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1431 - Das Humanidrom

Titel: 1431 - Das Humanidrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gestorben. Er ist hingerichtet worden. Du hast also bewußt falsche Angaben gemacht. Nach Paragraph 729, Absatz fünf des Ergänzungsgesetzes über das Wesen der bewußten..."
    „Halt!" rief er, um sie von weiteren Ausführungen und Zitaten von Gesetzen und Bestimmungen abzuhalten, die er doch nicht kannte. „Es stimmt. Mein Vater ist hingerichtet worden."
    Sie fischte ein Formular aus einem Stapel heraus und trug seine Personalien ein, ebenso wie sie es auf jedem anderen Formular gemacht hatte, das sie bisher ausgefüllt hatte. Geduldig schrieb sie. Das gab ihm eine Frist, in der er nachdenken konnte.
    Er hatte einen fatalen Fehler gemacht.
    Mußte sie - oder irgend jemand anders, der die Formulare möglicherweise auswertete - nicht auf den Gedanken kommen, daß er von seinem Vater eine gewisse kriminelle Veranlagung geerbt hatte? Und konnte daraus nicht der Schluß abgeleitet werden, daß es eine Verbindung zur CILADA gab?
    Vermutete vielleicht irgend jemand, daß er bei dem Überfall gar nicht Opfer, sondern Mittäter gewesen war? Welchen anderen Grund sollte er sonst - aus ihrer Sicht - gehabt haben, eine falsche Aussage zum Tod seines Vaters zu machen?
    Albert Holm spürte, daß er sich heillos in Widersprüche zu verstricken drohte.
    Er wußte nicht mehr, was er von Phendeg halten sollte. Wozu diese sinnlosen Vernehmungen?
    Sie beendete ihre Schreibarbeiten und blickte auf. „Wir wollen ganz cool bleiben", sagte er. „Unser Gespräch ist beendet. Besorge dir schon mal ein paar Formulare."
    „Wofür?" fragte sie verwundert. „Ich will mit deinem Vorgesetzten sprechen", erklärte er. „Dazu ist doch sicherlich ein Antrag nötig. Oder sollte ich mich getäuscht haben?"
    „Nein, du hast dich nicht geirrt", antwortete sie, erhob sich und beschaffte einige Fragebogen. Sie war nicht aus der Ruhe zu bringen. Mit einer für Holm unbegreiflichen Geduld trug sie nun die Personalien in den neuen Antrag ein.
    Danach mußte er unterschreiben, und sie verließ den Raum.
    Zwei Stunden später trat ein grauhaariger, etwas fülliger Mann ein. Sein Gesicht war von Resignation gezeichnet.
    Tiefe Falten zogen sich von seinen Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herunter. Er trug eine graue, leger sitzende Uniform mit jeweils sieben roten Strichen auf beiden Schultern. „Ich bin Berna Adrian", stellte er sich vor und lächelte freundlich dabei. „Es tut mir leid, daß ich dir keine Sitzgelegenheit anbieten darf."
    „Die Paragraphen verbieten es", vermutete Holm. „Völlig richtig", antwortete er. „Ich wäre überrascht gewesen, wenn es nicht so wäre."
    Adrian legte die Hände auf den Tisch. In seinen Augen leuchtete ein warmes Licht.
    Holm empfand diesen Mann als durchaus sympathisch. Er hatte eine väterliche Art. „Ich weiß, daß dir unsere Welt absurd vorkommt", sagte Adrian. „Du verstehst nicht, daß dieser bürokratische Aufwand getrieben wird, um den Überfall auf den Zug zu klären."
    „Nein", erwiderte Holm. „Das geht wirklich über meinen Horizont. Ich begreife vor allem nicht, daß es da ganz unbürokratisch zugeht, wo eine gewisse Kontrolle angebracht wäre: am Raumhafen. Man betritt Phendeg mit Hilfe einer Fahrkarte, die man sich aus einem Automaten holt."
    „Du kannst sicher sein, daß die Bürokratie dich auf jeden Fall früher oder später eingeholt hätte, und dann wären die Kontrollen erfolgt, die du vermißt hast.
    Nun, die Bürokratie ist uns allen ein Greuel. Nicht nur dir. Glaube mir, auch uns mißfällt das alles, und wir vermögen vieles nicht einzusehen. Ich würde dich gern laufenlassen, wenn ich das nur könnte. Aber ich kann nicht. Ich habe meine Vorschriften, an die ich mich halten muß, oder ich komme in Teufels Küche.
    Wenn ich auf irgendeines dieser vielen Formulare verzichte, dann muß ich mich dafür verantworten. Und dann beginnt ein Papierkrieg, der alles übersteigt, was du dir wahrscheinlich vorstellen kannst."
    „Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Ich bin nach Phendeg gekommen, um hier Geschäfte zu tätigen. Chefingenieur Endehar Roff und ich haben Aufträge zu vergeben, die sich sehen lassen können.
    Aber wenn es so weitergeht wie bisher, werden wir Phendeg verlassen, ohne irgend etwas zu kaufen. Weil es uns bis hier oben steht!"
    Er fuhr sich mit dem Zeigefinger quer unter der Nase durch. „Ich weiß", entgegnete Adrian. „Ihr seid nicht die ersten Geschäftsleute, die Phendeg verärgert verlassen haben und nicht wiedergekommen sind. Ich würde das sehr

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