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1431 - Das Humanidrom

Titel: 1431 - Das Humanidrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Todesursache akutes Nierenversagen angegeben, weil ihm so schnell nichts anderes eingefallen war.
    Nun zeigte sich, daß er viel zuwenig über diese Krankheit wußte, um alle Fragen beantworten zu können, die sie stellte. „Zum Teufel!" platzte es ihm nach einer Stunde ununterbrochenen Verhörs heraus. „Mein Vater ist am Tag meiner Geburt gestorben, und ich bin kein Mediziner. Ich weiß nichts von dieser Krankheit. Laß mich damit in Ruhe."
    Er ging zur Tür und versuchte, sie zu öffnen. „Wir beenden unser Gespräch, wenn ich es will", stellte die Frau klar. „Außerdem ist die Tür nur von außen zu öffnen. Setz dich."
    Er gehorchte. „Mit welcher Note hat deine Mutter ihre Berufsausbildung abgeschlossen?" fragte die Frau. „Jetzt reicht es!" schrie Holm. „Geht es nicht in deinen Schädel hinein, daß ich Opfer und nicht Täter bin? Wieso werde ich wie ein Verbrecher behandelt?"
    Sie blickte ihn ausdruckslos an. Seine Worte prallten an ihr ab. „Hör mal zu", stöhnte er. „Ich bin nach Phendeg gekommen, um hier wichtige Einkäufe zu tätigen. Der Leitende Ingenieur hat gesagt, daß wir für viele Millionen einkaufen wollen. Aber wenn wir so behandelt werden, dann können wir auch woanders hinfliegen und uns dort mit dem Material eindecken, das wir benötigen."
    „Dazu kommen wir später", erwiderte sie und deutete auf einen Stapel von Formularen, den sie bisher noch nicht beachtet hatte. „Wir werden jede einzelne Frage sorgfältig behandeln."
    „Ich glaube, ich spinne", ächzte er. „Was geht das dich an?"
    „Ich halte mich nur an die Vorschriften", erklärte sie. „Verlangen deine blöden Vorschriften, daß die Opfer von Verbrechen mißhandelt werden?"
    „Der Paragraph 243, Absatz vier, des Verkehrsgesetzes besagt in Übereinklang mit den Paragraphen 27, Absatz sieben, und Paragraph 489 des Beförderungsgesetzes aus dem Jahr 765 NGZ und dem Paragraphen..."
    Albert Holm hörte nicht mehr hin. Er schloß die Augen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er glaubte, in ein Irrenhaus geraten zu sein.
    Die Frau zitierte minutenlang Gesetze und Paragraphen, wobei er so gut wie nichts verstand, und machte ihn dann darauf aufmerksam, daß er sich strafbar machte, wenn er ihr nicht die verlangten Antworten gab. Um diese Aussage zu untermauern, führte sie wiederum eine Reihe von Paragraphen auf. „Ich verlange einen Anwalt", sagte er.
    Sie stand wortlos auf und klopfte gegen die Tür. „Er will einen Anwalt", erklärte sie jemandem, den Holm nicht sehen konnte, als sich die Tür öffnete.
    Zwei sonnengebräunte Männerhände reichten einen zentimeterhohen Stapel von Formularen herein. Sie nahm sie und legte sie auf den Tisch. „Wenn du einen Anwalt willst, mußt du diese Formulare ausfüllen", erläuterte sie. „Dazu ist der Nachweis nötig, daß du in der Lage bist, einen Anwalt aus eigener finanzieller Kraft zu bezahlen."
    „Unter diesen Umständen verzichte ich auf einen Anwalt."
    Sie erhob sich mit ausdruckslosem Gesicht, ging zur Tür und klopfte erneut. „Er hat es sich anders überlegt", sagte sie, als sich die Tür öffnete.
    Die Männerhände reichten einen weiteren Stapel von Formularen herein. Sie legte sie auf den Tisch. „Wenn du verzichtest, nachdem du zuvor einen Anwalt verlangt hast, mußt du diese Formulare ausfüllen", erklärte sie.
    Albert Holm preßte die Hände vor das Gesicht und ließ sich an der Wand hinabrutschen, bis er auf dem Fußboden kauerte.
    Er fürchtete um seinen Verstand.
     
    *
     
    „Ich möchte Chefingenieur Endehar Roff sprechen", sagte Holm erschöpft, nachdem er eine stundenlange Vernehmung als Zeuge über sich hatte ergehen lassen.
    Es überraschte ihn schon nicht mehr, daß sie aufstand, zur Tür ging und sich einen Stapel Formulare geben ließ. „Zu den Personalien", sagte sie, nachdem sie an den Tisch zurückgekehrt war. „Albert Holm", antwortete er. „Nicht deine Personalien", korrigierte sie ihn. „Ich brauche alle Angaben über Chefingenieur Endehar Roff."
    Holm war überzeugt davon, daß ihm nur noch der Leitende Ingenieur helfen konnte, aus diesen quälenden Vernehmungen herauszukommen. Er gab alles an, was er über ihn wußte. Danach erhob sich die Frau und verließ den Raum. Sie kam schon nach wenigen Minuten zurück, setzte sich an den Tisch und blickte ihn vorwurfsvoll an. „Wir haben Endehar Roff befragt", erklärte sie danach. „Er hat auch Aussagen über deinen Vater gemacht. Dein Vater ist nicht an einer Urämie

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