. Er holte die Tabletten heraus und warf sie hinter sich in die Dunkelheit. Danach verschränkte er die Arme vor der Brust, trat einen Schritt zurück und fixierte sie. Seine Augen leuchteten grünlich und kalt.
    Sharan schlug so unerwartet zu, dass sogar Tones zusammenzuckte. Die Wucht des Treffers schleuderte den massigen PXL von den Beinen und zwei Meter weiter ins Gras.
    Er seufzte nur, Calundula aber stieß einen Schreckensschrei aus. Sie wollte zu ihrem Geliebten laufen, doch Tones trat ihr in den Weg.
    Sharan bückte sich zu PXL hinunter und durchsuchte seine Hosentaschen. Alles was sie fand, warf sie zwischen die Büsche – Stift, Tabletten, Taschentuch, Zahnstocher. Danach riss sie ihn vom Boden hoch, schleppte ihn zu einer nahen Platane und lehnte ihn gegen den Stamm. Es war fast dunkel dort unter dem Baum, doch als Sharan aufs Neue ausholte, sah Calundula, dass ihre Rechte sich in eine schuppige Klaue verwandelt hatte. Sie schrie laut.
    Still, und bleib wo du bist. Mächtig und brennend stand die Stimme auf einmal in ihrem Hirn. Bei jedem Schlag setzte Calundula sich in Bewegung, blieb aber dann doch stehen.
    Guur beobachtete sie dabei.
    Als PXL irgendwann nur noch röchelte, wollte Calundula losrennen, doch Tones streckte ihr die Fackel wie einen Spieß entgegen und Guurs Stimme drohte ihren Kopf zerplatzen zu lassen.
    Sharan schleppte den röchelnden PXL vom Baum weg in den Lichtschein der Fackel und warf ihn ins Gras. Heulend ging Calundula vor ihm in die Knie und streckte die Hände nach ihm aus. Seine Augen waren zugeschwollen, seine Lippen aufgeplatzt, seine zerschlagene Nase blutete. Platzwunden bedeckten Stirn, Schläfen und Schädel. Aus dem zerrissenen Kleiderstoff über seiner Brust sickerte Blut. Calundula wusste nicht, wo sie ihn berühren sollte. »Mein armer Geliebter!«, schrie sie. »Mein armer, armer Geliebter!«
    Guur, der Barbarenfürst, der keiner war, beobachtete sie die ganze Zeit, als hätte er noch nie einen Irdischen weinen sehen.
    »Die Herrin von Coellen weiß Bescheid.« Königin Sharan wandte sich an Tones. »Und du

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