1431 - Das Humanidrom
durchführen zu können.
Die Außenbezirke der Stadt waren menschenleer. Hier standen ausschließlich Einzelhäuser, die zumeist aus Holz erbaut waren. „Wieso sind keine Menschen zu sehen?" wunderte sich Warnat Emargoun. „Vor einigen Tagen habe ich bei fast jedem Haus jemanden gesehen. Die können doch nicht alle verschwunden sein."
Holm näherte sich dem Stadtzentrum, in dem einige mehrstöckige Gebäude standen.
Er entdeckte einige Männer, Frauen und Kinder, die stadteinwärts zogen. Die meisten von ihnen waren so groß und so rothaarig wie der Mann an seiner Seite.
Dann machte er auch einige Blues, Springer und Aras aus. Sie bewegten sich zwischen den anderen. „Sie gehen alle in eine Richtung", bemerkte der Blue. „Warum? Ist heute irgendein besonderer Tag?"
Wamat Emargoun schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben nur wenige Feiertage.
Heute ist keiner."
Das Unbehagen wuchs. Albert Holm wäre am liebsten umgekehrt. Er wurde sich dessen bewußt, daß sie sich außerhalb der Legalität bewegten und damit gegen das Gastrecht verstießen.
Wir auf Lokvorth wären auch nicht damit einverstanden, wenn Fremde von anderen Planeten zu uns kämen, bei uns einbrächen und sich holten, was sie benötigen, dachte er.
Hatte Endehar Roff wirklich recht, wenn er behauptete, daß man ihnen nicht gewähren würde, was man den Bewohnern dieses Planeten vorenthielt?
Die Worte des Leitenden Ingenieurs klangen ihm noch in den Ohren. „Die Leute von Arranguusha haben nicht die Spur einer Schulbildung", hatte Roff gesagt. „Sie können die einfachsten Geräte nicht bedienen, weil sie nicht lesen können. Wir als gebildete Leute müßten eigentlich für die Mächtigen dieser Welt so gefährlich wie eine hochbrisante Sprengladung sein. Aber sie beachten uns nicht. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Sie sind mit wichtigeren Dingen beschäftigt."
Holm hatte sich dieser Argumentation nicht entziehen können. „Sie auf uns aufmerksam zu machen wäre so ziemlich das Dümmste, was wir jetzt tun könnten", hatte Roff ergänzt. „Deshalb werden wir heimlich vorgehen und uns stehlen, was wir brauchen."
Der Chefingenieur des Humanidroms war ein genialer und ungewöhnlich erfolgreicher Mann. Er genoß nicht nur das Ansehen, sondern teilweise sogar die Verehrung der meisten Lokvorther. Er war eine der ganz großen Persönlichkeiten, die sich jeder Kritik entzogen. Albert Holm stand diesem Mann nicht ganz so ehrfürchtig gegenüber, aber er sah in ihm den größten Weltraumarchitekten aller Zeiten. Einem solchen Mann mußte Albert Holm sich ohne Diskussionen beugen, auch wenn er ein gewisses Unbehagen dabei fühlte.
Auch in der Hauptstadt von Arranguusha standen viele Maschinen herum und verrotteten, weil offenbar niemand in der Lage war, sie zu reparieren, oder weil es an Ersatzteilen fehlte.
Mit einem gewissen Mitleid blickte Holm auf die Bewohner der Stadt herab.
Lokvorth hatte das Humanidrom. Er zweifelte nicht daran, daß sie überall in der .Milchstraße um dieses Bauwerk beneidet wurden.
Und was hat Arranguusha? dachte er und gab sich gleich die Antwort: Nichts!
Zarlo Yilgrizz machte Holm darauf aufmerksam, daß immer weniger Gleiter zu sehen waren, je mehr sie sich dem Stadtzentrum näherten. „Wir sollten unsere Maschine hier irgendwo abstellen und zu Fuß weitergehen", empfahl er. „Richtig", stimmte der Siganese zu. „Sonst fallen wir unnötig auf."
Holm lenkte den Gleiter zu einem freien Platz zwischen einigen zweistöckigen Häusern. Eine Gruppe von etwa zwanzig Frauen zog unter ihnen vorbei. Sie trug mehrere Transparente vor sich her, und einige Frauen streckten immer wieder die Fäuste gen Himmel. Ihre Gesichter verrieten, daß sie erregt waren. „Sie .ziehen zu einer Demonstration", sagte Warnat Emargoun. „Weiß der Teufel, was hier gespielt wird."
Als sie ausstiegen, hörten sie das rhythmische Geschrei einer aufgepeitschten Menge. „Viel länger hätten wir nicht warten dürfen", sagte Holm und machte die anderen auf Polizeigleiter aufmerksam, die versteckt unter Bäumen parkten. „Sie hätten uns kontrolliert, wenn wir weitergeflogen wären", stimmte der Blue zu. Er stieß beide Arme in die Höhe und schüttelte die Fäuste gen Himmel, so, wie er es bei anderen beobachtet hatte. „Das Sperrgebiet grenzt an die Innenstadt", bemerkte- der Ingenieur. „Ich halte es für gut, wenn Ikarus sich jetzt absetzt und dort umsieht."
„Einverstanden", antwortete der Siganese, der lässig auf der Schulter
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