1431 - Shaos Feindin
in ihrem Wagen. Diesmal war es trotzdem anders, denn das hässliche Lachen Nagitas begleitete sie auf ihrer Reise…
***
Haito wollte vorgehen und sich von mir entfernen, aber das ließ ich nicht zu. Ich umfasste seinen rechten Arm und hielt ihn fest.
»Nicht so schnell, mein Freund!«
»Was ist los?«
»Mir gefällt die Dunkelheit nicht.«
»Was soll ich machen?«
»Licht!«
Ich merkte, dass er unter meinem Griff versteifte. Er fing an, nachzudenken. Bevor ihm eine Ausrede einfallen konnte, übernahm ich wieder das Wort.
»Es wird doch hier ein Notstrom-Aggregat geben – oder nicht?«
»Ja, das gibt es.«
»Wo?«
Die Antwort klang etwas gepresst. »Sogar hier in der Nähe.«
»Super.« Ich schaltete meine Lampe ein. »Sie brauchen es nicht mal in der Dunkelheit zu suchen.« Der Kegel wanderte vom Boden her in die Höhe. »Wo müssen wir hin?«
»Es ist rechts an der Wand. Von den Kästen gibt es zwei. An beiden Ausgängen.«
»Bitte.«
Ich kannte mich hier nicht aus und überließ ihm alles Weitere. Er musste erst die Tür aufschließen. Der Schlüssel lag auf dem Kasten.
Bevor Haito für die Notbeleuchtung sorgte, erklärte er mir noch mal, dass das Licht nicht besonders hell war.
»Das erwarte ich auch nicht von einer Geisterbahn. Das ist die Festung letztendlich – oder?«
»Für mich nicht. Sie ist für mich der Transporter in die andere Welt.«
»Meinetwegen auch das.«
Mir war nur wichtig, dass es heller wurde und wir uns den Weg nicht ertasten mussten. Was der Mann genau tat, sah ich nicht, aber wenig später wurde es heller.
Das Licht gaben die Lampen ab, die an den Wänden installiert waren. Kleine, runde Leuchten, von denen auch nicht alle brannten, sodass es immer wieder dunkle Stellen gab. Um etwas erkennen zu können, reichte es alle Mal aus, und ich konnte mich umsehen, ohne dass ich meine eigene Lampe einsetzen musste.
Was ich jetzt erblickte, das hatte ich bei meiner Fahrt schon mal gesehen. Wir befanden uns auf der unteren Ebene. Ich sah die Schienen, die sich bis zur Rampe schlängelten, über die es hinauf in die erste Etage ging.
Monster erschienen nicht. Ich sah keine Angreifer auf mich zustürmen, und da wurden auch keine Waffen gezückt.
Alles in der Umgebung hatte den Schrecken verloren.
»Zufrieden, Sinclair?«
»Fast. Sieht ja nicht eben geisterhaft aus.«
Haito hob die Schultern. »Ich kann es nicht ändern. Sie können ja noch mal eine Fahrt machen.«
»Nein, verzichte. Mich würde nur interessieren, wer das Ding hier zum Laufen gebracht hat.«
»Ich kann es nicht sagen.« Haito grinste. »Oder es war die Macht der anderen Seite. So eine Festung ist etwas Besonderes. Man kann sie nur schwerlich mit menschlichen Maßstäben messen.«
Shao und Suko fehlten mir. Und auch Nagita, wenn ich ehrlich sein sollte. Denn sie war die wahre Herrscherin in diesem kleinen Universum.
»Haben Sie sich entschlossen?«, fragte Haito.
»Ja, wir gehen weiter. Ich will Nagita finden. Aber ich will auch wissen, wo dieser Ako steckt.«
»Ich kann es nicht sagen. Seinen Bruder habe ich hier liegen sehen. Nur ist…«
Schlagartig passierte etwas Seltsames. Der normale Boden fing an zu zittern, als sollte uns eine Nachricht übermittelt werden. Wir hörten kein Geräusch, das von einer Maschine stammen könnte, die dieses Zittern verursacht hätte.
Mein Gesichtsausdruck zeigte nicht eben Freude, ganz im Gegensatz zu dem meines Begleiters.
»Nagita hat uns bemerkt«, flüsterte er. »Ihr entgeht nichts. Ja, sie weiß, dass wir hier sind.« Er lachte meckernd. »Es ist wie ein Wunder, aber es ist auch wunderbar, verstehen Sie?«
»Nicht wirklich.«
»Dann werden Sie es gleich erleben. Machen Sie sich darauf gefasst, dass sich Nagita nicht länger zurückhält.«
Das Vibrieren blieb. Allerdings war das nicht alles, denn jetzt veränderte sich unsere Umgebung, Schatten entstanden. Sie bauten sich wie Wolken auf. Sie fielen von oben herab, sie huschten an uns vorbei. Sie drängten sich zusammen, und sie wischten alles weg, was wir hier normal und real gesehen hatten. Etwas völlig anderes schob sich darüber hinweg, und ich wurde wieder an Shimadas Festung erinnert, denn auch sie war in der Lage, sich zu verändern. Ein tiefes blaues Licht erfasste uns, ließ auch unsere Gesichter in dieser Farbe aufleuchten, sodass wir beide ein gespenstisches Aussehen bekamen.
Aus dem Nichts erhielten die Wolken Nachschub. Sie peitschten gegen uns, sie zerrten an unseren Körpern, sodass wir
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